Erneuerbare Energie als Geschäftsmodell

An einer von der Energieallianz Glarus organisierten Studienreise erhielten die Teilnehmer Einblick in das Erfolgsrezept einer vielfach ausgezeichneten Bürgerfirma, welche Anlagen mit erneuerbarer Energie baut und betreibt.



Die Teilnehmer vor der Holzschnitzelheizung in Mauenheim (Bild: A. Fischli)
Die Teilnehmer vor der Holzschnitzelheizung in Mauenheim (Bild: A. Fischli)

Rund 20 Personen - darunter den Gemeindepräsidenten von Glarus Nord - konnte Jürg Rohrer im Namen der Energieallianz Glarus zur Exkursion in die Bodenseeregion begrüssen. Als Erstes wurden die Glarner in Singen von Bene Müller, Vorstand von Solarcomplex AG, in das Erfolgsgeheimnis seiner Bürger-Firma eingeführt.

Solarcomplex baut und betreibt u.a. Nahwärmenetze, welche üblicherweise aus einer Biogasanlage mit Gasmotor zur Stromerzeugung und einer Holzschnitzelheizung bestehen. Die Abwärme des Gasmotors dient zum Heizen von 200 bis 1'000 Gebäuden, die Holzheizung zur Abdeckung von Spitzenlasten.

Bürger-Firma lässt alle am Erfolg teilhaben

Die Kunden erhalten die Wärme zu einem auf 20 Jahre garantierten Festpreis, welcher unter den heutigen Kosten von Wärme aus Oel oder Gas liegt. Dadurch werden ohne jeglichen Zwang jeweils 70 bis 90% aller Gebäude in einer Gemeinde dem Nahwärmenetz angeschlossen - eine wichtige Voraussetzung für einen rentablen Betrieb. Die Biomasse stammt aus der lokalen Land- und Forstwirtschaft. Installationen werden durch lokale Firmen ausgeführt und da sich jedermann an der Bürgerfirma beteiligen kann, bleiben auch die Gewinne in der Region. Dies sei ein weiterer, entscheidender Erfolgsfaktor, betonte Müller.

Boom mit lokaler erneuerbarer Energie

Der Erfolg ist beeindruckend: Solarcomplex wurde vor 9 Jahren durch 20 Privatpersonen mit einem Aktienkapital von Fr. 200'000 gegründet. Heute zählt die Firma etwa 1'500 Aktionäre: Privatpersonen, Gemeinden und Firmen - alle aus der Region. Der Umsatz hat sich etwa alle 2 - 3 Jahre verdoppelt und beträgt aktuell 16 Mio. Fr. Trotz diesem Wachstum übersteigen die möglichen Projekte die personellen Kapazitäten der Firma immer noch.

Schlussfolgerungen für die Energieallianz Glarus?

Nach dem Mittagessen besichtigten die Glarner Besucher ein solches Nahwärmenetz in Mauenheim, danach wurde noch ein Windenergiepark und eine Passivhaussiedlung mit einer kompakten, zentralen Holzpelletheizung besichtigt. Während den Besichtigungen und später auch auf der Heimfahrt, drehten sich viele Diskussionen um die Frage, wie Anlagen mit neuen erneuerbaren Energien im allgemeinen und Fernwärmenetze im speziellen im Kanton Glarus realisiert werden könnten. Welche Rolle soll oder kann die Energieallianz Glarus dabei übernehmen? Soll sie eine Genossenschaft oder Bürgerfirma gründen und analog Solarcomplex als Energie-Contractor auftreten? Solche und ähnliche Fragen werden in den nächsten Wochen und Monaten intern, aber auch mit den kommunalen Akteuren zu diskutieren sein.

Nachhaltig beeindruckt von den Chancen erneuerbarer Energien für die lokale Wirtschaft, trafen die Teilnehmer am Abend wieder im Glarnerland ein.