Eröffnungsansprache als Landratspräsident

Heute wurde Richard Lendi (BDP) aus Mollis vom auf 60 Köpfe reduzierten Landrat als neuer Landratspräsident gewählt. Mit der nachfolgenden Rede eröffnete er sein Amtsjahr



Lendi im Foyer des Landratsaales
Lendi im Foyer des Landratsaales

Für das Vertrauen, das Sie mir soeben durch die Wahl zum Landratspräsidenten entgegenbrachten, danke ich Ihnen bestens.

So sehr mich dieses Amt ehrt, so sehr nehme ich die mit ihm verbundenen Pflichten ernst. Ich werde mich in der Verhandlungsführung um Loyalität, Neutralität und Gewissenhaftigkeit bemühen. Ich danke Ihnen, wenn Sie mich dabei unterstützen. Durch die Verkleinerung des Rates und der vielen Anpassungen der Landrats­verordnung, die mit unserer Sitzung in Kraft treten, ist auch für mich vieles neu. Ich danke Ihnen im Voraus, dass Sie mir hin und wieder einen kleinen Fehler in der Verhandlungsführung verzeihen.

Seit der Verfassungsrevision von 1887 bin ich der 125. Präsident, aber der erste des nur noch 60 Mitglieder zählenden Parlaments, und, weil die vielbeachtete Fusion unserer zahlreichen Körperschaften zu drei Grossgemeinden in mein Amtsjahr fällt, der erste von Glarus Nord. Da jedoch die drei Gemeinden erst ab 2011 offiziell selbstständig sind, bin ich seit 1887 der vierte Landratspräsident aus dem Wahlkreis Mollis.

Hingegen bin ich mit grösster Wahrscheinlichkeit wiederum der erste „Bündner“, der dieses Amt bekleiden darf. Allerdings war meine Grossmutter väterlicherseits eine geborene Altmann aus Engi, womit in mir auch Glarner Gene wirksam sind. Zudem steht der Name Lendi indirekt mit diesem Amt in Verbindung; im Amtsjahr 1905/06, also vor mehr als 100 Jahren, war der damalige Landratspräsident Dr. iur. Philippe Mercier mit Emilie Lendi aus Tamins, meiner Heimatgemeinde, verheiratet.

Ich werde vermutlich als erster Landratspräsident von Glarus Nord, des verkleinerten Landrates und des Landes Glarus mit nur drei Gemeinden sowie als erster der BDP etwas mehr, als es bei meinen Vorgängerinnen und Vorgänger üblich war, im Ram­penlicht stehen. Auch wenn mich das Amt – zugegebener Massen – mit Freude und ein wenig mit Stolz erfüllt, bin ich mir des hohen Masses an Verantwortung und Verpflichtung, die ich wahrzunehmen habe, bewusst.

Sie ehren durch meine Wahl nicht nur mich, meine Familie und meine Heimat­gemeinde Tamins, sondern auch die „Bürgerlich-Demokratische Partei“ des Kantons Glarus. Die BDP, jüngste politische Kraft im Glarnerland und in der Schweiz, fühlt sich geehrt, in ihren Reihen neben dem Landammann Röbi Marti auch den Landrats­präsidenten stellen zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit danke ich allen Wählerinnen und Wählern von Glarus Nord, sowie des Landes Glarus von ganzem Herzen.

Es ist mir ein besonderes Anliegen, meinem Vorgänger, Hanspeter Toggenburger, sicher auch in Ihrem Namen den verbindlichsten Dank auszusprechen. Seiner Kompetenz und seiner ruhigen Art ist es zu verdanken, dass die nicht immer einfa­chen Geschäfte sachlich und politisch korrekt behandelt werden konnten. – Lieber Hanspeter, während der vergangenen zwölf Monate durfte ich dir als Vizepräsident zur Seite stehen und viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Ich werde in den künfti­gen Sitzungen einige von ihnen einbringen können; dafür danke ich dir nochmals und ganz persönlich bestens.

Meine Damen und Herren, wir stehen am Anfang einer neuen Legislaturperiode, die im Zeichen von Veränderungen steht. Wir werden unseren Kanton in den nächsten vier Jahren auf dem Weg zum Ziel „drei starke Gemeinden – ein wettbewerbsfähiger Kanton“ begleiten und wesentlich mitgestalten. Dabei kann ein Zitat von Winston Churchill richtungweisend sein:

Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.

Dieses Wort sagt mir: Jedes Ratsmitglied kann seine Meinung, nach bestem Wissen und Gewissen einbringen. Für mich ist es selbstverständlich, dass man dabei anstän­dig und respektvoll miteinander umgeht, was emotionales und konsequentes Vertre­ten des eigenen Standpunktes nicht ausschliesst.

Es heisst aber auch, die Meinung anderer zu akzeptieren und bereit zu sein, einen für das Land Glarus guten Konsens zu finden und entsprechend den demokratischen Grundrechten zu handeln.

Dazu nehme ich Sie alle mit in die Verantwortung: die bisherigen Ratsmitglieder, indem sie eine Vorbildfunktion wahrnehmen, die neuen, indem sie die in diesem Saal geübten Gepflogenheiten anerkennen und achten. Vieles ist ungeschriebenes Recht, einiges in der revidierten Landratsverordnung, die Sie alle erhalten haben, festgelegt. Meine Pflicht und Aufgabe als Landratspräsident ist es, unserer guten Kultur Sorge zu tragen. Ich habe mir vorgenommen, nichts zu dulden, das ihr widerspricht.

Für den Kanton Glarus wünsche ich mir, dass wir gemeinsam den eingeschlagenen Weg bestreiten und den Mut, den wir ja jüngst mit Entscheiden wie zur Gemeinde­fusion oder zum Stimmrechtsalter 16 bewiesen haben, beibehalten. Ja, ich wünsche mir – als einer der von vielen noch als „Schamauch“ bezeichnet wird – Offenheit für Innovatives und Neues. Konstruktive Sachpolitik in diesem Saal wird uns den Weg zu Neuem weisen, denn:

Man darf niemals 'zu spät' sagen. Auch in der Politik ist es niemals zu spät. Es ist immer Zeit für einen neuen Anfang.

Mit diesem Zitat von Konrad Adenauer wünsche ich uns ein erfolgreiches neues Amtsjahr sowie eine weiterführende Legislaturperiode 2010/2014.