Erste Eindrücke von Chile und der Schweizer Schule

Vier Glarner Fachlehrer leiten die Wirtschaftswoche an der Schweizer Schule in Santiago de Chile. Die ersten Eindrücke von Land und Leuten schildern sie hier.



Erste Eindrücke von Chile und der Schweizer Schule

Anreise am Freitag/Samstag 14.4. – 15.4.2016

Endlich ist es so weit. Heute geht unsere Reise nach Chile los. Anhand von ein paar Sitzungen zu viert, einem Telefonat und ein paar wenigen E-Mails mit der Schweizer Schule in Santiago de Chile haben wir dieses Abenteuer so weit wie möglich vorbereitet und sind jetzt freudig (an-)gespannt, was uns in Südamerika erwartet.

Über Paris fliegen wir nach Santiago de Chile. Das für uns organisierte Taxi wartet tatsächlich wie abgemacht mit unserem Namenstäfäli auf uns. Die Fahrt zum Hotel im Herzen des Viertels Providencia zeigt uns definitiv: Wir sind in einer anderen Kultur angekommen.

Ein erster Spaziergang führt uns zum Colegio Suizo de Santiago. Die bemalte Kuh neben dem Haupteingang lässt die Schweizer Schule eindeutig erkennen. Wir sind erstaunt, dass sich nicht nur vor jedem öffentlichen Gebäude, sondern auch vor vielen Wohnblocks ein besetztes Wachhaus befindet. Auch die Stromleitungen verblüffen uns.

Wir schlendern durch die Shopping-Strasse Providencia, in der wir uns anschliessend einen Apéro im Schopdog gönnen. Die Speisekarte ist überall nur in Spanisch, was unsere Wahl zu einer Überraschung macht. Auch mit den Kellnern (ausschliesslich Männer) verständigen wir uns eher mit «Händen und Füssen» als mit Englisch, weil sich unser Spanisch leider in Grenzen hält. Gerne möchten wir etwas Chilenisches essen. Dies stellt sich als ziemlich schwierig heraus. Es gibt zwar «die chilenische Küche», doch typische Restaurants finden sich in der Stadt praktisch nicht. Deshalb entscheiden wir uns für den Italiener.

Samstag, 16.4.2016

Heute steht Sight-Seeing auf dem Programm. Zu Fuss über verschiedene Pärke gelangen wir zum Esswaren-Markt «Mercado Central», dem Fisch- und Blumenmarkt sowie auf den Hauptplatz «Plaza de Armas». Hier tummeln sich ziemlich gedrängt zahlreiche Leute jeden Alters und es fühlt sich sehr viel südamerikanischer an, als es dies in unserem Hotel-Viertel tut.

Dass die chilenische Tortilla ein Rührei mit Füllung und der «Café con leche» ein Instant-Kaffee, ganz ohne Wasser zubereitet, ist, erfahren wir bei unserem Mittagsimbiss. Die chilenischen Chinchineros – Trommler, welche eine Pauke auf dem Rücken tragen und mit dem Fuss über einen Strick die Cinelle spielen, zogen eine Menge von Zuschauern an. Daneben führt ein Tanzpaar den chilenischen Volkstanz Cueca zu Livemusik auf.

Für das Abendessen sind wir vom Konrektor der Schweizer Schule, Dr. Oliver Bär, eingeladen. Er, ein junger ehemaliger Kanti-Lehrer aus der Schweiz, welcher seit Oktober in Chile lebt, zeigt uns zuerst den riesigen Schulkomplex. Hier werden rund 700 Schüler von der Spielgruppe bis zum Maturaabschluss von zirka 60 Lehrer/-innen unterrichtet. Er erzählt, dass rund ein Viertel der Schüler einen Schweizer Pass besitzen. Früher war dies eine Aufnahmebedingung. Heute kann sich jeder bewerben. Die Nachfrage ist sehr hoch: So bewerben sich jährlich zirka 120 Kinder, von denen rund 50 aufgenommen werden. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass das Colegio zu den führenden Schulen Chile’s gehört – gemessen an der Abschlussquote der Maturanden.

Deutsch ist bis zur abgeschlossenen Grundschule (8 Jahre) die Hauptsprache, Spanisch wird als Fremdsprache unterrichtet. Ab der Gymnasial-Stufe wird hauptsächlich in Spanisch gelehrt, damit die Schüler optimal auf den standardisierten chilenischen Schulabschluss, welcher aus einer mit Multiple-Choice-Prüfung besteht, vorbereitet werden.

Wir essen in einem peruanischen Restaurant und entdecken den Pisco Sour, Ceviche (roher, in Zitronensaft eingelegter Fisch mit Gemüse in verschiedenen Saucen) sowie Carménère (Wein aus einer Traube, die wegen Reblausbefall fast ausschliesslich in Chile angebaut wird).

Da es hier sehr selten regnet, ist die Infrastruktur in Santiago nicht für grosse Regenfälle vorbereitet. Deshalb wird über die Medien angekündigt, dass das Wasser voraussichtlich für 24 Stunden abgestellt wird, weil sie mit der Aufbereitung des Trinkwassers überfordert sind.

Sonntag, 17.4.2016

Es hat die ganze Nacht weitergeregnet. Die Strassen sind überflutet, das Wasser läuft in die Tiefgaragen und die U-Bahn-Stationen. Tatsächlich ist kein Wasser mehr vorhanden im Hotelzimmer. Das Morgenessen können wir in einem Café zwar kaufen, aber lediglich als Take away. Die Restaurants bleiben geschlossen.

Gemeinsam essen wir im Hotelzimmer unser Baguette und die spanischen Vanille-Plunder – einmal ohne Kaffee oder Tee. Wir treffen die letzten Vorbereitungen für die Woche, welche morgen startet. Wir sind neugierig, wie wir den Weg zur Schule mit dem Taxi morgen schaffen werden, wenn es heute weiterregnet und das Wasser noch mehr steigt. Und auch gespannt auf die dreistündige Busfahrt mit allen Schülern nach Maitencillo ans Meer, wo die Wirtschaftswoche in einem einfachen Hotel stattfinden wird.

Schon bald werden die Schüler über ihre Erlebnisse berichten.