Erster Festsieg für Patrik Schiesser

Doch noch ein schwingerischer Freiluftwettkampf im Sägemehl in diesem Jahr. Beim Abschlussschwinget in der Bleiche in Glarus siegte bei den Aktiven Nichtkranzer Patrik Schiesser sowie Patrik Feldmann und Sales Tschudi in den beiden Nachwuchskategorien.



Severin Bäbler (oben) gegen This Freuler. (Bilder: j.heer)
Severin Bäbler (oben) gegen This Freuler. (Bilder: j.heer)

Wenn in einem Vierteljahrhundert über die Ereignisse vom 12. September 2020 geschrieben wird, gelten jene Organisatoren vielleicht als Pioniere oder Legenden, für das, was sie damals auf die Beine stellten und ihren Mut ein Schwingfest anzusagen trotz Corona. Erstmals seit dem 23. Februar, oder 202 Tagen wurde am vergangenen Samstag wieder geschwungen. In Ebnat-Kappel fand das erste offizielle, vom Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) anerkannte Schwingfest, der Jungschwingertag Ebnat-Kappel statt. Organisator war der Schwingklub Wattwil unter der Leitung von Königsbruder Urs Abderhalden (Klubpräsident seit 2019). In Glarus organisierte der Glarner Kantonale Schwingerverband unter dem Patronat des OK Bergschwinget Klöntal ein Schlussschwinget für alle Glarner Schwinger. Während die Vorkehrungen im Toggenburg so getroffen wurden, dass maximal 1000 zugelassen waren (mit Unterteilung in Sektoren), handhabten es die Glarner kleiner. In Glarus, im „Waldschlössli“ auf dem Hof von Albert und Peter Horner, waren maximal 300 Zuschauer zugelassen.

Paradoxe Situation

Dass der Anlass von Glarus nicht im ESV als offizieller Anlass aufgeführt wurde und dass in den Medien im Vorfeld nicht darüber berichtet wurde hatte einen einzigen Grund. „Mit Werbung wären wir wohl von Zuschauern überrannt worden, sehnen sich doch die Schwingfestfans nach sieben Monaten ohne einen einzigen Wettkampf förmlich nach Schwingfestatmosphäre. Dies wollten wir bewusst vermeiden, da wir die Platzmöglichkeiten nicht hatten 1000 Zuschauer oder mehr mit Einhaltung der Vorschriften des Bundesrates für Gesundheit (BAG) zu bewältigen“, sagt Vizepräsident Rolf Figi. „Wir wollten ein Anlass im familiären Rahmen – dies ist uns vorzüglich gelungen“, so der Wirtschaftschef vom Anlass weiter. Die Jungschwinger hatten seit dem Januar (Hallenwettkampf) keinen Wettkampf mehr ausgetragen. Seit Juni sind zumindest Trainings wieder erlaubt nach den schrittweisen Lockerungen der Corona-Schutzmassnahmen. Im Sinne des Nachwuchses, dem obersten Gut, führten die Organisatoren jene Wettkampf im Hauptort durch. Und doch ist es paradox, muss man Werbung verzichten und darauf hoffen muss, dass nicht zu viele Leute das Festgelände stürmen. Aber im Zeitalter von Corona ist alles etwas anders, dies bekamen die Organisatoren auch beim Aufstellen der Arena zu spüren, betrieben sie doch einen deutlichen Mehraufwand.

Prominenter Besuch

In Glarus die Ehre gab sich auch Stefan Strebel, Eidgenössischer Technischer Leiter aus dem aargauischen Freiamt. Strebel führt die Arbeitsgruppe die sich mit der Thematik „Durchführung von Schwingfesten 2021“, befasst. Strebel verkündete, dass die Technische Kommission (der auch der Glarner Fridolin Beglinger angehört) diese Woche eine Sitzung habe, und dass das Konzept aufgegleist sei. Ende September gelangt dieses via ESV an die Öffentlichkeit. In Schwingkreisen ist man sich einig, 2021 muss, unter welchen Vorkehrungen auch immer, wieder geschwungen werden. Ob mit Maskenpflicht, oder ob in Hockey und Fussballstadien ausgewichen wird, die das Schutzkonzept für ihre Sportart bereits erarbeitet haben, der ESV wird in Kürze über die Abhaltung von Wettkämpfen ab 2021 orientieren.

Offene Ausgangslage

Mit Roger Rychen (verletzt), Christian Jöhl (Rücktritt während dem Jahr) und Reto Landolt (Arbeitsunfall) fehlten drei Kranzer beim Schlussschwinget. „Ich hätte gerne teilgenommen. Doch für einen Ernstkampf muss man zu 100 Prozent fit sein. Angeschlagen etwas riskieren wollte ich nicht“, sagte der ganz in der Nähe beim Festplatz wohnhafte zweifache Eidgenosse. Rychen hatte sich vor zehn Tagen im Training ein Band überdehnt. „Nichts schlimmes“ gab der gebürtige Molliser gleichzeitig Entwarnung. Da auch aus den angekündigten Comebacks von Franz Freuler und Fridolin Beglinger nichts wurde, traten lediglich neun Wettkämpfer zum Ernstkampf an. Nach dem fehlen von Rychen (der als Kampfrichter amtete), lag die Favoritenrolle beim einzigen verbleibenden Kranzschwinger Christian Pianta. Zuletzt hatte der Metzger Pech. Patrik Schiesser und Pianta stellten im Anschwingen. Mit Siegen über Tobias Fässler und Mario Tschudi und zwei weiteren Unentschieden gegen Beni Rhyner und Simon Trümpi erreichte Pianta trotzdem den Schlussgang. Schiesser musste nach resultatlosem Beginn im Anschluss gegen Sämi Horner gar untendurch. Doch mit drei Siegen in Serie übernahm er nach fünf Gängen  die Führung. Im Schlussgang griff Pianta mit Kurz vehement an und kam dem Sieg sehr nahe. Da ihm das Resultat nicht gegeben wurde und Schiesser den Schwung des Angriffs am Boden resolut zu seinen Gunsten verwertete, kam der bärtige Linthaler obenauf, wo er den Molliser nicht mehr entrinnen lies. Für Schiesser war es der erste Festsieg an einem schwingerischen Anlass und dies erst noch an einem Wettkampf der besonderen Vorzeichen.

Zwei überlegene Sieger

Während der Wettkampf bei den Aktiven einem offenen Schlagabtausch gleichkam, setzten sich Patrik Feldmann und Sales Tschudi beim Nachwuchs mit je sechs Siegen und je 59,75 Zählern deutlich von der Gegnerschaft ab. Sportschüler Feldmann, Sohn von NOS-Kranzer Jakob Feldmann, bezwang Tobias Tremp, Jan Bommer, Thomas Trümpy, Severin Bäbler und Jonas Ebnöther. Nur gegen Trümpy schaute keine Zehn heraus. Auf den Ennendaner traf er zuletzt nochmals, wo er wiederum die Oberhand behielt. Zuerst am Boden mit Kopfgriff in guter Position lies er Trümpy nochmals entrinnen. Mit Kurz fügte der Riedener im Anschluss die Entscheidung herbei. Trümpy musste zweimal gegen Feldmann unten durch, alle übrigen Duelle gewann er mit der Maximalnote. Trotz verlorenem Schlussgang blieb ihm der Ehrenplatz gefolgt vom Sernftaler Duo Niels Marti und Pirmin Tschudi.

In der unteren Kategorie war Sales Tschudi ohne Gegnerschaft. Arno Lütschg, Nino Marti, Patrick Streiff, Florian Lütschg und Jonas Beglinger, alle musste sie die Überlegenheit des Nationalturners in den Reihen der NR Netstal akzeptieren. Im Schlussgang kam es nochmals zum Duell mit Nino Marti. Doch Tschudi machte kurzen Prozess und überraschte den Grosstaler im ersten Zusammengreifen mit seinem gefürchteten Hüfter. Mit Enrico Tschudi auf dem Ehrenplatz gab es gar einen familiären Doppelsieg für die jagdbegeisterten Gebrüder.

Für einige Jungschwinger war das geschichtsträchtige Fest am Fusse des Vorderglärnisch gar das allererste Schwingfest ihrer Laufbahn. Ein Einstieg in den Nationalsport unter besonderen Bedingungen, die man so schnell nicht vergisst. Trotz Corona und einer Zeit, wo fast sämtliche Veranstaltungen abgesagt werden, hat ein OK den Mut gefunden, einen Anlass unter erschwerten Umständen anzusetzen und durchzuführen. Vorgängig an den Wettkampf fanden sich auf demselben Areal einige Neuinteressierte zum Schnupperkurs ein. Die Trainingsleiter Martin Hager und Florian Beglinger sowie Eidgenosse Roger Rychen zeigten den anwesenden die erste Finessen des Schwingsports. Die Organisatoren dürfen stolz sein, was sie auf die Beine gestellt haben. Ein gemütlicher Ausklang beim Schwingermenu, einem Bier und Bratwurst, durfte denn auch nicht fehlen. (JHE)

Ranglisten:

Aktive (9 Teilnehmer) Schlussgang: Patrik Schiesser (Linthal) bezwingt Christian Pianta (Mollis) nach 3:54 Minuten mit Kurz/Konter und überdrücken am Boden. Rangliste: 1. Schiesser 57,75. 2. Trümpi Simon (Ennenda) 56,25. 3. Pianta 55,75. 4. Horner Sämi (Ennenda) 55,50. 5. Rhyner Beni (Ennenda) 55,25. 6. Fässler Tobias (Engi) 55,00. 7. Schnyder Christian (Rüeterswil) und Tschudi Mario (Ennenda), je 53,25. 8. Tremp Ruedi (Mollis) 51,75.

Jungschwinger Jahrgänge 2005 bis 2008:

Schlussgang: Patrik Feldmann (Riedern) bezwingt Thomas Trümpy (Ennenda) nach 2:25 Minuten mit Kurz.

Rangliste: 1. Feldmann 59.75. 2. Trümpy 57,25. 3. Marti Niels (Matt) und Tschudi Pirmin (Matt), je 56,50. 4. Beglinger Fridolin (Mollis) 55,00. 5. Ebnöther Jonas (Luchsingen), Figi Fridolin (Luchsingen) und Tremp Tobias (Mollis), je 54,50. 6. Bäbler Severin (Mollis) und Bommer Jan (Mitlödi), je 54,25. 7. Freuler This (Glarus) 52,75. 8. Fässler Elias (Engi), 51,75.

Jahrgänge 2009 bis 2012

Schlussgang: Sales Tschudi (Matt) bezwingt Nino Marti (Haslen GL) im ersten Zug mit Hüfter.

Rangliste: 1. Tschudi 59,75. 2. Tschudi Enrico (Matt) 57,00. 3. Lütschg Arno (Mollis) 56,75. 4. Marti, Beglinger Noah (Mollis), je 56,00. 5. Beglinger Jonas (Filzbach) und Lütschg Florian (Mollis), je 55,50. 6. Schneider Elia (Obstalden) 55,25. 7. Freuler Joe (Glarus) und Streiff Patrick (Braunwald), je 54, 25. 8. Hösli Carlo (Näfels) 54,00. 9. Hösli Janis (Näfels) 52,75. 10. Marti Nic (Linthal) 52,00.