Ertragslage der Schweizer Landwirtschaft ist in Schieflage geraten

Die Mitglieder des Glarner Bauernverbandes hielten kürzlich in Schwanden Rückschau auf das Jahr 2016. Im Schnellzugstempo verabschiedeten sie die 13 Punkte umfassende Traktandenliste, erlebten sie einen engagierten Werbeauftritt des Vizepräsidenten des Schweizerischen Bauernverbandes für ein Ja zum Gegenvorschlag der Ernährungssicherheits-Initiative und bekamen einen ganz speziellen Einblick in das Leben unserer Kühe.



Fritz Hefti (Kommissionspräsident) und GBV-Präsident Fritz Waldvogel. Regierungsrätin und Departements-Vorsteherin Marianne Lienhard freut sich am ausgezeichneten Einvernehmen mit dem Glarner Bauernverband. Der Bündner Tierarzt Dr. Rolf Hanimann ist neu auch für den Kanton Glarus zuständig. Mit viel Herzblut vertrat Urs Schneider
Fritz Hefti (Kommissionspräsident) und GBV-Präsident Fritz Waldvogel. Regierungsrätin und Departements-Vorsteherin Marianne Lienhard freut sich am ausgezeichneten Einvernehmen mit dem Glarner Bauernverband. Der Bündner Tierarzt Dr. Rolf Hanimann ist neu auch für den Kanton Glarus zuständig. Mit viel Herzblut vertrat Urs Schneider

Schwanden bot kürzlich Gastrecht für die Mitglieder des Glarner Bauernverbandes. Im Saal des Brauereigasthofs Adler hiess Präsident Fritz Waldvogel die anwesenden Versammlungsteilnehmer und Gäste, darunter Ständerat Dr. Thomas Hefti, Regierungsrätin Marianne Lienhard, Urs Schneider, Vizepräsident des Schweizerischen Bauernverbandes sowie Vertreter befreundeter Verbände herzlich willkommen.

Wetterkapriolen gaben den Bauern zu schaffen

In seiner Begrüssung kam der Vorsitzende nochmals auf die Wetterunbille im vergangenen Jahr zu sprechen, die unseren Bauern arg zusetzten. Einem garstigen Frühling folgte ein ansprechender Sommer und im Anschluss ein toller Herbst, der alles wieder wettmachte. Ein Hauptaugenmerk richtete sich auf das Weltgeschehen und die unbändigen Naturgewalten. Diese zeigen auf, dass man gut beraten ist, die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln im eigenen Land zu sichern. Deshalb hatten sich der Bundesrat und das Parlament mit dem Thema der Ernährung des Schweizer Volkes aufgrund verschiedener Initiativen, allen voran mit der Ernährungssicherheits-Initiative des Schweizer Bauernverbandes auseinandergesetzt und eine entsprechende Gesetzesvorlage dem Schweizer Volk vorgesetzt. Ein vom Ständerat ausgearbeiteter Gegenvorschlag soll dazu beitragen, die Ernährung der Bevölkerung zu sichern und die Produktivität der Landwirtschaft zu halten.

Ertragslage der Landwirtschaft in Schieflage

Da der wichtigste Sektor Milch mit dem derzeitigen Erlös die Produktionskosten nicht mehr gedeckt werden kann, ist die Ertragslage der Schweizer Landwirtschaft in Schieflage geraten. Deshalb sind hier Produktion, Verarbeitung, Handel und Konsum stark gefordert, dass es baldmöglichst eine Kehrtwende bei der Wertschöpfung Milch gibt! Nur damit ist eine Milchproduktion in der Schweiz in Zukunft möglich. Aber auch den anderen Märkten gilt die grösste Aufmerksamkeit, denn rund zwei Drittel des Einkommens der Bauern wird mit dem Verkauf von Produkten erwirtschaftet. Nur wenn alle am gleichen Strick ziehen und mit viel Herzblut ihre Aufgaben erfüllen, können die hochgesteckten Ziele erreicht werden.

Traktanden im Schnellzugstempo verabschiedet

Im Schnellzugstempo und in gewohnt souveräner Manier führte Präsident Waldvogel durch die 13 Punkte umfassenden Traktandenliste. Das Protokoll der Hauptversammlung 2016, verfasst von der Aktuarin Jolanda Menzi sowie die perfekt und sauber geführten Jahresrechnungen des Glarner Bauernverbandes, der Geschäftsstelle und des Betriebshelferdienstes von Geschäftsführerin Deborah Plattner fanden die uneingeschränkte Zustimmung der Anwesenden. Mit Akklamation wählte die Versammlung den Schwandner Martin Luchsinger zum neuen Rechnungsrevisor. Hingegen bleibt der Sitz eines Vorstandsmitgliedes weiterhin vakant. Das vorgesehene Tätigkeitsprogramm 2017 wird dem Glarner Bauernverband ein gerütteltes Mass an Arbeit bescheren. Im Mittelpunkt stehen die Vertretung der Glarner Landwirtschaft gegenüber dem Bund, dem Kanton, den Gemeinden und den Dachverbänden. Ebenso stehen die Landwirtschaftliche Beratung, Güllengruben-Kontrollen, die Begleitung der kommunalen und kantonalen Raumplanung, die Trägerschaft LQ, der Agrotourismus, Regionalprodukte, die Basiskommunikation am Stand der Glarner Messe, ein Clean-Up-Day und der Gegenvorschlag der Ernährungssicherheits-Initiative im Zentrum des Interesses.

Erfolge rufen Gegner auf Plan

In seinem ausführlichen Jahresbericht kam Präsident Waldvogel nochmals auf verschiedene Aspekte und Geschehnisse im vergangenen Jahr 2016 zu sprechen. So darf die Einreichung von 150 000 Unterschriften für das Zustandekommen der Ernährungssicherheits-Initiative als grosser Erfolg für die Schweizer Bauern gewertet werden. Bekanntlich rufen Erfolge immer wieder auch Gegner auf den Plan. Mit zweifelhaften Aktionen und Argumenten versuchen diese, solche Erfolge zu schmälern und zu untergraben. Beispielsweise mit der Einführung einer Grundstückgewinnsteuer, die einen auslaufenden Landwirtschaftsbetrieb um seine Altersvorsorge bringen kann oder mit Vorwürfen, die Landwirtschaft verschmutze die Gewässer übermässig mit Pflanzenschutzmitteln, obwohl die aufgebrachten Mengen immer weniger werden und die Ausbringtechnik laufend verbessert wird. Ein beliebtes Thema und gerne in aller Öffentlichkeit diskutiert werden die Direktzahlungen. Hier spielen auch die Sozialmedien mit Falschinformationen eine denkbar schlechte Rolle. Solche Aktionen zeigen ein völlig falsches Bild unserer Landwirtschaft auf. Für Direktzahlungen erbringt jeder Betrieb seine Leistung und übernimmt die Verantwortung für Fehler bei der Arbeit und bei Verletzung von Vorschriften. Hier drohen nicht nur Bussen, sondern auch noch Kürzungen von Direktzahlungen.

Nutzungseinschränkungen sind existenzbedrohend!

Die Nutzungsplanungs-Revision wird die Glarner Landwirtschaft auch noch in den kommenden Jahren beschäftigen. Ein sehr beherrschendes Thema ist nebst vielem anderen die Ausscheidung der Gewässerräume. Hier wird den Bauern eine unglaubliche Bürde auferlegt und für einzelne Betriebe werden die Nutzungseinschränkungen existenzbedrohend. Bei den Behörden stossen die Anliegen auf taube Ohren und man scheint das Augenmass und den Blick um das Ganzheitliche verloren zu haben. Auch der Wolf, der unserem Kanton immer wieder mal einen Besuch abstattet, beschäftigt die Glarner Bauern. Agrotouristisch konnte im vergangenen Jahr auch einiges geboten werden: So waren die organisierte und kommentierte Alpabzüge im Klöntal ein absoluter Publikumsrenner. Ebenso erfolgreich war der gemeinsame Auftritt vom Glarner Bauernverband, den Landfrauen und Bäuerinnen, dem Agrotourismus Glarnerland und der «Schlemmertruggä» ein Grosserfolg an der letztjährigen Glarner Messe. Der Jahresbericht von Präsident Fritz Waldvogel und im Anschluss der Geschäftsstellenbericht von Kommissionspräsident Fritz Hefti wurden diskussionslos von der Versammlung genehmigt.

Ausgezeichnetes Einvernehmen mit der Regierung

Regierungsrätin und Departements-Vorsteherin Marianne Lienhard überbrachte die Grüsse der Glarner Regierung. Nebst interessanten Informationen über die Sachgeschäfte der kommenden Landsgemeinde freute sie sich über das ausgezeichnete Einvernehmen mit dem Glarner Bauernverband und ihrem Präsidenten. Weitere Grussadressen überbrachten Marco Baltensweiler vom Amt für Landwirtschaft, Kantonstierarzt Rolf Hanimann. In seinem hochinteressanten Kurzreferat brachte der höchste Bündner neu für den Kanton Glarus zuständigem Tierarzt das leidige Problem mit dem Hundekot zur Sprache. Dabei ermutigte er die Glarner Bauern, fehlbare Hundehalter anzuzeigen. Bezüglich Vogelgrippe könne man aufgrund der registrierten Fälle (in der Schweiz wurde kein einziger Fall registriert) bald einmal Entwarnung geben. Noch bis 31. März 2017 bestehe aber eine Stallpflicht!

Beste Werbung für Ernährungssicherheits-Initiative

Engagiert und mit viel Herzblut vertrat Urs Schneider, stellvertretender Direktor des Departements «Kommunikation und Services» des Schweizerischen Bauernverbandes im Anschluss an die Hauptversammlung die Interessen der Initianten für die Ernährungssicherheits-Initiative und empfahl für den ständerätlichen Gegenvorschlag ein Ja in die Urne zu legen. Dabei geht es wie schon eingangs erwähnt um die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Der Bund muss dazu die notwendigen Voraussetzungen schaffen. Die Eidgenössische Volksabstimmung soll am 24. September 2017 über die Bühne gehen. Auf dieses Datum hin richtet sich auch die Kampagnenplanung aus. «Herzblut» und «Einigkeit» sind Voraussetzungen für einen Erfolg der Kampagne.

Kühe verstehen – Landwirtschaft gestalten

Das Sahnehäubchen der diesjährigen Hauptversammlung war definitiv das mit Spannung erwartete Referat von Biobauer und Buchautor Martin Ott. «Kühe verstehen – Landwirtschaft gestalten» heisst sein neuestes Werk, welches Basis für seine witzig spritzigen Ausführungen in schönstem Züri-Slang waren und die begeisterten Zuhörer verzückten. In seinem Referat beschrieb er plastisch, wie Kühe kommunizieren, wie man sich mit der Kuh verständigen und über sie die Welt verstehen kann. Ott hat all seine Beobachtungen, Erfahrungen und Gedanken über die Kuh akribisch festgehalten. Er sprach damit die tiefe Sehnsucht der Menschen nach einem respektvolleren Zusammenleben mit den Nutztieren an. Sein Referat – ein absoluter Hit! Sein Buch – wärmstens zu empfehlen!