Erwin hinterfragte den Sinn des Lebens auf die ihm eigene Art. Wie eine Vielzahl von Weinflaschen in die zwei Kartonröhren gelangen, hervorgezaubert werden, den Platz in Windeseile wechseln – das bleibt sein wohlgehütetes Geheimnis. Weinhändler würden sich garantiert freuen, wenn die Angebote in ihren Kellern auf diese Weise vermehrt würden. Erwin erläutert, wirbelt rum, rühmt die Intelligenz der Besucherinnen und Besucher in Schwanden, redet von einem lästigen Stau auf der Hinfahrt, wo er als Vorderster vier Stunden ab Zürich in die Metropole von Glarus Süd gebraucht habe. Er widmet sich intensiv, kenntnis- und ebenso temporeich dem Kartenspiel, vermag irgendwann eine durch die Luft wirbelnde Jasskarte im Flug aufzuspiessen und treffsicher in jene Scheibe zu platzieren, die er einem seiner Gäste umgehängt hat. Dass er dessen hohes Vertrauen in ihn – den Erwin – bewiesen habe, berühre ihn zutiefst.
Alles ist riesig kurzweilig, pointenreich. Stets publikumswirksam charmant, switcht er von einer Begebenheit zur andern, mimt den Schussligen, Vergesslichen, muss sogar Spickzettel beiziehen – auf dass alles bestens funktioniere. Und man muss schon Zeuge des Geschehens auf der Bühne sein, um eventuell zu verstehen, wie ein Schuh in eine Mappe, eine Socke an einen andern Ort als den Fuss, eine Spielkarte auf dem Pullover erscheint, wie rote urplötzlich zu schwarzen Tüchlein werden, ganze Kartenspiele die Grundfarbe ändern.
Man kriegt beinahe Mitleid mit ihm, wenn er von der so bewegenden Zugfahrt ab Zürich nach Olten und die reizende Bekanntschaft mit einer mitreisenden, offenbar sehr charmanten Dame nachhaltig zu schwärmen beginnt. Dank seinen einzigartigen Erläuterungen aus einem Zaubertrickbuch mit dem eindeutig mehrdeutigen Titel «Tricks to pick up chicks» wird man wieder in seine bühnengebundene Welt zurückgeführt.
Nach der Pause muss er seine verknorzten Glieder wieder funktionsfähig hinkriegen, unter anderem mithilfe einer ganz tollen Handentspannermaschine – einer erstmals in Schwanden eingesetzten –«Knack-Dreh-Maschinerie». Erwin funktioniert wieder und weist auf seine riesigen Fertigkeiten im Gedankenlesen hin – Resultat seiner Masterarbeit.
Es reiht sich ein charmantes kleines Highlight ans andere. Erwin, nimmermüde rumsausend, führt irgendwann mal in einen würdigen Abschluss ein, die Zugabe ist in Form einer verblüffenden Zahlenkombination mit ewig gleichem Resultat beim Zusammenzählen auf der Schiefertafel vorbereitet.
Vertreter des organisierenden Kulturvereins Glarus Süd, Mathias Grob und Marielotte Leuenberger, danken ihm und seinem riesig präsenten technischen Helfer mit den Übergaben netter Präsente – dies ohne irgendwelche Tricks.
Und damit fand ein bemerkenswert abwechslungsreicher, bunter Abend seinen Abschluss. Marc Hallers «Symphonie des Lebens» endete für die vielen Besucherinnen und Besucher ohne Tricks, Drehungen und Wendungen aller Art – dies auf dem jeweiligen Heimweg.