«Ich wäre sehr gerne nach Glarus gekommen, um Ihnen gute Neuigkeiten mitzuteilen, aber ich habe keine.» So begann Peter Regli seine Ausführungen. Noch im letzten Jahr sei er an gleicher Stelle im «Glarnerhof» gestanden und hätte nicht gedacht, dass es tatsächlich so weit kommen würde. Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten habe sich die Weltordnung geändert und zwar nicht zum Guten.
Trump der Narzisst
Regli sprach an diesem Abend Klartext. Was bedeutet es, einen Narzissten, wie Peter Regli ihn nannte, als Präsident zu haben? Ein Mann, der alles und jeden aus dem Weg räumt, der ihm nicht bedingungslose Loyalität entgegenbringt. Ein Mann, der einen TV-Moderator zum Verteidigungsminister ernennt, nur weil er ihm wohlgesinnt ist. Ein Mann, der die Seiten wechselt und sich neben den Aggressor stellt. Das sind alles Dinge, die grosse Sorgen bereiten. Trump sei unberechenbar. Heute so und morgen wieder anders. Und da sind ja noch Vladimir Putin und Xi Jinping. Die beiden auf Lebenszeit gewählten Präsidenten sehen eine Chance, Trump für ihre Zwecke zu benutzen. Das zweistündige Gespräch, das Trump und Putin in den letzten Tagen über Friedensverhandlungen führten, habe überhaupt nichts gebracht. Das heisst ein Punkt für Putin. Der russische Aggressor habe nicht die Absicht, den Krieg zu beenden. In vier Jahren ist Trump nicht mehr Präsident. Aber die beiden Machthaber von Russland und China bleiben im Amt.
Europa in der Klemme
Deutschland ist nach der Parlamentswahl gelähmt, Frankreich weiss nicht so recht, was es machen soll. Viel hängt nun vom englischen Premierminister Keir Starmer ab. Er hat die Führung der Gespräche übernommen. Europa muss sich einigen und stärker werden. Das bedeutet auch Aufrüstung. Aber Peter Regli fragt: «Ist es dafür nicht viel zu spät?» Zu lange habe man diskutiert und zugeschaut. Zu lange habe man die Gefahr für Europa mit Trump als US-Präsident nicht erkannt. Die liberale, demokratische, regelbasierte und menschenrechtachtende Weltordnung sei am Ende. Peter Regli bezeichnete dies von der multi- zur trigonalen Weltordnung. Russland führt ein hybrider Krieg gegen Europa. Beeinflussung, Drohungen, Spionage, Cyberoperationen, Anschläge, Sabotage, Kriegshandlungen – die Lunte brennt und die Lunte ist kurz.
Gefährdete Freiheit
«Europa ist unvorbereitet, es herrscht eine grosse Ungewissheit und die Angst vor einem Krieg ist nicht unbegründet. Doch was bedeutet das alles für die neutrale Schweiz? Man soll, man muss über diese Neutralität diskutieren, sonst stehen wir weit im Abseits», meinte Peter Regli. Es ist jetzt schon schwierig genug oder wie es Staatssekretär Markus Mäder in den Medien sagte: «Wir müssen unsere Sicherheitspolitik auf das Reale ausrichten und uns mit der Welt beschäftigen, und zwar der Welt, wie sie jetzt existiert und nicht mit einer Welt, wie wir sie gerne hätten.»
Was Peter Regli an diesem Abend präsentierte, waren unbestreitbare Fakten und keine Mutmassungen. Er verstand es, die momentane Weltsituation eindrücklich und gut verständlich zu schildern. Viele sind sich der ernsten Situation gar nicht so richtig bewusst, und schaute man in die Gesichter der Zuhörer und Zuhörerinnen, konnte die eine oder andere Sorgenfalte entdeckt werden. Es war eine Standortbestimmung der Weltordnung, die zu denken gibt. Am Ende seiner Ausführungen zeigte Peter Regli noch ein Bild der Freiheitsstatue von New York, die sich mit gepackten Koffern mit den Worten Merci …et au revoir auf den Weg zurück nach Frankreich macht. Dieses Schlussbild sprach für sich selbst.