Es war einmal … Märlitagsvorbereitungen

Mit viel Kreativität, hohem zeitlichem Aufwand und nie erlahmendem Eifer haben sich in der zweitletzten Woche der Sommerferien verschiedene Erwachsene und schulpflichtige Kinder fürs Zustandekommen eines märchenhaft schönen Sonntags in Braunwald befasst.



Regisseurin und Initiantin der Märlitage in Braunwald. Weitere Bilder von der Probewoche in Braunwald.
Regisseurin und Initiantin der Märlitage in Braunwald. Weitere Bilder von der Probewoche in Braunwald.

Unter Leitung von Ursi Kessler wurde geprobt und nochmals geprobt, an Sprechtempo und deutlichem Reden hin zum Publikum, den richtigen Positionen, der Auftrittsform, dem Abwarten der Hinweise der Erzählerin, den Requisiten und sinngebenden Gesten rumgefeilt. Zäh und geduldig waren alle gleichermassen intensiv dabei. Hatten die Kinder nichts zu tun, übten sie im Geräteraum der Tödihalle, die Frauen bastelten, was das Zeug hielt, über Mittag reichte es zu einer kurzen Pause, dann ging es weiter.

Und am zweitletzten Tag der Probewoche war es endlich so weit – man übte in den Kostümen für die Auftritte mit Rotkäppchen, Rapunzel, König Drosselbart, die Nachtigall und die Schlussnummer, deren Inhalt noch zu entwickeln war. Die Regisseurin war nicht mit allem beim jeweiligen Durchlauf gleichermassen zufrieden, sie gab ihre Änderungswünsche klar und direkt an, nochmals ging es mit der einen oder anderen Sequenz los.

Dann diskutierte man über jene Fragen, die am Schluss der jeweiligen Vorstellung beim Märchenhotel Bellevue, Alexanders Tödiblick, der Boutique Chalet Ahorn, dem Restaurant Uhu, dem Hotel Cristal, beim Bsinti und dem Adrenalin zu stellen waren. Richtige Antworten berechtigten zur Teilnahme an einem Wettbewerb mit wirklich tollen Preisen.

Man wusste, dass man in Pferdekutschen unterwegs sein würde, dass für Requisiten und Kostüme nicht viel Raum vorhanden war. Dieses Problem wurde ebenso elegant wie praktisch gelöst. Die Darstellenden führten Koffern der älteren Generation mit, das Umkleiden auf der jeweiligen Bühne wurde gar präzise eingeübt. Als Kulissen dienten ein mit Tüchern verhängter Sonnenschirm, der zur Kabine umfunktioniert worden war, ein riesiger Rahmen war für das einleitende Gruppenbild bestimmt, Tücher, Stäbe, Girlanden und anderes waren oft bestaunte Dekoration.

In alten Kostümen mit wallender Perücke, schönem Gehrock, den schriftlichen Unterlagen, die zugleich Drehbuch, Protokoll fürs Soufflieren und Geschichte waren, trat die jeweilige Erzählerin auf. Stets übten zwei Gruppen, die ihre Märchen an verschiedenen Orten zu einem Zeitpunkt aufführten, der publiziert worden war.

Und so kam es, dass zuerst mal in der Tödihalle die Erzählerin auf dem «Märchenthron» Platz nahm, dass Drehorgelklänge aufkamen, die Darstellenden mit ihren Koffern erschienen und auf die Erzählerin und deren Ankündigung achteten. Es waren einmal eine Mutter und eine Grossmutter … Es war einmal ein Jäger, ein Wolf, ein Mädchen. Hurtig zogen sich alle um, gingen zum Bilderrahmen, verharrten. Dann war es wieder an der Erzählerin, die den Beginn des «Rotkäppchens» ansagte. Nach der bestbekannten Vorlage ging es los. Die Grossmutter liebte das Mädchen, erzählte ihm viele schöne Geschichten und schenkte ihm ein rotes Käppchen, an dem das Mädchen gar grosse Freude hatte. Einmal backte es mit seiner Mutter einen leckeren Kuchen, den es samt einer Flasche Wein der Grossmutter zu schenken gedachte. Die Mutter mahnte es eindringlich, den Weg durch den Wald ja nicht zu verlassen. Es kam dramatisch anders. Der gierige, nimmersatte Wolf tauchte auf, verwickelte das Mädchen in Fragen, machte sich zur Grossmutter auf – und verschlang sie. Das Rotkäppchen erhielt auf seine Fragen nach der Grösse der Ohren und Augen und dem seltsamen Mund keine überzeugenden Antworten – auch es wurde gefressen. Für den Wolf war das eine eindeutig zu grosse Portion. Der Jäger hatte leichtes Spiel, er schnitt dem Wolf den Bauch auf, Grossmutter und Rotkäppchen stiegen absolut unversehrt raus. Der Jäger legte währschafte Backsteine rein.

Derartiges überlebt nicht mal ein Wolf. Es kam zum Happyend.


Der rumflatternde Rabe, der zum Mitspielen in keinem der vier Märchen richtig zugelassen wurde, klagte sein Leid lautstark, mit weinerlichem Gekrächze. Er würde im Abschlussspiel bei der Bergstation der Braunwaldbahn eine tragende Rolle zu spielen haben. An dieser Zusammenfassung feilten alle so rum, bis absolut Befriedigendes feststand.

So endete die gewiss anstrengende Probewoche, die zu den Auftritten der zwei Spielgruppen führte und verdient hohe Beachtung fand.