Es wurde «brenzlig» in Schwanden

Die Bauchmuskeln wurden im Saal des Gemeindezentrums in Schwanden arg strapaziert. Der Appenzeller Simon Enzler wusste, mit seinen scharfsinnigen und mit viel Wortwitz gespickten Analysen des Lebens zu begeistern.



Der Appenzeller Simon Enzler wusste, mit seinen scharfsinnigen und mit viel Wortwitz gespickten Analysen des Lebens zu begeistern. Bilder: martin c,mächler)
Der Appenzeller Simon Enzler wusste, mit seinen scharfsinnigen und mit viel Wortwitz gespickten Analysen des Lebens zu begeistern. Bilder: martin c,mächler)

Kein Stuhl war mehr frei am letzten Samstagabend. Auf Einladung des Kulturvereins Glarus Süd gastierte einer der besten seines Fachs in Schwanden. Den Prix Walo, den Salzburger Stier und auch den Swiss Comedy Award durfte er schon entgegennehmen – Simon Enzler. Sei es nun der mottende Komposthaufen seines Nachbarn, über den er sich ärgerte oder den immer und überall lärmenden und stinkenden Laubbläser. So etwas gehört gerade in dieser Zeit des Klimawandels in die Zeitung – und zwar auf die Titelseite – und zwar zuvorderst. Wer immer ihm zuhörte, musste zugeben, er sagt auf der Bühne das, was viele Menschen sich denken, jedoch nicht zu sagen getrauen. So musste er sich auch entscheiden, ob er in seinem Privatbunker, den er sich unter seinem Garten baut, ein Duschmodul oder eine Kegelbahn zulegen soll. Er tendiert eher für die Kegelbahn. Sollte es einmal zu einem Ernstfall kommen, wäre die Kegelbahn viel besser zur Lagerung von Vorräten geeignet. Vor allem hätte viele Paletten Toilettenpapier Platz.

Auch kam eine Gruppenreise, an dem er den Tisch beim Abendessen mit drei Vegetariern teilen durfte, zur Sprache. Kurz gesagt, es kam zum Hamburger-Debakel. So entschloss er sich, der Nachhaltigkeit zuliebe ganz auf Fleisch, das aus Übersee kam, zu verzichten und kaufte sich nun stattdessen eine Packung Kiwi. Die Vermarktung des Tourismus hatte es ihm besonders angetan. Schlafen im Stroh, als ob ein Bauer jemals freiwillig im Stroh schlafen würde, höchstens wenn er nach der «Beiz» nach Hause kommt und die Haustüre mit der Stalltüre verwechselt. Oder wenn sich Bergsteiger mühsam die steilen Felswände des Alpsteines hinaufquälen und oben angekommen, steht ein Käseautomat. Simon Enzler konnte den Besuchern und Besucherinnen auch einleuchtend erklären, weshalb bei den heutigen Benzinpreisen die Hälfte der Tankfüllung bereits zur Erbmasse gehört.

Um 22.27 Uhr, wie er es vorausgesagt hatte, beendete er sein Programm. Wobei es noch einmal 10 Minuten dauerte, bis er erklärt hatte, warum er so genaue Voraussagen machen konnte. Fast zweieinhalb Stunden grossartige Unterhaltung. Vielleicht regt es den einen oder anderen auch etwas zum Nachdenken an.

Der Dank geht an den Kulturverein Glarus Süd, der mit Simon Enzler und seinem Programm «brenzlig» dem ausverkauften Saal viel Freude bereiten konnte.