ess.tee.tisch

Oder anders ausgedrückt, mit leichtfüssiger Eleganz präsentierte horgenglarus die Neuedition eines Designklassikers von Jürg Bally in Berlin.



die Witwe von Jürg Bally.
die Witwe von Jürg Bally.

Jürg Bally, ein Schweizer Designer, der in Vergessenheit geraten war. Nur Experten kannten seine Arbeiten noch. Vergessen war auch die Kiste, die horgenglarus-Geschäftsführer Marco Wenger kurz nach seinem Amtsantritt im Lager gefunden hatte. Eine runde Tischplatte, sowie drei organisch geformten Beine entpuppten sich als Prototyp des höhenverstellbaren «S.T.Tisch», dem bekanntesten Entwurf von Jürg Bally und einer der wenige Schweizer Tisch-Ikonen. Das Original von 1951 steht heute in der Designsammlung des Museum für Gestaltung in Zürich.

Marco Wenger holte diesen Tisch wieder ans Licht. Die Neuedition dieses technisch komplexen Entwurfs verlangte einiges an zeitlichem, ideellem und finanziellem Aufwand. Gemeinsam mit dem Design-Ingenieur Daniel Hunziker wurde in 400 Arbeitsstunden der anspruchsvolle Aufzugsmechanismus perfektioniert.

Zu Ballys Entwürfen mit designgeschichtlicher Relevanz, die teilweise bis ins neue Jahrtausend produziert wurden, gehören neben dem Spannstützen-Bücherregal (1950–1960), der S.T.Tisch (1954), der Doppelschalenstuhl (1955–1960), und das Cosi-Sitzprogramm (1966). Als die Möbel in den 1950er- und 1960er-Jahren auf den Markt kamen, waren sie modern, aber nicht modisch. Noch heute ist ihre Aktualität echt und schwimmt nicht einfach im Fahrwasser des momentanen Vintagetrends mit.

Am Donnerstag, 8. Mai 2014, fand in der Galerie des Deutschen Werkbundes in Berlin die Präsentation anlässlich der Ausstellungseröffnung von: ess.tee.tisch statt. In dieser Bezeichnung blitzt der Sprachwitz von Jürg Bally auf, von ursprünglich S.T.Tisch über ess.tee.tisch bis zu ästhetisch.

An der Vernissage konnten sich die Gäste davon überzeugen, wie gelungen und leichtverstellbar die Neuedition ist. Dieser Tisch wurde 1955 vom Werkbund Berlin mit dem Titel «Gute Form» ausgezeichnet. Die Geschichte wiederholt sich also.

Als speziellen Gast durfte die Witwe von Jürg Bally, Ica Bally, in Berlin begrüsst werden. Sie war extra aus der Schweiz angereist und freute sich über das gelungene Werk. «Die Neuedition des Tisches hatte ich schon vor einigen Monaten in den Werkstätten in Glarus gesehen. Aber sie hier in der feinen Ausstellung in Berlin zu sehen, das ist sehr schön», meinte Frau Bally.

Wieder einmal hat horgenglarus und Geschäftsführer Marco Wenger bewiesen, dass Innovation und ein gutes Gespür für hervorragendes Design die Leute begeistern kann. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Juni 2014 zu besichtigen. Ein Besuch lohnt sich.

Galerie Werkbund Berlin

Goethestrasse 13

10623 Berlin