Expo 2015: Wie ernährt man die Welt?

Die Welt trifft sich derzeit in Mailand. Rund 20 Millionen Besucherinnen und Besucher werden an der Expo Milano 2015 erwartet. Wir haben die Weltausstellung im heissen Juli besucht.



Raffinierte
Raffinierte

«Den Planeten ernähren, Energie für das Leben» heisst das Thema der gigantischen Schau, die uns vor allem wegen der raffinierten, exotischen, teils auch skurrilen Architektur in den Bann gezogen hat. Kein Länderpavillon gleicht dem anderen – und es sind immerhin 145 Länder, die sich präsentieren oder das Thema der Weltausstellung umsetzen. Zudem erfährt man innerhalb von neun Themenclustern Spannendes zu wichtigen Lebensmittelgruppen. Natürlich kann man auch ganz verschiedenartige Speisen geniessen. Und es gibt Events, Shows und Vorträge. Wer dann von der Fülle des Gebotenen müde geworden ist, kann sich in der grossen See-Arena ausruhen.

Wir waren drei Tage an der Expo – und haben wohl noch nicht einmal die Hälfte gesehen. Wir haben geschwitzt und uns von den aggressiven Mücken stechen lassen. Trotzdem sind wir überzeugt, dass die Weltausstellung ein Erlebnis und damit einen Besuch wert ist. Oder auch zwei. Nicht ausgeschlossen, dass wir nochmals nach Mailand fahren; die Schau dauert ja noch bis 31. Oktober.

Spaziert man durch die rund anderthalb Kilometer lange Hauptallee in der Mitte – die dank aufgezogener Segel Schatten und eine hoch willkommene leichte Brise spendet –, ist man zunächst einfach fasziniert von der Architektur der Pavillons. Da gibt es zum Beispiel Containerbauten (Monaco), eine Pagode (Nepal), ein Märchen aus tausendundeiner Nacht (Oman), einen Bienenkorb (Grossbritannien), eine Schachtel mit einer riesigen Hängematte (Brasilien) oder fensterlose gewellte Wüstenwände (Vereinigte Arabische Emirate).

Der Schweizer Pavillon hingegen ist kein Meisterwerk der Architektur, er kommt relativ bescheiden daher. Dafür hat er das Thema der Expo gut umgesetzt. In den vier Türmen gibt es Wasser, Salz, Kaffee und Apfelringe – es hat, solange es hat. Nahrung gibt es eben nicht im Überfluss.

Das bringt uns auch zur Kritik: Kaum eine andere Weltausstellung war und ist so umstritten wie die aktuelle in Mailand. Nicht nur wegen der Kosten von 2,5 Milliarden Euro und der zahlreichen Korruptionsskandale im Vorfeld. Wo es ums Essen geht, ist eben auch die Frage nach dem globalen Hunger nicht weit. Sie wird aber an dieser Expo kaum gestellt.

Und man kann sich natürlich grundsätzlich fragen, ob eine Weltausstellung im Zeitalter von Internet und digitaler Kommunikation überhaupt noch zeitgemäss ist. Da sage ich klar Ja: Das Ambiente, die Gerüche, die Begegnungen mit derart vielen unterschiedlichen Menschen lassen sich im Internet nicht einmal ansatzweise so erleben. Und ein Erlebnis ist die Expo Milano 2015 ganz sicher. Vielleicht überzeugen Sie sich ja selber davon?