Extremwetterlagen fordern auch die Bergführer

Wildruhezonen und Klimawandel waren aktuelle Themen an der Hauptversammlung des Glarner Bergführerverbandes. Zwei neue Bergführer und ein Wanderleiter wurden als Mitglieder aufgenommen.



Extremwetterlagen fordern auch die Bergführer

Der Glarner Bergführerverband (GLBV) ist 1864 gegründet worden und gilt als ältester Bergführerverband der Schweiz. Mitglieder sind die Bergführer, Wanderleiter und Kletterlehrer im Glarnerland. An der jüngsten HV im Restaurant Höhe in Glarus wurden Rafael Moser und Mario Lehnherr als neue Bergführer sowie Ueli Schlittler als Wanderleiter aufgenommen. Verabschieden musste sich der Verband vom verstorbenen Bergführer Emil Reiser; ihm wurde mit einer Schweigeminute gedacht.

Mehr technische Hilfen notwendig

Präsident Hansueli Rhyner erinnerte im Jahresbericht an den Winter 2018/19, der einer der schneereichsten der vergangenen 20 Jahre war. Mehrfach musste vor sehr grosser Lawinengefahr gewarnt werden. Doch gerade wegen des vielen Schnees und auch wegen der frühlingshaften Temperaturen im Februar waren die Tourenverhältnisse insgesamt sehr gut bis hervorragend.

Der sechstwärmste Juli seit Messebeginn trieb dann die Schneeschmelze voran, und gegen Ende August kam auf den Gletschern immer mehr Blankeis zum Vorschein.

«Der Klimawandel wird nicht nur durch die abschmelzenden Gletscher sichtbar», sagte der Präsident. Die Zunahme von Extremwetterlagen werde immer offensichtlicher. Sehr hohe Temperaturen und Starkniederschläge würden auch für die Bergführer zunehmend zur Herausforderung. Nach anhaltenden Hitzeperioden müssten sie die Gefahr von Steinschlag vermehrt in die Tourenplanung und ins Risikomanagement einfliessen lassen. Auch die Gefahr von Murgängen steige bei Starkniederschlägen an, insbesondere im Bereich von Blockgletschern und Moränen.

Die Route auf den Kleinen Kärpf über den Nordgrat musste im September vorübergehend gesperrt und anschliessend mit zusätzlichen Ketten ausgerüstet werden, nachdem eine Geröllhalde durch das Abschmelzen des Eises ins Rutschen geraten war. «Technische Hilfen werden auf verschiedenen Routen zunehmend notwendig», so Hansueli Rhyner. Bestens bewährt hätten sich im Sommer die Massnahmen bei der Frühstücksplatte am Tödi.

Weniger Schutzzonen

Beim Thema «Wildruhezonen» trat der Regierungsrat «überraschenderweise» auf den Memorialsantrag von Peter Straub ein. In der Vernehmlassung begrüsst der GLBV die Überarbeitung der Schutzzonen in Form einer Reduktion, vor allem oberhalb der Waldgrenze. Zudem ist ihm der Miteinbezug der Sportverbände wichtig, «sodass die Reduktion der Schutzgebiete dem Tourismus auch einen entsprechenden Nutzen bringt». In diesem Zusammenhang dankte Hansueli Rhyner dem Vorstand der SAC Sektion Tödi für die gute Zusammenarbeit bei den Stellungnahmen.

Pendent ist das Anliegen betreffend Umnutzung der Panixerhütte. Der GLBV und die Tourismusorganisationen sind sich einig, dass die bestehende Schutzhütte auf dem Pass den heutigen Anforderungen – unter anderem als Etappenort der Via Glaralpina – nicht mehr gerecht wird. «Die Wanderer müssen oft im Freien übernachten, was in dieser sensiblen Gegend schnell Spuren hinterlässt», so der Präsident. Mehrere Anfragen beim Regierungsrat auch mit Unterstützung des Tourismusverbandes und visit glarnerland blieben bis jetzt folgenlos. Nun soll der Kontakt mit Bündner Bergführern gesucht werden, um Möglichkeiten auf der Bündner Seite des Panixerpasses zu prüfen.