Fachstelle für Schuldenfragen wird rege benutzt

Das Bedürfnis nach einer Fachstelle für Schuldenfragen im Kanton Glarus hat sich bestätigt. Seit der Eröffnung am 1. März in Schwanden hat die diplomierte Sozialarbeiterin Audrey Hauri-Luther alle Hände voll zu tun.



Audrey Hauri-Luther berät Klienten in der Fachstelle für Schuldenfragen
Audrey Hauri-Luther berät Klienten in der Fachstelle für Schuldenfragen

Zahlreiche Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 61 Jahren suchen die Fachstelle auf, die auf Initiative der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Glarus gegründet worden ist. Es sind viele alleinerziehende Frauen, allein lebende Männer, aber auch Familien am Existenzminimum. Eine grosse Gruppe machen zudem junge Erwachsene aus.

Komplexe Problemstellungen

Laut Stellenleiterin Audrey Hauri-Luther, die mit einem 30-Prozent-Pensum angestellt ist, stehen finanzielle Probleme zwar im Vordergrund, meistens bilden diese aber nur die Spitze des Eisberges. Ihre Aufgabe ist es herauszufinden, was hinter der Verschuldung steckt. Oft sind es psychosoziale Faktoren, oft ist auch Sucht ein Thema – ob Drogen, Alkohol-, Spiel- oder Konsumationssucht. Die Erstabklärung ist denn auch sehr zentral. Der Beratungsteil macht rund 80 Prozent ihrer Tätigkeit aus. Pfarrer Ulrich Knoepfel, Präsident des Vereins Fachstelle für Schuldenfragen Glarus, FSG, bestätigt, dass viele Klienten selber oft keinen Überblick über ihre finanzielle Lage haben. Sie lassen sich erst dann beraten, wenn die Betreibungen zunehmen. Und Sanierungen sind bei den wenigsten möglich – im Moment laufen zwei, eine dritte ist im Gange, ebenso eine Begleitung bei Privatkonkurs. Voraussetzungen für eine Sanierung sind vor allem ein regelmässiges Einkommen und eine grosse Motivation des Schuldners – sie dauert gemäss dem Dachverband der Schuldenberatungsstellen maximal 36 Monate, und die muss man auch durchhalten können. Audrey Hauri führt viele Budgetberatungen durch, nimmt Kontakt auf mit Gläubigern, verfasst Schreiben für die Klienten, vereinbart Ratenabzahlungen usw. Als Sozialarbeiterin verfolgt sie das Ziel, langfristig und ganzheitlich zu arbeiten. Oft weist sie die Rat Suchenden auch weiter, sei es zum Sozialdienst oder an die Beratungsstelle Sonnenhügel.

Versuchung ist sehr gross

«Die Klienten brauchen auch nach der Sanierung eine Stütze, um nicht erneut in den Sog zu geraten», sagt Audrey Hauri. In unserer von Konsum geprägten Welt sei die Versuchung enorm und eine Neuverschuldung oft vorprogrammiert. Laut Ulrich Knoepfel muss man die Leute daran gewöhnen, dass sie «haushalten», dass ihnen bewusst wird, wie viel Geld sie zur Verfügung haben und dass sie sich nicht überschätzen. Als grosses Problem erachtet er die Kreditkarten: «Es ist heute sehr einfach, Geld auszugeben, die Schwelle ist sehr tief.» Auch Handys seien oft eine Schuldenfalle. Ziel der Fachstelle für Schuldenfragen ist es deshalb, Präventionsarbeit zu leisten, vor allem bei jungen Erwachsenen. So sind, falls es die Finanzen erlauben, Projekte in Schulen geplant. «Das wäre dringend nötig, die Jugendlichen lernen es sonst nicht», meint Ulrich Knoepfel.