Fäden ergeben Kunst

Die diesjährige Kunstausstellung in Engi, die am kommenden Sonntag mit einem Werkgespräch eröffnet wird, ist eine Fortsetzung der letztjährigen Ausstellung von Martin Stützle.



Der Skulpturen Engi mit Stangenwald und verwobenen Fäden. (bild: zvg.)
Der Skulpturen Engi mit Stangenwald und verwobenen Fäden. (bild: zvg.)

Martin Stützle aus Ennenda ist mittlerweilen als Künstler im Glarnerland bekannt, auch seine Handschrift. Bei seinen Ausseninstallationen haben Textilien einen zentralen Stellenwert. Die Ausstellung des vergangenen Jahres trug den Titel "windgeschrieben", die diesjährige heisst „Fäden der Erinnernung“.


Die diesjährige Installation übernimmt einen Teil - man könnte von der Hälfte sprechen - dieser letzjährigen Installation. Es sind die Eichenstäbe. Ein Jahr gealtert und verformt, aber dieselben des vergangenen Jahres. Anstelle der prägnanten und auffallenden weissen Tücher, ist es diesmal jedoch ein auf den ersten Blick fast nicht erkennbarer roter Faden, welcher die 100 Eichenstäbe miteinander verbindet. Und es ist nicht nur ein bischen Faden - es sind schlussendlich 25 Kilometer. Schlussendlich, weil dieses Werk sich nicht nur vom vergangenen Jahr auf dieses Jahr hin verändert hat, sondern weil es sich auch im Laufe des ganzen Jahres weiterhin verändern wird. Als Teil des Konzeptes kommt der Künstler immer wieder vorbei und arbeitet an der Installation weiter. Sie können zuschauen kommen.

Die eingeschlagenen Eichenstangen mögen in ihren Gruppen mit ihren Verreckungen skulptural aussehen - geschaffen und gruppiert durch den Gestaltungswillen des Künstlers. Dem ist nicht ganz so. Der Künstler hat - notabene als Teil des Konzeptes - alle Stangen in exakt derselben Weise eingeschlagen. Der Boden wollte möglicherweise bereits anfänglich nicht, dass die Stange schön gerade in den Boden kommt. Zudem war die Natur auch über die folgenden Monate hinweg nicht untätig. Der Witterung und Alterung ausgesetzt wanden sich die einzelnen Stangen ganz unterschiedlich ihren eigenen Gesetzmässigkeiten entsprechend in ganz unterschiedliche "Gebilde". Der Künstler hat die konzeptuelle Vorgabe gemacht. Es ist aber die Natur, welche die konkreten Formen gestaltete.


Skulpturengarten Villa Engi, Werkgespräch mit dem Künstler, Sonntag 8. Juni 2008, 16.00 Uhr.