Falls der Wolf kommt, wollen wir gerüstet sein

Die Glarner Kantonale Alpkommission und die Abteilung Jagd und Fischerei haben am letzten Donnerstagabend im «Adler» Schwanden die Schaf- und Ziegenhalter über den Herdenschutz vor Wolf und Bär informiert. Auch die Wildhüter und Vertreter der Gemeinden verfolgten die bemerkenswerten und lebhaft diskutierten Ausführungen der Fachleute.



Gastgeber und Referenten an der Glarner Herdenschutz-Information (von links): Dr. Christoph Jäggi
Gastgeber und Referenten an der Glarner Herdenschutz-Information (von links): Dr. Christoph Jäggi

Schon vor drei Jahren hatte die von Hansrudolf Zweifel-Kammermann (Linthal) präsidierte Alpkommission zu einem solchen Abend eingeladen – mit den gleichen Referenten, nämlich Dr. Christoph Jäggi, Abteilungschef Jagd und Fischerei, und Daniel Mettler von der Koordinationsstelle für Herdenschutzmassnahmen der Agridea in Lausanne. Sie wie auch Zweifel selber konnten von neuen Erfahrungen und Erkenntnissen berichten.

Ein Wolfsrudel ist nah


Die Grossraubtiere haben sich in der Zwischenzeit verbreitet. Den Luchs hätten wir allerdings im «im Griff», sagte Jäggi. Es leben in der Schweiz ihrer 150 bis 160 Stück, und es ist bereits Nachwuchs festgestellt worden. Der Luchs zieht Wild den Haustieren vor und bildet so keine grössere Gefahr für Schafe und Ziegen. Und um den Wildbestand brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.

Der Bär kann jederzeit auftauchen, weil er sehr grosse Distanzen zurücklegt. Gefährlich kann er erst werden, wenn er sich zu sehr an die Menschen gewöhnt hat, wie das jüngste Beispiel aus dem Puschlav zeigt.

Das Wolfrudel am Calanda

Bleibt der Wolf. Es sind in der Schweiz bisher 18 Tiere nachgewiesen worden, vor allem Einzelgänger, die 2012 insgesamt 121 Nutztiere schlugen. Aber in der Gemeinde Untervaz am Calanda gibt es nun auch ein sechsköpfiges Rudel mit vier jungen Wölfen, und weiterer Nachwuchs steht in Aussicht, sodass bald einmal die (jungen) Wölfe der ersten Generation das Rudel verlassen müssen – und dann können sie auch bei uns auftauchen.

Es gibt ein «(Schutz)-Konzept Wolf Schweiz»; mehrere interkantonal zusammengesetzte Kommissionen beobachten den Wolf, sorgen für den Schutz der Herden und geben z.B. auch Abschussempfehlungen ab. Das Glarnerland macht in der Gruppe «Zentralschweiz» mit. Darin sind auch Zürich, Uri, Schwyz und St. Gallen vertreten.

Die Schaf- und Ziegelhalter erhalten auch das Merkblatt «Herdenschutz» und «Raubtierriss», das u.a. auch über die Entschädigungen informiert.

Heikel sind Einzeltiere

Daniel Mettler informierte im Einzelnen über den Herdenschutz und bemerkte, Einzelabschüsse von Wölfen brächten wegen der Rudelbildung, die ja zunehmen könnte, nichts. Gross sei die Zahl der Schäden, wenn neue Einzeltiere bei uns auftauchen, auf die wir nicht vorbereitet ist. Für den Herdenschutz speziell mit Hunden könnten Gelder aus dem Direktzahlungssystem aufgrund der neuen AP 2014–17 fliessen, doch sollte nicht das Geld Anreiz zum Herdenschutz geben, sondern viel eher eine moralische Verpflichtung. Der Herdenschutz funktioniere aber nur gegen Einzeltiere, nicht gegen Rudel. Neben den Hunden könnte auch Lamas oder Esel für den Schutz einer Herde dienen, Mutterkühe seien ebenfalls sehr wehrhaft gegen Wölfe, die es auf Kälber (bis zum 10. Lebenstag) absehen.

Mettler verwies auf die Adresse im Merkblatt zur Beratung und zum Hundewesen. Im Kanton Glarus ist Ueli Bär von der Landwirtschaftsabteilung für den Herdenschutz zuständig.

Die Diskussion zu beiden Referaten drehte sich u.a. um die Abschusskriterien, aber es wurde auch die Frage gestellt, ob wir denn die Grossraubtiere bei uns überhaupt haben sollten. Die Antwort: Sie waren und sind nun wieder Teil unserer Fauna.