Selten wurde auf Glarner Bühnen im Bereich der klassischen Musik mit so viel Schmiss und Inbrunst musiziert, wie es das Fauré-Quartett am Freitagabend in der Aula der Kantonsschule tat. Expressiver kann man Musik fast nicht darbieten. Die Musiker lebten mit den vorgetragenen Stücken extrem mit.
Mendelssohns Klavierquartett Nr. 3 h-Moll
Dieses Klavierquartett ist keinem Geringeren als Johann Wolfgang von Goethe gewidmet.
Die Behandlung des Hauptthemas des ersten Satzes ist reinster, unverwechselbarer Mendelssohn. Das Seitenthema ist variativ aus dem Hauptthema abgeleitet und erscheint schon in der Fortspinnung des Nachsatzes. Mendelssohn gestaltete ein eigenes Durchführungsmotiv. Die Reprise kürzte er bei der Arbeit noch erheblich. Die Zweiteiligkeit der Struktur – Exposition/Durchführung einer- und Reprise/Coda andererseits – wird Mendelssohn in vielen späteren Werken beibehalten.
Obwohl das Thema des langsamen Satzes äusserlich der achttaktigen Norm entspricht, unterwirft es sich in seinem metrischen und harmonischen Verlauf nicht der Regel. Die Weiterführung des Satzes zeigt uns den jungen Komponisten als einen Meister des spielerischen Umgangs mit Formkonventionen.
Das Scherzo ist ein sehr frühes Beispiel für die berühmten „Elfenscherzi“ Mendelssohns. Alles in diesem Satz ordnet sich dem huschenden Ausdruckscharakter unter. Das anschliessende Finale ist von beeindruckenden Dimensionen. Die Einleitung des eigentlichen Hauptthemas erinnert entfernt an Schubert, und in der Entwicklung dieses Themas werden Anklänge an Beethoven hörbar.
Klavierquartett in B-Dur op. 41 von Saint-Saëns
In diesem Klavierquartett zeichnet sich in seiner feinsinnigen, quirligen Tonsprache ein typisch französischer Personalstil ab, doch scheinen immer wieder Anklänge an Robert Schumann durch. Die Musiker trugen das Stück, ebenso wie alle anderen auch, innig und mit einer tollen Dynamik vor. Es war für sie – und das sah man ihnen auch an – harte Arbeit. Dafür ernteten sie frenetischen, lang anhaltenden Beifall des begeisterten Publikums.
Klavierquartett Nr. 3 c-Moll von Brahms
„Das Stück scheint sehr schwer zu spielen zu sein“, schrieb Klara Schumann 1856 an den damals 23-jährigen Johannes Brahms. Das Stück ist in der Tat schwierig zu spielen, weil es vor allem rhythmisch recht kompliziert ist. Im Andante etwa treten zeitweise dreierlei Rhythmen auf. Das erzeugt eine schwebende, spannungsreiche Stimmung, die das ganze Werk durchzieht und Brahms` seelische Verfassung wiedergibt: Er war in Robert Schumanns Frau Clara verliebt.
Das Fauré-Quartett mit Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola), Konstantin Heidrich (Violoncello) sowie Dirk Mommertz (Klavier) haben uns in den Genuss eines wunderbar ausdrucksvollen Konzerts gebracht. Gerne sind sie eingeladen, wieder einmal im Glarnerland aufzutreten.