Faxen oder Foltern??

In der einschlägigen Boulevardpresse herrscht zur Zeit ein Thema vor. Dieses unselige Fax aus Ägypten, welcher die CIA und damit Amerika in Verbindung mit Folterungen bringt. Welche Überraschung.


Es stimmt in diesem Zusammenhang mehr als nur bedenklich, dass sich die hohen Herren Politiker und auch die Presse auf dieses Fax stürzen und in Angriffen oder Schadensbegrenzungen hüllen. Dabei aber, bewusst oder unbewusst, den Kernpunkt in den Hintergrund stellen.

Die Folter am Menschen. Ein seit Menschengedenken bekanntes Vorgehen, um Gefangene oder unbequeme Mitmenschen aufs menschenunwürdigste zu quälen und zu zerbrechen. Zu foltern.

Kürzlich im Fernsehen, haben fünf sehr kluge Männer eben über diesen Fax und dessen Glaubwürdigkeit diskutiert. Im Vordergrund stand die Frage der Indiskretion. Darf man, wenn es um Folterung geht, überhaupt indiskret sein? Kann dabei ein Fax grundsätzlich eine so wichtige Rolle spielen? In dieser Sendung hat ein Dozent der ETH Zürich viele ausführliche und weit schweifende Erklärungen abgegeben. Durch die vielen Fremdwörter, welche ich leider in meiner Unwissenheit nicht verstand, konnte ich mir zuletzt nicht einmal mehr seinen Namen merken. Aber scheinbar hat er sehr intelligent gesprochen, wie im übrigen auch die andern Teilnehmer. Nur ging es halt immer wieder um dieses Fax und um die Veröffentlichung in der Presse. Rechtfertigungen auf der einen, Anschuldigungen auf der anderen Seite. Ein ständiges Hick-Hack, vorbei am eigentlichen Grund der noch immer, leider gängigen Folter von Männern und Frauen.

Nachdem die Leser und Zuschauer nun einmal, wenn auch nur am Rande, über die Folter informiert wurden, hätte man die Aufmerksamkeit ausnützen müssen. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um wieder einmal auf diesen Misstand hinzuweisen. Dabei dürfte man aber auch das grosse Amerika nicht schonen. Mit dem Irrglauben, dass nur diktatorisch geführte Staaten zu diesem Instrument greifen, muss endlich einmal aufgeräumt werden.

Wie gefoltert wird, darf in diesem Zusammenhang nicht im Vordergrund stehen, sondern das überhaupt gefoltert wird. Dass in der heutigen, aufgeschlossenen Zeit Menschen noch derart körperlich und seelisch gequält werden, sollte uns doch zu denken geben.

Darum finde ich die Diskussion über dieses Fax, im Vergleich mit dem Schrecken der Folterungen, kleinlich und nur den Auflagen einiger Zeitungen und den Einschaltquoten beim Fernsehen dienlich. Ob all dieser Streitgespräche und Schuldzuweisungen werden die Hauptdarsteller in diesem menschlichen Drama schlichtweg vergessen. Die vielen Folteropfer.