Februar-Geschichte

Nach einem kurzen Abstecher in die Tiefen des Kühlschranks, geht es nun mit unserer 29-jährigen Weltreise weiter.



(Bild: zvg/mb)
(Bild: zvg/mb)

Noch immer sind wir mit den Geschichten in San Francisco. Doch langsam neigt sich auch diese Zeit dem Ende zu. Nun möchte ich Ihnen aber über mein liebstes Hobby beziehungsweise über meine Freiwilligenarbeit berichten. In Amerika ist es nicht schwer sich irgendwo unentgeltlich zu engagieren. An vielen Orten werden freiwillige Hände gebraucht. Und so versuchte auch ich meine Zeit in San Francisco sinnvoll zu nutzen. Doch es musste etwas sein, dass mir auch viel Spass bereitet.

Eines Tages ging ich mit meiner Frau am Pier 39, dem wohl bekanntesten Ort am Hafen, spazieren. An diesem Pier tummeln sich immer unzählige Seelöwen. Ein richtiger Spass zum Hinschauen. So nebenbei erwähnte ich, dass es wohl noch mehr Spass machen würde, mit diesen Tieren zu arbeiten. Und so kam es wie es kommen musste. Meine Frau drückte mir wenig später einen Zettel in die Hand. «The Marine Mammal Center Looking for volontiers». Das Meeressäugetier-Spital sucht freiwillige Helfer.

Wenige Tage später besuchte ich eine Informations-Veranstaltung. Und ehe ich mich versah, war ich schon dabei. Ich wurde im Seehund- und Seelöwen-Rettungsdienst eingeteilt. Ich hatte noch keine Ahnung, was da alles auf mich zukommen würde. Einige Tage später wurde ich auch gleich ins kalte Wasser geworfen. Ich bekam den Auftrag von Sausolito, dem Stützpunkt des Mammal Centers, nach San Jose, im Silicon Valley zu fahren und dort einen verletzten, jungen Seelöwen abzuholen und ins Center zu bringen. So schnappte ich mir das Fahrzeug mit einem grossen Käfig auf der Ladefläche und düste los. Mein erster Auftrag.

Viele träumen davon einmal den berühmten Highway Nr. 1 hinunterzufahren. Und das am besten noch bei Sonnenuntergang. Aber für mich war es an diesem Abend mein Arbeitsweg. Einfach toll, so etwas zu erleben. Und mit dem Gefühl im Rücken noch etwas Sinnvolles zu tun, war es ein doppelter Genuss. Nicht zu verbergen war aber meine Nervosität. Es ist zu bedenken, dass ich in Glarus aufgewachsen bin. Und da im Glarnerland Seelöwen nicht so verbreitet sind, war es doch etwas sehr Spezielles. Aber alles ging gut. Ich übernahm den verletzten Seelöwen von einem Kollegen und brachte ihn ins Center, wo er gut versorgt wurde. Ein gutes Gefühl, ein Tier gerettet zu haben.

Und so bekam ich Auftrag für Auftrag, fuhr den Highway Nr. 1 rauf und runter. Immer mit Seelöwen oder Seehunden im Gepäck. Dies durfte ich etwa dreieinhalb Jahre tun. Mit der Zeit machte ich auch noch eine Ausbildung. So dass ich nicht nur die Tiere transportieren konnte, nein, ich durfte sie auch einfangen. Was nicht immer ein leichtes Unterfangen war und nicht ganz ungefährlich. Ein durchschnittlicher männlicher Seelöwe wog doch je nach Alter bis zu einer Tonne. Na Mahlzeit. So ein Tier in einen Käfig zu bugsieren, bedurfte doch einiges Geschick.

Es gäbe hier noch viele, ja unzählige tolle Geschichten, die ich in dieser Zeit mit den Tieren erleben durfte. Doch das würde den Rahmen hier sprengen. Aber wie es in jedem Land war, in dem wir lebten, einmal kam der Abschied. Und diesmal war es nicht einfach. Doch eines kann mir niemand nehmen. Die Erinnerungen an eine ganz aussergewöhnliche und tolle Zeit.

Nun hiess es aber nicht nur die Koffer zu packen. Der ganze Haushalt musste mit. Und zwar nach Äthiopien. Ein Schritt, der wohl krasser nicht sein könnte. Vom Land des totalen Überflusses in ein Land, in dem es eigentlich gar nichts gab. Aber wie das war, werde ich Ihnen in der nächsten Geschichte erzählen. Bis dahin wünsche ich Ihnen noch eine gute Zeit.