Feuerwehr Nova in den Startlöchern

Im Frühling 2021 haben die drei Gemeinden und der Verwaltungsrat der glarnerSach den Bericht «Feuerwehr NOVA» genehmigt und die glarnerSach mit der Umsetzung beauftragt. Mit einer Medienkonferenz hat die Projektleitung über die geplante Umsetzung informiert.



Stützpunkt Feuerwehr Kärpf in Schwanden
Stützpunkt Feuerwehr Kärpf in Schwanden

Das Projekt in Kürze

Auslöser für das Projekt FW NOVA ist das strukturelle Defizit im Glarner Feuerwehrwesen. Dieses beträgt zurzeit rund 1,3 Mio Franken pro Jahr. Das Glarner Feuerwehrwesen wurde zwar bereits vor der Gemeindefusion gestrafft und erfüllt auch heute noch die Anforderungen an die Einsatzstandards. Es kann jedoch noch effizienter ausgestaltet werden. Die Belastung einzelner Chargen ist an die Grenze des, für eine Milizorganisation akzeptablen Masses, gestossen. Mit einer neuen Einsatzdoktrin sollen einerseits Kosten gesenkt und anderseits der Feuerwehrdienst für die Feuerwehrleute attraktiver werden, beides ohne Abstriche an der Qualität der Dienstleistungen. Die Sicherheit der Bevölkerung ist weiterhin uneingeschränkt gewährleistet.

Projektorganisation

Für die Umsetzung von Feuerwehr NOVA zeichnet die glarnerSach verantwortlich. Unter der Leitung von Projektleiter Jürg Stadler und seinem Stellvertreter Martin Bäbler (Feuerwehrinspektor) werden die im Bericht NOVA aufgeführten Massnahmen in enger Zusammenarbeit mit den drei Leitern der Gemeindefeuerwehren, schrittweise umgesetzt. Ein Steuerungsausschuss, zusammengesetzt aus dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung der glarnerSach sowie je einem Vertreter der drei Gemeinden, überprüft periodisch, ob die Umsetzung im Sinn und Geist des Berichtes NOVA erfolgt und die terminlichen Vorgaben eingehalten werden. Die zuständigen Instanzen für die Freigabe, je nach Fachgebiet und gesetzlichen Vorgaben der Regierungsrat, der Verwaltungsrat, die Gemeinden oder die glarnerSach, entscheiden schlussendlich über die Umsetzung von Massnahmen.

Einsatzkonzept

Basierend auf der Erkenntnis, dass rund 80% aller Feuerwehreinsätze mit einem Ersteinsatzelement (10 bis 15 AdF) bewältigt werden können, werden die Feuerwehren entsprechend organisiert und ausgerüstet. Jede Ortsfeuerwehr soll damit ein definiertes Referenzereignis selbstständig bewältigen können. Für umfangreichere Aufgaben wird künftig Unterstützung durch die Nachbarfeuerwehren oder die Stützpunkte angefordert. Entsprechend dem Referenzereignis werden für die Ortsfeuerwehren ein Normbestand von 55 AdF und für die Stützpunktfeuerwehren 75 AdF genügen.

Alarmstufenplan

Das Aufgebot der weiteren Einheiten wird durch einen ausgeklügelten Alarmstufenplan unterstützt. Dieser tritt mit der Betriebsaufnahme der neuen Kantonalen Notrufzentrale (KNZ) am 23. November 2021 in Kraft. Die Einsatzleiter der Feuerwehren können so auf einfache Weise je nach Entwicklung der Ereignisse weitere Unterstützungselemente anfordern.

Logistik

Mit einer zentralisierten Beschaffung, Bewirtschaftung und Retablierung der persönlichen Ausrüstung, Geräte und Material werden die Feuerwehren besonders nach Einsatzende zeitlich entlastet. Die neu zu schaffende Logistikorganisation wird gegen Ende eines Einsatzes in Absprache mit der Feuerwehr benutzte und verschmutzte Ausrüstung, Geräte und Material noch am Einsatzort 1:1 durch saubere und geprüfte Ware austauschen. Somit wird die im Einsatz stehende Feuerwehr sofort wieder einsatzbereit sein und von aufwendigen Retablierungsaufgaben entlastet. In der Folge wird im Logistikzentrum sämtliches Material geprüft, wenn nötig ausgemustert, gereinigt und für den nächsten Austausch eingelagert. Damit wird eine gleichmässige Abnutzung der Materialien erreicht und sie können zentral ersetzt werden. Zudem kann eine professionelle Prüfung und Wartung erfolgen.

Finanzen

All diese Massnahmen wirken sich positiv auf die Finanzen aus. Sie allein genügen aber nicht. Mit einer Erhöhung der Feuerwehrpflichtersatzabgabe auf das gesetzlich mögliche Maximum und einer Anpassung des Tarifs für verrechenbare Einsätze sollen weiter Einnahmen generiert werden. Zudem sind mit koordinierten Grosseinkäufen, weniger Lagerhaltung durch Zentralisierung und vereinfachten Finanzflüssen weitere Kosteneinsparungen zu erzielen.

Sicherung des Milizsystems

Verbindliche Pflichtenhefte für die Feuerwehrkader sollen sicherstellen, dass die administrativen Führungsarbeiten stufengerecht und möglichst gleichmässig verteilt sind. Damit wird es möglich sein, auch künftig eine erträgliche Belastung für die Kaderleute, deren Familien und Arbeitgeber zu erreichen. Damit, und mit der zu erreichenden Kosteneffizienz wird das Miliz-Feuerwehrsystem mittelfristig gesichert.

Zeithorizont

Ab dem 1. September werden die Feuerwehren durch die KNZ aus deren altem Standort probehalber über den Alarmstufenplan aufgeboten. Mit dem Bezug der neuen KNZ am 23.11.2021 wird der definitive Start erfolgen. Es ist vorgesehen, dass das Logistikzentrum den provisorischen Betrieb Anfang 2022 aufnimmt. In der ersten Phase wird die persönliche Ausrüstung durch das Logistikzentrum bewirtschaftet. Mitte Jahr soll auch die Verantwortung über die Geräte und Materialien an die Logistikorganisation übergehen. Mit der gestaffelten Betriebsaufnahme können Erfahrungen gesammelt und Abläufe optimiert werden. Die Anpassung an die Sollbestände soll bis Ende 2023 schrittweise erfolgen.