Vor genau 125 Jahren ereignete sich in Elm eine der grössten Katastrophen des Kantons. Gleich dreimal kurz hintereinander lösten sich Steinmassen vom Berg und begrub fast ganz Elm unter dem Schutt. 115 Menschen fanden bei dieser Tragödie den Tod. Schuld an diesem Unglück, waren die Menschen, welche die Gefahren verkannten und weiterhin Schiefer aus dem Berg abbauten.
Katastrophentourismus und Auswanderung
Neben den Toten hatte der Bergsturz weitere Folgen für das Dorf. Ein Grossteil des Dorfes war zerstört und die meisten Bewohner verloren gleichzeitig ihren Arbeitsplatz und somit ihre Existenzgrundlage. Viele dieser in Not geratene Elmer suchten ihr Glück in der Fremde und wanderten aus. Vor allem Amerika war beliebte Anlaufstelle, was Städte mit den Namen New Glarus oder New Elm belegen.
Auf der anderen Seite bewegte das Unglück die ganze Welt. Wie bei heutigen Katastrophen trafen damals viele Spenden in Elm ein. Rund eine Million Franken kamen so für den Wiederaufbau zusammen. Ausserdem lockte der Bergsturz viele Schaulustige – darunter auch viele Fotografen – ins Kleintal.
Das Schweizer Fernsehen beleuchtet zum 125. Jahrestag die Hintergründe, den Ablauf und die Folgen des Bergsturzes. Aus diesem Grund dreht das Fernsehen Szenen an Originalschauplätzen in Elm. Auch ein weiterer schwerer Bergsturz jährt sich fast zur gleichen Zeit: Vor zweihundert Jahren stürtzen die Felsen in Art Goldau zu Tale. Im Zentrum der Dokumentation steht aber das Ereignis in Elm.
Eine Katastrophe in fünf Szenen
Die fiktiven, nachgestellten Szenen orientieren sich an der Novelle „Steinflut“ von Franz Hohler. Im Zentrum dieser Geschichte steht das neun jährige Mädchen Katharina Disch, welche sich wegen einer Vorahnung weigert, der Taufe ihres Bruders beizuwohnen. Dadurch überlebte sie die Katastrophe.
Gedreht werden fünf Szenen an authentischen oder sogar Originalschauplätzen. Die Zentraleszene ist die Taufe des Bruder von Katharina, welche heute in der Kirche Elm gedreht wurde. Weitere Szenen spielen im Wald ob Elm, im alten Souwarov-Haus, im „Bleiggä“, dem Haus von Katharina, und im Landesplattenberg. Im Gegensatz zum Bergwerk in Elm baute man hier den Schiefer nicht übermässig ab. Deshalb gibt er einen guten Einblick, wie ein Schieferbergwerk zu dieser Zeit ausgesehen hat und wie die Arbeitsbedingungen waren.
Auch die zum Museum umfuntkionierte Schieferfabrik gibt den Besucher eine spannende Ahnung der damaligen Zeit. Durch die allgemeine Schulpflicht , welche 1880 eingeführt wurde, erlebte der Schieferabbau einen regelrechten Boom. Auf ein Schlag wurden viel mehr Schiefertafeln gebraucht als früher. Bis in die achziger Jahre des 20. Jahrhunderts war die kleine Manufaktur in Elm in Betrieb und wurde später in ein Museum verwandelt.
Einheimische als Darsteller
Nicht nur die Drehorte sind authentisch, auch die Darsteller sind zum grössten Teil aus Elm selbst. Sogar die Urgrossnichte von Katharina Disch spielt eine kleine Rolle. Die Elmer sind mit grosser Begeisterung und Gedenken an ihre Vorfahren am Set. Sie unterstützen die Produktion so weit sie können. Alte Trachten und Kleider brachten sie grössten Teils selber mit, darunter sogar ein Rock aus der damaligen Zeit. Trotz der Hitze, die in der langen, dunklen Kleidung sicher noch grösser ist, sieht man den Darstellern die Freude in den Gesichter an.
Ausgestrahlt werden die Dokumentationen - die auch einen Blick auf das heutige Elm wirft - vom vierten bis zum neunten September jeweils in der Sendung „Schweiz aktuell“.
