Im Jahr 2023 verzeichneten die Glarner Gemeinden zusammen einen Gesamtertragsüberschuss von 6,4 Millionen Franken. Die Gemeinde Glarus Nord erzielt einen Gewinn von 8 Millionen Franken. Die Gemeinde Glarus wies einen Verlust von 0,4 Millionen Franken aus und die Gemeinde Glarus Süd einen solchen von 1,2 Millionen Franken. Am Ende des Berichtsjahres wiesen alle drei Gemeinden eine Nettoschuld aus. Die finanzielle Situation wird als «angespannt» eingestuft, obwohl die Gemeinden weiterhin die Zielvorgaben bei 12 von 19 Finanzkennzahlen erfüllen können.
Höchststand bei Schulden
Das Eigenkapitalpolster der Glarner Gemeinden ist mit 236 Millionen Franken weiterhin sehr positiv. Die Gemeinden investieren seit 2019 jährlich über 30 Millionen Franken vor allem in Infrastrukturen. 2023 war mit Nettoinvestitionen von 47,3 Millionen Franken ein Rekordjahr. Die Selbstfinanzierung wurde dadurch auf 41 Prozent gedrückt, die Bruttoschulden sind auf einen Höchststand von 268,1 Millionen Franken gestiegen.
Die Nettoschuld zeigt das Ungleichgewicht zwischen den getätigten Investitionen und dem Finanzierungsbeitrag aus der Erfolgsrechnung. Zukünftige Finanzierungsfehlbeträge könnten die Verschuldung weiter erhöhen, was die finanzielle Lage der Gemeinden wieder belastet. Die Gemeinden Glarus und Glarus Süd müssen im Rating herabgestuft werden. Auch Glarus Nord hat trotz der Einhaltung der meisten Kennzahlen eine angespannte Finanzlage aufgrund einer weiteren, wenn auch nur leichten Zunahme der Verschuldung.
Entspannung zeichnet sich ab
Die Budgets und Finanzplanungen für die Jahre 2025–2028 zeigen überwiegend positive oder ausgeglichene Ergebnisse, was darauf hindeutet, dass das vorgeschriebene Haushaltsgleichgewicht erreicht werden kann. Dies führt zu einer höheren Selbstfinanzierung aus der Erfolgsrechnung. Wenn zudem das Investitionsvolumen durch Priorisierungen und Einsparungen reduziert wird, kann die Verschuldung der Gemeinden verlangsamt oder gestoppt werden. Für das Jahr 2028 wird der Nettoverschuldungsquotient der Gemeinden zwischen 113 und 161 Prozent prognostiziert. Der Nettoverschuldungsquotient ist ein wichtiger und breit anerkannter Indikator für die öffentlichen Finanzen. Ein Nettoverschuldungsquotient von 200 Prozent und mehr widerspiegelt eine sehr hohe Verschuldung, die die Finanzierung der öffentlichen Aufgaben und den finanziellen Handlungsspielraum mittel- und längerfristig gefährdet.
Der Regierungsrat hat den Bericht zum Gemeindefinanzrating 2023 für die Glarner Gemeinden zur Kenntnis genommen. Die Gemeinde Glarus Süd benötigt weiterhin Unterstützung von der Gemeindeaufsicht, insbesondere bei der Budgetplanung und der Einsparung von Kosten, um ihre Finanzen ins Gleichgewicht zu bringen und eine Überschuldung zu vermeiden. Der Kanton hilft im Sinne einer präventiven Aufsicht finanziell, indem er 50 Prozent der Kosten für eine Effizienzanalyse und Finanzsanierungsplanung durch einen externen Experten übernimmt. Dafür wird ein Nachtragskredit in Höhe von 35 000 Franken bewilligt.
Das Gemeindefinanzrating
Die Kantonsverfassung weist die Aufsicht über die Gemeinden dem Regierungsrat zu. Ziel der Gemeindeaufsicht ist die Sicherstellung der rechtmässigen Organisation sowie eines ordnungsgemässen Finanzhaushaltes. Die Gemeindefinanzstatistik bildet die Finanzhaushalte der Gemeinden und des Kantons in konsolidierter und vergleichbarer Form ab. Die transparente Darstellung erlaubt einen direkten Vergleich der Erfolgs- und Investitionsrechnungen, der Bilanzen sowie der Kennzahlen zwischen den Gemeinwesen. Basierend auf der Gemeindefinanzstatistik beurteilt und kommentiert der Bericht die Finanzkennzahlen und stuft die Gemeinden entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit ein. Als Ampelsystem konzipiert, ist das Gemeindefinanzrating für den Kanton ein Frühwarnsystem, um finanzielle Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen. Das Gemeindefinanzrating richtet sich auch an die Politik, die Kapitalgeber sowie an die interessierte Öffentlichkeit. Für die Gemeinden sind die Auswertungen eine wertvolle Aussensicht zur Standortbestimmung. Mit der Veröffentlichung des Berichts zeigt der Regierungsrat den finanziellen Zustand der Glarner Gemeinden und deren Entwicklung offen und transparent auf.
Die Berichte zum Gemeindefinanzrating sind auf der Website www.gl.ch publiziert.