Finanzlage der Gemeinden gut – Zielvorgaben nicht überall eingehalten

Im vergangenen Jahr war die Finanzlage in allen Gemeinden insgesamt gut. Trotz Ertragsüberschüssen wachsen aber die Finanzierungslücken. Einzig die Gemeinde Glarus vermochte mit ihren Kennzahlen alle Zielvorgaben zu erfüllen.



Die Gemeinde Glarus kann ihre Investitionen vollständig mit selbst erwirtschafteten Mitteln finanzieren (• Foto: Keystone)
Die Gemeinde Glarus kann ihre Investitionen vollständig mit selbst erwirtschafteten Mitteln finanzieren (• Foto: Keystone)

Der Regierungsrat hat das Finanzrating der Glarner Gemeinden zur Kenntnis genommen. Alle drei Gemeinden erzielen 2019 positive Rechnungsergebnisse. Ohne Vornahme zusätzlicher Abschreibungen betragen die Ertragsüberschüsse insgesamt 9,8 Millionen Franken. Obwohl einige Finanzkennzahlen negative Tendenzen zeigen, halten die Gemeinden die Grenzwerte häufiger ein als im Vorjahr. In der Gemeinde Glarus liegen alle Finanzkennzahlen in der angestrebten Bandbreite. Aber auch die Finanzlage der Gemeinden Glarus Nord und Glarus Süd ist nach wie vor gut.

Finanzierungslücken ...

Die Glarner Gemeinden sind Investoren von grosser wirtschaftlicher Bedeutung. Seit 2011 investierten sie insgesamt über 230 Millionen Franken brutto. Im Berichtsjahr liegen die Bruttoinvestitionen mit 41,5 Millionen Franken weit über dem mehrjährigen Durchschnitt von 25,6 Millionen Franken. Sie übersteigen erstmals diejenigen des Kantons deutlich. Mit 21,7 Millionen Franken wird die höchste Selbstfinanzierung erzielt, gleichzeitig werden aber auch mit 35,3 Millionen Franken die höchsten Nettoinvestitionen ausgewiesen. Über allen Gemeinden klafft 2019 eine Finanzierungslücke von 13,6 Millionen Franken. Als Folge sinken die Vermögen und steigt die Verschuldung.

... trotz hohen Ertragsüberschüssen

Insgesamt präsentieren sich die Finanzhaushalte der drei Glarner Gemeinden in einem guten Zustand. Im Total halten sich Aufwand und Ertrag der Erfolgsrechnung 2019 bei einem Aufwandüberschuss von 0,8 Millionen Franken annähernd die Waage, wobei die Gemeinden ohne zusätzliche Abschreibungen einen konsolidierten Ertragsüberschuss von nahezu 10 Millionen Franken ausgewiesen hätten. Damit liegt der konsolidierte Erfolg ohne zusätzliche Abschreibungen um 4,1 Millionen Franken über dem Vorjahr und geht nach 2014 als zweitbestes Ergebnis in die Geschichte ein. Die Glarner Gemeinden investieren kräftig – vor allem in ihre Infrastrukturen.

Über alle Gemeinden liegen die Nettoinvestitionen im Berichtsjahr mit 35,3 Millionen Franken um über 14,5 Millionen Franken über dem Vorjahr und sind doppelt so hoch wie der Mehrjahresdurchschnitt. Es resultiert ein Finanzierungsfehlbetrag von 13,6 Millionen Franken. Der konsolidierte Selbstfinanzierungsgrad fällt auf bescheidene 61,4 Prozent. Da die Gemeinden insgesamt ihre Investitionen zu bedeutenden Teilen nicht aus eigenen Mitteln finanzieren können, steigen die Bruttoschulden im 2019 um 9,3 Millionen Franken und erreichen mit 150,5 Millionen Franken einen neuen Höchststand. Gleichzeitig nimmt das Nettovermögen um 9,1 Millionen Franken ab. Mit 52,5 Millionen Franken Nettovermögen und 230,8 Millionen Franken Eigenkapital verfügen die Gemeinden immer noch über eine gute Vermögenslage und hohe Reserven. Die kommunalen Unterschiede sind jedoch gross.

Gemeinde Glarus: Hohe Selbstfinanzierung, weniger Schulden

Glarus verzeichnet im Rechnungsjahr 2019 den höchsten Ertragsüberschuss aller Glarner Gemeinden. Ohne zusätzliche Abschreibungen von 4,1 Millionen Franken beträgt dieser über 4,4 Millionen Franken. Seit 2014 weist die Gemeinde positive Ergebnisse aus betrieblicher Tätigkeit aus. Im 2019 beträgt der Überschuss 1,9 Millionen Franken. Bei nur leicht höherem Personal-, Sach- und Betriebsaufwand wachsen die Steuererträge im Berichtsjahr um rund 1,6 Millionen Franken auf 37 Millionen Franken, nachdem sie seit 2014 bei rund 35 Millionen Franken stagnierten. Der Investitionsanteil von 13 Prozent entspricht einer mittleren Investitionstätigkeit. Bei Nettoinvestitionen von knapp 5,9 Millionen Franken und einer Selbstfinanzierung von 6,5 Millionen Franken resultiert ein Selbstfinanzierungsgrad von 111 Prozent.

Damit kann Glarus als einzige Glarner Gemeinde die Investitionen vollständig mit selbst erwirtschafteten Mitteln finanzieren. Überdies reduzieren sich die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten um 5 Millionen Franken auf 20,5 Millionen Franken und das Nettovermögen steigt um 3,3 Millionen Franken. Die Gemeinde Glarus verfügt mit 23 Millionen Franken neu über das höchste Gemeindevermögen und weist gleichzeitig mit 27,7 Millionen Franken auch die tiefste Bruttoverschuldung aus.

Gemeinde Glarus Nord: Investitionen mehrheitlich fremdfinanziert

Die Gemeinde Glarus Nord schliesst nach 2018 wieder mit einem Einnahmenüberschuss ab; ohne Vornahme zusätzlicher Abschreibungen in der Höhe von 3,7 Millionen Franken sogar mit einem Plus von 4,2 Millionen Franken. In der gestuften Erfolgsrechnung erzielt Glarus Nord mit 1,4 Millionen Franken Ertragsüberschuss erstmals in seiner Geschichte ein positives Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit. Die Gemeinde profitierte einmal mehr vom stark steigenden Steueraufkommen in der Höhe von 3,4 Millionen Franken, wobei der Gemeindesteuerfuss für die Kompensation fehlender Finanzerträge im Jahr 2019 um 2 Prozent erhöht wurde. Mit 23,9 Millionen Franken brutto und 21,8 Millionen Franken netto weist die Gemeinde Glarus Nord das höchste Investitionsvolumen aller Glarner Gemeinden seit 2011 aus. Damit investierte Glarus Nord im Berichtsjahr über 6,3 Millionen Franken (brutto) mehr als die Gemeinden Glarus und Glarus Süd zusammen. Davon konnte sie 10,1 Millionen Franken mit selbst erwirtschafteten Mitteln finanzieren. Der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 46,5 Prozent. Als Folge verzeichnen das Fremdkapital und die Bruttoverschuldung eine Zunahme von 12,5 Millionen Franken und erreichen mit 75,3 Millionen und 70,8 Millionen Franken einen Höchststand.

Der Bruttoverschuldungsanteil von 97,3 Prozent impliziert, dass die Bruttoverschuldung nach wie vor in einem angemessenen Verhältnis zu den Erträgen steht. Mit 87,3 Millionen Franken weist die Gemeinde Glarus Nord das grösste Eigenkapital und mit 7,4 Millionen Franken bzw. mit 400 Franken pro Einwohner gleichzeitig auch das tiefste Nettovermögen der Glarner Gemeinden aus.

Gemeinde Süd: Härteausgleich des Kantons ermöglicht zusätzliche Abschreibungen

Die Erfolgsrechnung schliesst mit einem effektiven Ertragsüberschuss von 1,3 Millionen Franken ab. Sie enthält zusätzliche Abschreibungen in der Höhe von 1,2 Millionen Franken. Bei nur leicht steigenden Ausgaben sind die Fiskalerträge im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Millionen Franken höher ausgefallen. Das gute Ergebnis der Erfolgsrechnung gründet auf verschiedenen, zum Teil einmaligen und nicht nachhaltigen finanziellen Einflüssen wie den Härteausgleich des Kantons in der Höhe von 1,5 Millionen Franken und ausserordentlichen Erträgen von 0,9 Millionen Franken (brutto).

Wiederum schreibt die Gemeinde Glarus Süd, und dies seit 2011 durchgehend und als einzige Glarner Gemeinde, negative Ergebnisse aus betrieblicher Tätigkeit: Der betriebliche Aufwandüberschuss der gestuften Erfolgsrechnung beträgt 1,2 Millionen Franken und fällt nur unwesentlich tiefer aus als im Vorjahr. Die Nettoinvestitionen liegen mit 7,6 Millionen Franken um 1,2 Millionen Franken über dem Vorjahr und werden mit einem Investitionsanteil von 20,5 Prozent noch knapp einer starken Investitionstätigkeit zugeordnet. Bei einer Selbstfinanzierung von 5 Millionen Franken und einem Finanzierungsfehlbetrag von 2,6 Millionen Franken wird ein Selbstfinanzierungsgrad von 65,6 Prozent erreicht. Die Bilanzwerte sind mit sehr geringen Abweichungen nahezu identisch mit dem Vorjahr. Das Eigenkapital beträgt rund 83 Millionen Franken. Die einwohnerschwächste Gemeinde verfügt mit 2'335 Franken pro Einwohner über das höchste Nettovermögen der Glarner Gemeinden.