Finanzrating 2010 der Glarner Gemeinden

23,5 Millionen Franken Nettovermögen an die neuen Gemeinden.

Die Rechnungen der ehemaligen Gemeinden schliessen zwar besser ab als budgetiert, das Ergebnis fällt aber wegen der gemäss Landsgemeindebeschluss auf das schweizerische Mittel gesenkten Steuerbelastung und der Gemeindestrukturreform dennoch bescheidener als in den Vorjahren aus.

 



Finanzrating 2010 der Glarner Gemeinden.
Finanzrating 2010 der Glarner Gemeinden.

Es gehen 23,5 Millionen Franken als Startkapital an die neuen Gemeinden: 10,3 Millionen Franken an Glarus Nord, 1,3 Millionen Franken an Glarus, 11,9 Millionen Franken an Glarus Süd.

Ortsgemeinden – geringer Cashflow, tiefe Selbstfinanzierung

Der Cashflow der Ortsgemeinden sank im Vergleich zum Vorjahr von 14,7 auf 4,3 Millionen Franken, weil der Steuerertrag infolge der Steuererleichterungen um 4,4 Millionen Franken einbrach und die Gemeindestrukturreform ausserordentliche Ausgaben von 6,5 Mio. Franken erheischte. Deshalb konnten die etwa dem Durchschnitt der Vorjahre entsprechenden Nettoinvestitionen von 14,1 Millionen Franken nur zu 30 Prozent aus eigenen Mitteln finanziert werden und sanken die Nettovermögen der Ortsgemeinden von 21,3 auf 13 Millionen Franken. Neu sind Niederurnen als «kritisch» (Cashloss; Nettoschuld) sowie Matt und Oberurnen als «sehr kritisch» (Bilanzfehlbetrag) eingestuft. Bei 20 von 25 Gemeinden sind die Finanzen im Lot, und 19 Gemeinden weisen ein Nettovermögen aus.

Tagwen – höheres Investitionsvolumen

Die Nettoinvestitionen der Tagwen liegen mit 1,9 Millionen Franken deutlich über dem langjährigen Mittel von 650 000 Franken. Generell stieg deren Investitionsvolumen seit dem Beschluss zur Gemeindestrukturreform deutlich (s. Tabelle); 2010 weist z.B. der Tagwen Niederurnen Nettoinvestitionen von über 1 Million Franken aus, davon 0,8 Millionen Franken (netto) für den Geschiebesammler «Dorfbach». Die Investitionen wirkten sich auf die Finanzkennzahlen und Vermögen aus, weshalb nur noch die drei Linthaler Tagwen die Rating-Bestmarke erreichen. Niederurnen weist mit 7,4 Millionen Franken immer noch das grösste Nettovermögen aus. Gesamthaft bringen die Tagwen gegen 20 Millionen Franken in die neuen Gemeinden ein.

Schulgemeinden – Verbesserung der Finanzlagen

Weiterhin gelten acht der 14 Schulgemeinden als «kritisch» oder «sehr kritisch». Sie weisen einen Bilanzfehlbetrag oder eine Nettoschuld verbunden mit einem Cashloss auf. Obwohl sie wegen der Steuersenkung Steuermindereinnahmen von 4,4 Millionen Franken hinnehmen mussten, vermochten sie Fremdkapital und Nettoverschuldung abzubauen. Sehr tiefes Zinsniveau, geringer Investitionsbedarf und gegenseitige Unterstützungspflicht verbesserten ihre finanzielle Situation jährlich. 2010 sank der Fremdkapitalbedarf auf 26,5 Millionen Franken; im Jahr 2000 hatte er noch über 73 Millionen Franken betragen.

Gemeinden konsolidiert – gute Basis für den Start der neuen Gemeinden

Die konsolidierte Auswertung fasst die Ergebnisse der Orts-, Schulgemeinden und Tagwen zusammen. Aufgrund der Kennzahlen sind noch Riedern und Schwändi als «unproblematisch bis günstig» klassiert. Neu weist Matt einen Bilanzfehlbetrag aus und gilt zusammen mit Braunwald als «sehr kritisch». (Alt-)Glarus gilt nicht mehr als «kritisch», weil die Nettoverschuldung unter 3000 Franken pro Einwohner liegt. Alle anderen Gemeinden (21 von 25) gelten als «problematisch in Einzelkennzahlen».

Ergebnisse Gemeindefinanzrating

Mindereinnahmen von 8,9 Millionen Franken wegen der auf das schweizerische Mittel gesenkten Steuerbelastung (Landsgemeindebeschluss 2009) und ausserordentliche Ausgaben für die Gemeindestrukturreform von über 6,5 Millionen Franken lassen den Cashflow von 18,7 auf 5,4 Millionen Franken sinken. Deshalb schliessen die Rechnungen inkl. zusätzlicher Abschreibungen von 1,4 Millionen Franken mit einem Aufwandüberschuss von 7,7 Millionen Franken ab (Vorjahr: 1,7 Millionen Franken Gewinn). Die Gemeinden tätigten Nettoinvestitionen von 16,2 Millionen Franken. Dies sind 3,7 Millionen Franken weniger als im Vorjahr, entspricht jedoch etwa dem durchschnittlichen Investitionsvolumen der vergangenen Jahre. – Insgesamt schliessen die Gemeinderechnungen um einiges besser ab als budgetiert.

Auftrag erfüllt – Ziel erreicht

Der Regierungsrat hatte nach dem Willen der Landsgemeinde bis zum Gemeindezusammenschluss per 2011 darauf zu achten, dass die Gemeindevermögen auf dem Niveau 2006 erhalten bleiben und keinesfalls zum Nachteil anderer Gemeinden verwendet werden. Dieser Auftrag ist erfüllt, ohne Unterhalt und notwendige Investitionen eingeschränkt zu haben. Zu den 23,5 Millionen Franken Gemeindevermögen wird der Kanton, gestützt auf den Landsgemeindebeschluss 2006, rund 12 Millionen Franken für den Ausgleich der unterschiedlichen Vermögensverhältnisse der sich zusammenschliessenden Gemeinden beitragen. Mit einem Startkapital von rund 36 Millionen Franken verfügen die drei neuen Gemeinden über eine gesunde finanzielle Basis, und sie sind für künftige Herausforderungen gerüstet. Glarus Süd, Glarus und Glarus Nord sind nun gefordert, diese gute Ausgangslage zu nutzen, um zusammen mit dem Kanton die Ziele der Gemeindestrukturreform zu erreichen.

Das Gemeindefinanzrating 2010 ist die letzte statistische Auswertung vor dem Zusammenschluss der Glarner Gemeinden. Seit 2011 gilt für den Kanton und die drei Gemeinden ein neues, einheitliches Finanzrecht und das «harmonisierte Rechnungsmodell 2» (HRM2). Es macht die Buchführung transparenter, das Gemeindefinanzrating aussagekräftiger und die Rechnungen von Kanton und Gemeinden vergleichbar.