Fit sein für den Ernstfall

Die Rega hat vergangenen Mittwoch in Zusammenarbeit mit der Alpinen Rettung Schweiz die Evakuierung aus der Luftseilbahn Kies-Mettmen trainiert.



Fit sein für den Ernstfall

Wie sind die Abläufe bei einer Evakuierung aus einer Seilbahn und wie funktioniert die Zusammenarbeit der Rega mit der Alpinen Rettung Schweiz?
Gut 20 Freiwillige hatten am vergangenen Mittwoch die Möglichkeit, sich aus luftiger Höhe gleich zwei Mal aus einer Seilbahn retten zu lassen: einmal durch die Fixtau-Operation und einmal durch Abseilen.

Bei der Rettung live dabei

Drei Piloten und vier Rettungssanitäter aus den Basen Mollis und St. Gallen sowie sieben Rettungsspezialisten Helikopter (RSH) bereiten sich auf die heutige Übung vor. Beim Briefing werden vor allem die speziellen Herausforderungen des Einsatzes besprochen. Wie später Markus Reichenbach, Übungsleiter der Rega-Basis in Mollis, erklären wird, muss neben den ungünstigen Wetterbedingungen und dem Gelände vor allem auf die zusätzlichen Kabel der Materialseilbahn geachtet werden. Diese ist aktuell für die Bauarbeiten am Mettmen-Hotel installiert. Obwohl es regnet, kann die Übung wie geplant starten. Die Sicht ist gut.

Jeweils zehn Personen steigen in die Gondel. Alle erhalten einen Helm und ein Bergungsdreieck, an dem die Karabiner für die Rettung aus der Luft eingehängt werden können. Es geht los. Die Luftseilbahn setzt sich in Bewegung und kommt viele Meter über dem Abgrund zu stehen. Nun heisst es für die Freiwilligen warten, bis die Rettungsspezialisten Helikopter an einem 30 Meter langen Tau herangeflogen werden. Vorsichtig werden sie auf dem Dach der Gondel abgesetzt. Hierbei ist grösste Präzision vonseiten der Rega-Rettungssanitäter gefragt, die dem Piloten genauste Anweisungen geben müssen.

Einer der Rettungskräfte instruiert die Personen im Inneren der Kabine und schaut, dass alle richtig ausgerüstet sind. Jeweils zwei steigen nun auf das Dach. Auch dort erhalten sie nochmals Instruktionen. Sobald der Helikopter über der Kabine steht, muss alles sehr schnell gehen. Zu zweit werden die Freiwilligen an das Tauende eingeklingt und schon beginnt der Flug.

Abseilen aus 40 Meter über dem Boden

Der Ablauf beim Abseilen ist ähnlich. Auch hier werden zwei Rettungsspezialisten zur Seilbahn geflogen. Sie befindet sich 40 Meter über dem Abgrund. Beide Retter sorgen nun dafür, dass zügig ein Passagier nach dem anderen abgeseilt wird. Dies funktioniert vor allem deshalb so gut, da das Gelände am Boden nicht so steil ist und von dort aus die Talstation Kies-Mettmen gut erreicht werden kann.

Obwohl Seilbahnevakuierungen selten sind, muss dennoch jeder Handgriff sitzen. Aus diesem Grund wird dieses Szenario einmal jährlich geübt. Und jedes Jahr an einer anderen Bahn, wie Mediensprecherin Ariane Lendenmann erklärt. Die Evakuierung aus einer Seilbahn sei deshalb eine grosse Herausforderung, da hier besonders hohe Präzision erforderlich sei, wie Reichenbach erklärt. Denn der Haken am Tauende sei für den Piloten «out of space», und dieser könne sich jederzeit irgendwo an der Kabine festklemmen.

Im Notfall sei im Kanton Glarus die Alpine Rettung Glarnerland für die Bahnen zuständig, erklärt Jakob Rhyner, der Technische Leiter der Sportbahnen Elm. Man zahle hierfür einfach einen Beitrag. Viele der Rettungsspezialisten seien im Übrigen erfahrene Bergführer.

Am Schluss der Übung sind alle Freiwilligen und die Retter wieder gesund am Boden. Der Übungsleiter und auch die Piloten sind zufrieden. Wie Reichenbach noch erklärt, sei die SOP (Standard Operation Procedure) eingehalten worden und es seien realistische Bedingungen gewesen, unter denen heute geübt worden sei.

Dann zieht plötzlich Nebel auf. Der Helikopter kann nicht sofort zur Basis starten. Wohl auch realistische Bedingungen.