FMS-Abschluss in Corona-Zeiten

18 junge Frauen und ein Mann wurden am Donnerstagabend in der Aula der Kantonsschule Glarus gefeiert: 16 bekamen von Bildungsdirektor Benjamin Mühlemann ihren FMS-Ausweis, drei das Fachmaturitätszeugnis.



Bildungsdirektor Benjamin Mühlemann übergibt die FMS-Ausweise auf Distanz und ohne Handschlag. (Bilder mb)
Bildungsdirektor Benjamin Mühlemann übergibt die FMS-Ausweise auf Distanz und ohne Handschlag. (Bilder mb)

Die Corona-Krise war auch an der Abschlussfeier präsent. «Dass wir uns hier heute Abend treffen würden, war vor drei Monaten unsicher. Sie wissen ja, warum», sagte Prorektor Martin Hemmi, Leiter der Fachmittelschule (FMS), in seiner Begrüssung. Familie und Freunde der erfolgreichen Absolventinnen sassen mit Distanz auf nummerierten Plätzen in der grossen Aula. Es gab keinen Chor, wie sonst üblich, aber doch Musik und Tanz von Semira Keller, Nadine Hunziker, Sabrina Gallati, Léa Azevedo und Loredana Coluccello. So trat die Klasse 6u der Befürchtung des Prorektors entgegen, dass der Anlass «etwas spröde» sein würde.

Völlig anders

Martin Hemmi schilderte, wie sich der Unterricht am 16. März mit dem Homeschooling schlagartig verändert hatte. Er dankte den Eltern für den Support, den diese «situativ auf subtile oder handlungsorientierte Weise» geleistet hatten.

Die Lehrpersonen mussten auf Fernunterricht umstellen. «Das war vor allem zu Beginn eine zeitfressende Herausforderung», so der FMS-Leiter. Sie hätten den Kontakt zu den Klassen vermisst. Positiv sei aber die gute Mitarbeit der Lernenden gewesen: «Wir haben Sie als sehr zuverlässig erlebt.»

Für die Jugendlichen selber war der Autonomiegewinn attraktiv. Eine knappe Mehrheit hätte den Fernunterricht gerne bis zu den Sommerferien gehabt – seit 8. Juni wird ja wieder im Schulzimmer unterrichtet. Gefehlt hätten jedoch Erklärungen und Feedbacks der Lehrpersonen: «Es ist etwas völlig anderes, sich alles selbst beizubringen, vor allem auch, weil wir das vorher nicht so machen mussten und wir keine Übung haben. Der Frontalunterricht fehlt, man kann nicht nachfragen, und wir können uns nicht wirklich sicher sein, ob wir alles verstanden haben», schrieb eine Lernende in einer E-Mail.

Nun haben aber alle den Abschluss geschafft und mit 4,82 den höchsten Klassenschnitt seit Längerem erreicht. Im Unterschied zu anderen Kantonen gab es im Glarnerland Abschlussprüfungen – was nicht bei allen auf Verständnis stiess.

Auf vergangene Zeiten zurückgeblickt

Mit humorvollen Worten blickte Klassenlehrer Bruno Largo auf die vergangenen drei Jahre sowie auf seine Anfänge als Klassenlehrer zurück. «Es hat sich vieles verändert», meinte er, nicht nur im schulischen Bereich. Er sei dankbar, heute zu leben. Der Klasse 6u dankte er für die tollen Jahre. «Sie haben jetzt eine Hürde gemeistert. Aber die letzten Wochen haben gezeigt, dass es manchmal einen zweiten Anlauf braucht, dass nicht alles nach Plan verläuft.»

Mit einem Video der Studienreise nach Nizza, einem Gedicht von Uma Fanzott und Sabrina Gallati über die verschiedenen Lehrpersonen sowie mit einem Rück- und Ausblick liess die Klasse «die drei unvergesslichen Jahre» nochmals Revue passieren. «Jede von uns hat eine gewaltige Entwicklung gemacht. Heute sind wir selbstbewusste junge Frauen. Gemeinsam haben wir auch die Corona-Zeit gemeistert», sagten die Lernenden.

Bildungsdirektor Benjamin Mühlemann freute sich über die fröhlichen Gesichter der Absolventinnen auf der Einladungskarte: «Ein schönes Bild.» Sie hätten erfahren, was es heisse, eingeschränkt zu sein. Nun erwarteten sie viele Freiheiten. Dass einige den Prüfungen gegenüber kritisch eingestellt gewesen waren, habe ihn gefreut: «Nur wer sich engagiert, kann etwas erreichen.»

Die Übergabe der Ausweise und der drei Fachmaturitätszeugnisse durch den Regierungsrat erfolgte dann ebenfalls mit Distanz und ohne den üblichen Handschlag. Und auch der abschliessende Apéro war Corona-speziell: Er fand in der Mensa statt. Sitzend an Tischen.