Fokuspreis zum Weltalzheimertag – Auszeichnung für Glarner Krankenbegleitgruppen

Die vier Krankenbegleitgruppen im Glarnerland erhalten den Alzheimer-Fokuspreis 2019. Ihre freiwilligen Begleiterinnen und Begleiter sind für kranke und sterbende Menschen da, schenken ihnen Zeit und entlasten die Angehörigen.



Symbol Glaspyramide: Margreet Vuichard präsentiert die Fokuspreis-Skulptur, die sie Ursula Freitag (von links), Ruth Kistler, Dolores Stüssi und Elsbeth Ronner überreicht. (Bild. fridolin rast)
Symbol Glaspyramide: Margreet Vuichard präsentiert die Fokuspreis-Skulptur, die sie Ursula Freitag (von links), Ruth Kistler, Dolores Stüssi und Elsbeth Ronner überreicht. (Bild. fridolin rast)

Über 60 Personen im Glarnerland stellen sich für die Begleitung von Kranken zur Verfügung. Sie respektive die vier Krankenbegleitgruppen (krabegl.ch) zeichnet Alzheimer Glarus für ihr Engagement aus. Freiwillig stellen die Begleitenden kranken und sterbenden Menschen Zeit zur Verfügung. Sie schaffen damit auch Freiräume für die Angehörigen, die oft rund um die Uhr für die Kranken da sind. Sehr oft betreuen sie dabei Demenzbetroffene.

Der Fokuspreis 2019 ist mit 2000 Franken dotiert. Er soll vor allem der Weiterbildung der Freiwilligen zugutekommen, wie Dolores Stüssi bei der Übergabe zum Weltalzheimertag vom 21. September im Alters- und Pflegeheim Salem in Ennenda erklärt. Stüssi ist Präsidentin der Krankenbegleitgruppe Glarus und Glarus Nord und koordiniert die vier Gruppen auch kantonal.

Sehr oft ist Demenz im Spiel

Stärker als der Name vermuten lässt, stehen die Krankenbegleiterinnen und -Begleiter oft Demenzbetroffenen gegenüber. Oft wenden sich die Heime an die Koordinatorinnen, doch ihr Angebot steht allen offen. Und die Demenz fordert auch die Begleitenden heraus. «Oft machen wir einen Termin ab, und dann haben ihn die Kranken vergessen oder wollen nicht mehr», erklärt Ruth Kistler, Präsidentin der Gruppe Hinterland: «Die Verlässlichkeit geht verloren, das ist Bestandteil der Krankheit.» Aber es sei auch Teil der Faszination, die mit der Aufgabe verbunden ist, sagt Dolores Stüssi: «Wir kommen als zuerst Unbekannte, und wir verstehen uns auf der Herzebene, nicht mit dem Verstand.» Demente verstellen sich nicht, sie mögen ihr Gegenüber oder mögen es nicht. Wenn die Chemie stimmt, dann entstehen aber auch die schönen Erlebnisse. Auf Spaziergängen, am Stammtisch, an etwa ein Dorfbewohner dank der Begleitung von Ursula Freitag, Präsidentin Sernftal, zurückkehren kann: «Es geht um Spaziergänge, gelegentlich einen Ausflug, ums Integriertbleiben im Dorf.» So ist die Krankheit Demenz auch in der Gesellschaft sichtbar.

Und es geht darum, die Frau oder den Mann zu entlasten, die als betreuende Partner sonst eine 24-Stunden-Aufgabe haben. «Wir ermuntern die Kranken auch, Hilfe anzunehmen, das ist für die Partnerinnen sehr wichtig», betont Stüssi. Damit sie möglichst früh entlastet werden können und nicht selber an den Anschlag kommen.

Für sie, für die Begleiteten, engagieren sich die Krankenbegleiterinnen und – einige wenige bisher – Begleiter. «Man macht es nicht fürs Ego», sagt Elsbeth Ronner von der Gruppe Schwanden und Umgebung: «Man kann kein Programm durchziehen, muss sich herantasten an die Wünsche und auf die Situation einstellen.»

Begleitende gesucht

Die Gruppen werden so koordiniert, dass Vertrauen und eine Beziehung entstehen kann, Begleiterinnen immer wieder mit den gleichen Kranken unterwegs sind. Die Gruppen suchen auch immer wieder Freiwillige, so Elsbeth Ronner: «Wir bekommen von den Heimen sehr viele Anfragen, auch für vorübergehende Betreuungen etwa nach einem Unfall.» Es steige ausserdem die Nachfrage von Leuten, die möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause bleiben wollen. Der Bedarf ist also gross und wächst auch weiter, weil die Bevölkerung auch älter wird.

Interessierte können sich bei den Einsatzleiterinnen melden, wer einsteigt, wird zu einem Gespräch mit Coach Iris Lustenberger empfangen. «Es braucht keine spezifische Ausbildung, es braucht Empathie und Menschlichkeit», sagt Ursula Freitag. Und Dolores Stüssi ergänzt: «Wir wehren uns gegen eine Professionalisierung, denn Krankenbegleitende sind die Einzigen, die ohne Pflicht und Zeitdruck da sind, als Mensch und freiwillig.» Was nicht heisst, dass keine Pflegeprofi-Frauen mitmachen – im Gegenteil seien auch sie froh, endlich einmal Zeit zu haben für die Leute.

Krankenbegleitgruppen als Drehscheibe

Die Krankenbegleitgruppen Glarnerland stehen im ganzen Kanton zur Verfügung, Einsatzleiterinnen helfen weiter, man ist auch mit der kantonalen Koordination Gesundheit vernetzt. Wer Interesse hat, Begleiterin oder Begleiter werden, kann sich ebenfalls hier melden. Mehr Infos unter: www.krabegl.ch.