Emil Koller zeigte auf, wie aus der Guggenmusik in den späteren Siebzigerjahren eine weit herum beachtete Gesangsformation wuchs, deren Mitglieder sich auch am appenzellischen Brauchtum rege beteiligen und dem weltlichen Feiern sehr zugetan sind. Der Name «Engel» war naheliegend, wurde doch stets im Stammlokal der hochbegabten Sänger eingeübt und ab 1983 überall aufgetreten. Das «Engel-Chörli Appenzell» darf in keiner Weise dem Volkstümlichen zugeordnet werden. Dieser Bereich ist eines der «Standbeine». Ebenso elegant bewegen sich die acht Leute, wenn es ums Interpretieren weltbekannter Teile aus irgendeinem Musical oder die Wiedergabe von Hits «alter», weltberühmter Gruppen geht. Das macht den immensen gestalterischen Reichtum dieser Formation gewiss aus. Stimmlich waren alle bestens disponiert. Reinheit, dynamisches Ausgestalten und Abgestimmtheit und das immense Repertoire waren im Verlaufe der vier Gesangsblöcke und dem Abschluss, der knapp vor Mitternacht erfolgte, in jeder Beziehung wohltuend. Man konnte sich in diese Musik hineinbegeben, sich einfach mal weit zurücklehnen und vorbehaltlos geniessen. Und auch wenn das «Engel-Chörli» gewiss häufig da oder dort auftritt, unter anderem zum drittenmal in Schwanden, ist nie Routine oder seelenloses Dahinsingen hör- und sichtbar. Mit unglaublicher Eleganz wurde interpretiert, dem kleinsten Piano jene Beachtung und Sorgfalt gezollt, die zu enorm Erfüllendem geriet. Der musikalische Leiter führte in seinem unverwechselbar schönen Dialekt in die Stücke, deren Komponisten und Texter ein, gab Kostproben aus dem Zusammensein des Chors gar munter zum Besten und tat damit kund, dass gewisse Appenzeller Weisen problemlos mit russischen, japanischen, afrikanischen oder englischen Chorgemeinschaften angestimmt werden können und dass das auch problemlos zum Erfolg führe. Und dass die Liedvorträge ankamen, wurde auch daraus spürbar, dass niemand auch nur den Hauch eines Gedankenaustausches pflegte, ganz anders als bei irgendwelchen öffentlichen Festivitäten. Und so wurden die Sänger mit Kollers Schildern gedanklich begleitet, unter anderem nach Elm, wo es einst fürchterlich feucht gewesen sein muss und daraus im Jahre 1982 ein Megafest entstand. Alles gedieh in einer heimeligen, einfach harmonisch schönen Welt, deren Inhalte allen wohl taten. Und spätestens im Verlaufe des zweiten Blocks hatte man sich mit den Tücken des appenzellischen Dialekts arrangiert. Zwischen den Blöcken wurde man aufmerksam, ja sorgsam bedient – bis Kompositionen wie «Girls, girls, girls, …», Medleys, Spirituals und weitere wahre «Ohrwürmer» aus der leichten Muse die Runde machten, Swing und eine nur ganz kleine, weil verhasste Schunkelei aufkam. Mit dem CD-Kauf, dazu wurde man gar nachhaltig aufgefordert, konnte man das Nachklingen nach Hause nehmen. Paul Aebli, Präsident der organisierenden Gemeindestube, dankte und überreichte eine kulinarische Kostbarkeit, die es im Appenzellischen garantiert nicht gibt. Und auch ohne CD klang das eine und andere so nach, dass man am liebsten «Auf Wiederhören» sagt.Artikel
Folklore und Unterhaltung vom Feinsten
Bereits beim Betreten des Gemeindezentrums in Schwanden ahnte man, dass da nicht irgendeine Formation auftreten würde. Alles war bis auf den praktisch letzten Platz besetzt und nach jeweiliger Ansage durch den musikalischen Leiter Emil Koller, zugleich eines der Gründungsmitglieder, wurden Jodellieder und später Kompositionen aus der weiten Welt der seichten bis leicht dramatischen Unterhaltungswelt gesungen, die auf verdient hohe Beachtung stiessen.