Franz Böckle – bedeutender Glarner Moraltheologe

An einem würdigen Gedenkanlass für den vor 20 Jahren in Glarus verstorbenen bedeutenden Moraltheologen Franz Böckle würdigten am Samstag in Glarus Professor Hans Halter, Luzern, und Fridolin Hauser, Näfels, das Leben und Werk von Franz Böckle (1921-1991). Der Gemeindepräsident von Glarus, Christian Marti, würdigte die Verdienste von Franz Böckle aus lokaler Sicht. Der Soldenhoffsaal war am Samstag bis auf den letzten Platz besetzt, so gross war das Interesse der Glarner Bevölkerung.



Franz Böckle – bedeutender Glarner Moraltheologe

Franz Böckle war fast auf den Tag der Veranstaltung vor 90 Jahren, am 18. April 1921 in Glarus geboren worden und ist dort aufgewachsen. Er wollte Arzt werden, studierte dann jedoch Theologie und wurde 1945 zum Priester geweiht. Nach fünf Jahren Vikar in Zürich unterzog er sich auf Wunsch des damaligen Churer Bischofs Christianus Caminada in München und Rom einem Zusatzstudium und doktorierte zum Thema «Die Idee der Fruchtbarkeit in den Paulusbriefen». Von 1953 an wirkte er als Professor für Moral in Chur und wurde 1963 mit derselben Aufgabe nach Bonn berufen, wo er 1983-1985 Rektor der dortigen Universität war und zum Abschluss seiner weitherum bekannt gewordenen Tätigkeit 1991 das Ehrendoktorat der medizinischen Fakultät verliehen bekam.

Ein fesselnder Vortrag

Mit Spannung erwarteten die Gäste den Vortrag von Professor Hans Halter, Luzern, einem Schüler von Franz Böckle. Er erinnerte in seinem Festvortrag an den grossen gesellschaftlichen Wandel seit der Aufklärung und der wachsenden Säkularisierung, einem Prozess, den die katholische Hierarchie nicht mitgemacht hat, sodass die kirchliche Lehre und das Leben der Leute mehr und mehr zu einer Entfremdung von der Kirche führten. In dieser Situation wollte Franz Böckle der kasuistisch-legalistischen Moraltheologie positive Werte mit Vorrang der eigenverantwortlichen Person entgegenstellen. Und dies innerhalb der vorgegebenen Ordnung. Mit diversen Anstössen versuchte er eine Reform der Moraltheologie zu erwirken. Er wollte Vermittler sein, Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne, zwischen Theologie und Philosophie, Ethik und kirchlichem Lehramt, auch zwischen Ethik und Recht bzw. Medizin. Allerdings sind seine Bemühungen insbesondere mit der Enzyklika «Veritatis splendor» von 1993 beiseitegeschoben worden, Halter fügte resigniert bei, glücklicherweise habe Böckle dies nicht mehr erleben müssen, denn 1991 ist er am 21. Juli nach kurzer, aber schwerer Krankheit in Glarus, wohin er sich zurückgezogen hatte, wohl vorbereitet gestorben. Eindrücklich und sicher für die Anwesenden unvergesslich die Originaltonbandaufnahme einer kurzen Rede von Franz Böckle, anlässlich einer Würdigung in Zürich. «Ostern ohne Karfreitag ist eine Illusion! Karfreitag ohne Ostern eine Katastrophe!», dies war für Böckle die Grundlage des Glaubens.

Interessanter Rückblick auf das Leben von Franz Böckle

In Wort und Bild liess der Initiant dieser Gedenkveranstaltung, Fridolin Hauser, Näfels, der unter den Anwesenden die damalige Mitarbeiterin von Böckle, Claire Reiter, begrüssen konnte, das Leben von Franz Böckle von seiner Geburt in Glarus bis zum Tod in seiner Heimat in der Erinnerung aufscheinen, verwies auch auf die rund 500 verschiedenen Publikationen dieses bedeutenden Theologen. Als heutiger Gemeindepräsident von Glarus würdigte Christian Marti Franz Böckle aus der Sicht der Heimatgemeinde.