Freiräume schaffen!

Frage der Belastbarkeit, Zeitmanagement oder die Teilnahme an der diesjährigen OLMA waren zentrale Themen der Hauptversammlung der Glarner Bäuerinnen und Landfrauen GLBV im «Schützenhaus»-Saal in Glarus. Neu in den Vorstand wurde Nadia Disch aus Elm gewählt. Die Grüsse der Regierung überbrachte Regierungsrätin Marianne Dürst Benedetti.



Freiräume schaffen!

«Lass dich in deinem Leben von den Geschäften nicht völlig in Beschlag nehmen.» Mit diesem Zitat vom römischen Kaiser Marc Aurel eröffnete Präsidentin Ruth Horner die Tagung der Glarner Bäuerinnen und Landfrauen. Es gehört bereits zur lieben Gewohnheit, dass sie die Versammlung jeweils mit einem Gedicht oder einem Zitat eröffnet. An der sehr gut besuchten Hauptversammlung im «Schützenhaus»-Saal begrüsste sie unter anderen als Gäste Regierungsrätin Marianne Dürst Benedetti und Annakäthi Schluep, als Vertreterin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes.

Wechsel im Vorstand

Eine ständig steigende Belastung und aus Rücksicht auf die eigene Gesundheit haben die bisherige Kassierin Magrit Zentner bewogen, auf die diesjährige Versammlung ihren Rücktritt zu erklären. Sie wurde 2002 in den Vorstand gewählt und führte seit sechs Jahren umsichtig die Kasse der Vereinigung. «Ich war im ersten Moment ehrlich erschrocken, als ich den Brief in meinen Händen hielt, aber sehr schnell fand ich Verständnis für diesen Schritt.» Es sei ihr ein wichtiges Anliegen, dass die Gesundheit jederzeit im Vordergrund stehe und erst dann komme ein «freiwilliges» Amt zum tragen. Wie üblich hätte das Suchen nach einer geeigneten Nachfolgerin begonnen und diese habe bereits nach kurzer Zeit zum Erfolg geführt. Nadia Disch, einer Bäuerin aus Elm erklärte sich nach kurzer Überlegung bereit, dieses Amt als Kassierin anzunehmen. Mit grossem Applaus und einem einstimmigen Landfrauenmehr wurde Disch in den Vorstand gewählt. Nach zwölf Jahren als Ortsgruppenleiterin von Bilten erklärte Armida Dürst ihren Rücktritt. Als Nachfolgerin konnte Trudy Schmid gewählt werden. Als Nachfolgerin von Heidi Schnyder, während 18 Jahren Ortsgruppenleiterin Näfels/Oberurnen, wählte die Versammlung Myrtha Fischli.

Ein neues Zeitmanagement ist gefordert

Immer mehr würden viele neue administrative Arbeiten wie das Ausfüllen von Formularen, rechtzeitiges Anmelden bei den verschiedenen Ämtern und Meldestellen oder eine umfangreiche Buchhaltung die Zeit der Bäuerinnen in Anspruch nehmen. «Diese zusätzlichen Arbeiten und Aufgaben verlangen von uns ständig neue Fertigkeiten und vor allem ein neues Zeitmanagement.» Wie Horner weiter ausführte, bestünden aber die traditionellen Aufgaben der Bäuerin wie die Erziehung der Kinder, Arbeiten im Haus, Hof und Garten weiterhin. «Aus diesem Grund ist für uns die Zeit für die Pflege der Freundschaft, der seelischen Regeneration und der notwendigen Erholung immer kürzer.» Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich heute jede fünfte Bäuerin oft überlastet fühlt. «Diese Aussage sollte uns nachdenklich stimmen.» Deshalb die Aufforderung an die anwesenden Bäuerinnen und Landfrauen: «Lass dich in deinem Leben von den Geschäften nicht völlig in Beschlag nehmen!»

Aktive Teilnahme an der OLMA 2012

Am 11. bis 21. Oktober 2012 findet die OLMA in St. Gallen statt. Der Kanton Glarus ist in diesem Jahr zusammen mit dem Kanton Zug Gastkanton und wird auch am traditionellen Umzug präsent sein. «Wir werden mit den Bäuerinnen während drei Tagen an der OLMA backen. Es ist bereits alles organisiert und es werden sechs Frauen jeweils einen Tag lang Spezialitäten aus dem Glarnerland für die Messebesucher zubereiten.» Wie Horner erklärt, sei ihnen dies bereits vor einigen Jahren mit grossem Erfolg und grosser Freude gelungen. Aber auch zu anderen Veranstaltungen und zum grossen Festumzug seien sie eingeladen, sodass es für einige Bäuerinnen wohl das Beste wäre, während den sieben Tagen in St. Gallen ein Zimmer zu nehmen.

Grussbotschaften

Die Grüsse des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV überbrachte Annakäthi Schluep-Bieri, Präsidentin der Kommission für Familien- und Sozialpolitik. Sie gab einen kurzen Einblick in ihre Tätigkeit, informierte aber auch über die Arbeiten des Verbandes. «Erfreulich ist sicher zu vermelden, dass die Bäuerinnen seit Kurzem einen zweiten Sitz im Schweizerischen Bauerverband einnehmen können.» Dies sicher als indirekte Folge, dass in vielen Verbänden die Frauen stark untervertreten seien. Regierungsrätin Marianne Dürst Benedetti bedankte sich im Namen der Regierung und der Glarner Bevölkerung für den immerwährend grossen Einsatz der Glarner Bäuerinnen und Landfrauen. «Es ist klar, dass die Frauen auf den Höfen eine sehr wichtige Rolle ausüben und wichtige Aufgaben zu erfüllen haben. Sie sind bei der Produktion, bei der Verarbeitung und schlussendlich auch bei der Direktvermarktung stets aktiv dabei.» Für diese wichtige Rolle wolle sie den anwesenden Bäuerinnen und Landfrauen von Herzen danken.

Hans Hefti aus Mitlödi betonte als Vertreter der Glarner Trachtenvereinigung das Verbindende zwischen der Landwirtschaft und dem Trachtenbrauch heraus. «Es freut mich natürlich ganz besonders, dass ich heute viele schöne Trachten im Saal sehe.» Es könnten aber, so warb er für seinen Verein, sicher in Zukunft noch mehr sein.

Es bleibt sicher zu hoffen, dass die Ankündigung von Präsidentin Ruth Horner, ihr Amt auf die kommende Hauptversammlung zur Verfügung zu stellen, nur ein leiser «Versprecher» war.