«Freude herrscht» beim Ski-Club Glarus

Die Mitglieder des ältesten Skiklubs der Schweiz feierten am vergangenen Freitagabend im Saal des Restaurants Schützenhaus in Glarus im Beisein von alt Bundesrat und Ex-SSV-Verbandspräsidenten Dr. h.c. Adolf Ogi, Delegationen von Skiklubs, Vertretern kantonaler und kommunaler Behörden sowie Sponsoren und Gönnern das 125-jährige Bestehen des Ski-Club Glarus.



«Freude herrscht» beim Ski-Club Glarus

Der Freitag, 23. November 2018, dürfte bei den Mitgliedern des Ski-Club Glarus nachhaltig in Erinnerung bleiben. Ohne grosses Brimborium, dafür in würdig festlichem Rahmen feierte der älteste Ski-Club der Schweiz sein 125-jähriges Bestehen. Chef 11 Marcel Leuzinger konnte die zahlreich anwesenden Ski-Club-Mitglieder im Beisein kantonaler und kommunaler Behörden, unter ihnen die beiden Regierungsräte Benjamin Mühlemann und Kaspar Becker, Delegationen verschiedener Skisportverbände, geladenen Gästen sowie grosszügige Sponsoren und Gönner im festlich geschmückten Saal des Restaurants Schützenhaus in Glarus herzlich begrüssen. Hocherfreut zeigte sich Marcel Leuzinger über die Anwesenheit von alt Bundesrat Adolf Ogi, der in den Jahren 1969–1974 Technischer Direktor des SSV und von 1975–1981 SSV-Verbandsdirektor war. Ebenfalls an der Jubiläumsfeier anwesend war der amtierende Präsident vom Swiss Ski-Team Dr. Urs Lehmann. Dieser musste allerdings aus Termingründen den Jubiläumsanlass leider frühzeitig verlassen. Viel Freude zeigte Marcel Leuzinger über die Anwesenheit des ehemaligen, legendären und sehr erfolgreichen Ski-Nati-Trainers Rolf Hefti. Für den festlichen musikalischen Background sorgten Eva Riem und Nadja Zürcher mit wunderschönen Gesangseinlagen.

Regierung und Gemeinderat gratulieren

Mit den herzlichsten Gratulationswünschen für «125 Jahre Skiklub Glarus» überbrachte Regierungsrat und Departements-Vorsteher Benjamin Mühlemann die Grüsse der Glarner Regierung. Er wünschte dem traditionsreichen ältesten Ski-Club der Schweiz weiterhin viel Erfolg. Gemeindepräsident Christian Marti zeigte sich sichtlich stolz, selbst Mitglied des ältesten Skiklubs der Schweiz zu sein. Seine Aktivitäten für den SC Glarus würden sich zwar eher in Grenzen halten. Trotzdem freue er sich, gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen im SC Glarus die 125 Jahre zu feiern.

Glarus – Wiege des Skisports

Fritz Marti war 17 Jahre lang Präsident des Skiclubs Glarus. Heute ist er Ehrenmitglied des SC Glarus. Ihm blieb es vorbehalten, vor versammelter Gesellschaft die Geschichte seines Vereins nochmals Revue passieren zu lassen. Gleich drei epochale Ereignisse waren von grosser Bedeutung: Die Gründung des ersten Skiclubs, der erste Skiwettlauf und die Eröffnung der Skifabrik Jakober. Drehen wir das Rad der Zeit zurück ins Jahr 1893. Man notiert den 22. November 1893: Es ist die Geburtsstunde des traditions- und erfolgreichen SC Glarus. Vom Schneesport begeisterte Glarner gründen unter Skisportpionier Christoph Iselin den ersten Skiklub der Schweiz. Im selben Jahr 1893 wird von Melchior Jakober die erste Skifabrik gegründet. Drei Jahre später war Jakober der einzige Skiproduzent an der schweizerischen Landesausstellung. Neun Jahre später am 26. Januar 1902 organisieren Klubmitglieder an einem schneereichen Sonntag das erste offizielle Skirennen in der Schweiz statt. «Somit dürfen wir den Slogan Glarus – die Wiege des Skisports in der Schweiz selbstbewusst für uns in Anspruch nehmen», meinte ein stolzer Fritz Marti am Schlusse seiner Laudatio.

Die Skis in die Wiege gelegt

Gespannt und in freudiger Erwartung wartete die Festgesellschaft auf das Highlight des Abends. Als prominenten Referenten konnten die Organisatoren der Jubiläumsfeier keinen geringeren als alt Bundesrat Dr. h.c. Adolf Ogi gewinnen. In seinem Vortrag erinnerte der beliebte Magistrat an seine 17-jährige Tätigkeit für den Schweizer Skisport. Eine bewegte Zeit, die ihn Hoch und Tiefs erleben liessen. Seine ersten Erinnerungen an das Skifahren gehen ins Jahr 1946 zurück. Als kleiner Junge erhielt er von seinem Vater, dem damaligen Leiter der Skischule Kandersteg, ein paar Skis. Tagelang sei er durch den Schnee gestampft und den Hügel hinter dem Haus hinuntergebrettert. «Ich bin gefahren, gestürzt, wieder aufgestanden und weitergefahren», erinnert sich Ogi schmunzelnd an seine Kindheit. Sein Vater und Onkel waren erfolgreiche Wintersportler in verschiedenen Disziplinen. Die Begeisterung für Schnee und Berge wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. In seiner Jugend bestritt Ogi verschiedene Wettkämpfe in Wintersportarten und verzeichnete vor allem in der Abfahrt diverse Siege. Er sei jedoch oft gestürzt, wie Ogi sich erinnert. «Ich war ein Draufgänger», was wohl seinem Temperament zu verdanken sei. Durch seine Erfolge kam die Anfrage für die Teilnahme an Wettkämpfen in Amerika. Ogi erinnert sich an die Worte seines Vaters: «Mit dem Skirennsport kannst du kein Geld verdienen». Sein Vater stellte ihm die Weichen in eine andere Richtung. Später stand Ogi jedoch zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Gleis und konnte auf den Skiverbands-Zug aufspringen.

Retter in der Not

Zum Schweizerischen Skiverband (SSV) stiess der damals 22-Jährige nach den Olympischen Spielen 1964. Die Schweizer holten in Innsbruck keine einzige Medaille. «Es herrschte Katastrophenstimmung», erinnert sich Ogi an die Pleite. Er war zu dieser Zeit vollamtlicher Sekretär des Verkehrsvereins Meiringen-Haslital im Hause Glatthard. Der damalige Präsident des SSV, Karl Glatthard, kam zu Ogi und fragte ihn, ob er zum SSV stossen möchte. Er habe für ihn einen Auftrag: Ogi sollte in Sapporo 1972 den Schweizer Athleten zu Edelmetall verhelfen. Ogi ergatterte auf einen Schlag gleich zwei Jobs beim Verband. Er wurde Stellvertreter der, wie er sie nennt, legendären Zentralsekretärin Elsa Roth. Zusätzlich war er Chef der Nachwuchsförderung. Während der Arbeit beim SSV machte er die Skilehrerausbildung, den Skitrainer-Lehrgang und diverse Weiterbildungen. Bei den Olympischen Spielen 1968 in Grenoble war Ogi als Trainerassistent dabei. Im Sommer führte er eine Schweizer Delegation an Wettkämpfe nach Australien. Dort hielt Ogi im Namen aller versammelten Nationen eine Ansprache. Der Aussenminister von Australien meinte daraufhin zum alt Bundesrat: «one day, you will be the president of Switzerland – eines Tages werden Sie Präsident der Schweiz sein». Und recht hatte er, allerdings einige Jahre später.

Ogis Leute siegen heute!

Im Jahre 1969 wurde Ogi in einer Kampfwahl zum Technischen Direkter des SSV gewählt. Seine Aufgabe war es, gemäss Glatthards Auftrag, die Nationalmannschaft auf Sapporo vorzubereiten. In Asien wurden zuvor noch nie internationale Skirenn-Wettkämpfe ausgetragen. «Wir wussten nicht, was uns erwartet, deswegen haben wir alles im Voraus genau geplant», schaut Ogi auf die Vorbereitung zurück. Beispielsweise liess Ogi und sein Team die Fluglinie nach Sapporo ändern. Anstelle über Rom, Teheran, Bangkok, Hongkong, Tokyo nach Sapporo zu reisen, wurde ein Direktflug über Sibirien organisiert. Die eigentliche Flugzeit verkürzte sich von 35 auf 16 Stunden. «Eine enorme Entlastung für die Athleten», erklärte Ogi. Zudem hing er ein striktes Joghurt-Verbot aus. «Die Athleten wurden davon 1971 nur krank». Die Massnahmen lohnten sich, denn die Schweiz holte acht Medaillen.

Alt Bundesrat Ogi zeigte sich in Höchstform

Dass alt Bundesrat Dr. Adolf Ogi noch längst nicht zum alten Eisen gehört, bewies der ehemalige hohe Magistrat bei seinem hochinteressanten Referat, in dem Leidenschaft und Freude für den Skisport auch nach 17-jähriger Verbandstätigkeit noch heute deutlich zum Ausdruck kamen. Rhetorisch brillant, mal scherzend und umgehend gleich wieder ernst werdend, zog Ogi alle Register seines Könnens und begeisterte seine Zuhörerschaft von der ersten bis zur letzten Minute seines Referats. Eine anhaltende Standing Ovations am Schlusse des Vortrags war der verdiente Lohn für den Referenten. Als Dank und Anerkennung für die Bereicherung der Jubiläumsveranstaltung überreichte ihm Chef 11 Marcel Leuzinger einen namhaften Check für seine Stiftung «Freude herrscht». «Dölf» Ogi revanchierte sich postwendend und erklärte sich zur Überraschung aller Anwesenden bereit, ab sofort den Mitgliederbeitrag für den SC Glarus einzuzahlen. Mit frenetischem Applaus wurde der immer noch äusserst beliebte alt Bundesrat im Kreis des ältesten Ski-Clubs der Schweiz aufgenommen. Und die Mitglieder des SC Glarus waren nach dieser freudigen Mitteilung einhelliger Meinung: «Freude herrscht!»