Fridolin Baumgartner und 50 Jahre mit Musik

Sool gehörte – musikalisch gesehen – ganz fest in die Hände des liebenswürdig kreativen Dirigenten Fridolin Baumgartner. Von seinem Gemischten Chor verabschiedete er sich nach exakt 50-jährigem Wirken – dies vor ganz grossem Publikum und für einmal nicht in Sool auftretend. Alle verfügbaren Lokalitäten hätten nie ausgereicht, um alle aufzunehmen, die sich persönlich verabschieden wollten und noch einmal an einem der vielen schon fast legendären Kränzlis dabei zu sein.



Fridolin Baumgartner und 50 Jahre mit Musik

Und einmal mehr war es wieder «eebig schüü», beseelt, gemütlich, freundschaftlich. Es waren ja alle aus dem gleichen Grunde erschienen. Man war bereit, vorbehaltlos und umfassend zu geniessen, aufmerksam hinzuhören – diesmal im Saal des «Adlers» Schwanden. Auch dort gab es fast zu wenig Plätze.

Und wenn nun das Beschreiben mit dem Titel des zweiten Teils eines Unterhaltungsabends beginnt, der bemerkenswert sorgsam einstudiert worden war, ist das kein Zufall, hiess doch der Titel des Zweiakters von Armin Vollenweider «Alles keis Problem». Und so war es denn auch. Fridolin Baumgartners Nachfolge für die beinahe 30 Personen umfassende Chorgemeinschaft ist in guter sehr willkommener Weise geregelt; hat sich doch Verena An den Matten Hidber aus Bad Ragaz bereit erklärt, den Chor zu übernehmen. Sie verfügt über viel Erfahrung, ist sie doch auch musikalische Leiterin des Frauenchors Niederurnen und des Sinkreises Mollis. Der Taktstock war schnell überreicht, weit rassiger als die verdiente, herzliche Ehrung des spürbar geschätzten «alten» Chorleiters.

Dazu gehörte zuerst mal das Liedprogramm mit vielem, was über die Jahre hinweg erarbeitet und erfolgreich gesungen worden war. Die Chormitglieder konnten aus einer vom Dirigenten ausgearbeiteten und verteilten Liste unter unzähligen Titeln auswählen. So kam es zum beseelten Ausgestalten von bekannten Volksliedern, Madrigalen mit sehr weltlichen Inhalten, Spirituals und Weisen aus gar vielen Ländern. Man folgte den Ausführungen der «Legende von den zwölf Räubern», hörte sich das Lob für Braunwald, das stürmische Wirken des «Ältesten Glarners» und das berührende «An hellen Tagen, Herz, welch ein Klagen», Lieder aus Dalmatien, Russland und Südafrika – und war begeistert. Die Chorleute gestalteten behutsam aus, die Register wirkten sehr abgestimmt, niemand tat sich dominant hervor. Alles war auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Einzelnen abgestimmt. Sogar für kurze Soli, gestaltet von Max Zuppinger, war Platz. Für diesen Teil galt, was das Theaterstück versprach: «Alles keis Problem».

So würdigte die Chorpräsidentin Magdalena Meyer das umfassende Wirken in ausgewogener Weise. Hätte sie alles erzählt, was einer Erwähnung wert gewesen wäre, hätte es vom zeitlichen Umfang her wohl zwei Unterhaltungsabende gebraucht. Dass Fridli Baumgartner zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, ein tolles und sinnrichtiges Abschiedsgeschenk für sich und seine Gattin Marianne erhielt, war verdient. Aus Gründen, die wenig später verstanden wurden, meldete sich ein Teil der Chorgemeinschaft ab. Zum Singen war nun das Publikum eingeladen. Dass anschliessend eine Gruppe von priesterähnlichen Gestalten auftauchte und mit einer wahren Litanei die Taten fügte, die dieses Dirigentenleben geprägt haben, weckte viel Heiterkeit.

Fridolin Baumgartner dankte, wissend, dass er den Chor gut geführt hatte, gestalterische Grenzen stets respektierte, auf Fertigkeiten und Wünsche stets Rücksicht genommen hatte, mit vielen Erfolgen von Sängertreffen heimkehren konnte. Er machte das kurz: «Hebeds guet», dann Lösliverkauf und Verpflegung ab reichhaltigem Kuchenbuffet – und schon wirbelten die Theaterleute los.

Der deutlich überforderte und zu Chaotischem neigende Hausmann Hugo Dreier war wegen innerbetrieblichen Strukturmassnahmen einfach wegrationalisiert worden. Er klagte herzerweichend, probierte halbherzig sich durch einen Wäscheberg durchzuarbeiten, gab preis, dass er eigentlich hochverschuldet sei, es seiner Frau Susi aber nicht zu sagen wage. Franz Engeler, Pfarrer, Lebemann der gehobenen Klasse und einem Schnäpschen nie abgeneigt, ist ein Kumpan, dem man in dieser Form wohl nie begegnen wird. In einem obskuren Kirchenkässeli liegt genau jener horrende Betrag, den Freund Hugo dummerweise verspielt hat. Ein Deal wird abgeschlossen, die Folgen gleichen dem Lostreten einer Lawine.

Da erhält doch die Kirchenratspräsidentin Anna Siefrig, stets enorm resolut auftretend und ihrem Pfarrer gegenüber eher feindlich eingestellt, Wind von eben diesem Deal, den auch die geldgierige Haushälterin Berta Pfändler nutzt. Sie gibt Infos so häppchenweise preis und bereichert sich in raffinierter Form. Hugo Dreier ist nach wie vor arbeitslos, seine Gattin arbeitet bei einem Kräuterspezialisten der eher dubiosen Art, ist der doch in irgendwelche Affären verstrickt, transferiert Gelder nach irgendwo und hat ausgerechnet in Dreiers Haus einen Lagerraum. Gattin Susi hat mit ihren Liebesbemühungen keine Chance, sie wird vom Kräuterhändler Rolf herzlos abgewiesen. Ein Detektiv mit markantem Namen Hammer ist vonnöten, um Licht ins Dunkel des Bankeinbruchs in Schwanden – der sich exakt mit Beginn des munteren Theatergeschehens ereignet hatte – zu bringen. Er tut das mit unkonventionellen Methoden. Man muss von verdeckter Fahndung schreiben. Er muss elend unten durch, wird von seinen späteren Opfern spürbar unsanft behandelt und in einen Kasten gesperrt und nur dank Hilfe der tüchtigen Haushälterin wieder in den beruflichen Alltag zurückgeholt. Bibelzitate, Sprichwörter, ständig verdrehte Redewendungen und unterhaltsame Gespräche in zuweilen irrem Tempo – das war «Alles keis Problem».

Und ganz zum Schluss waren Tanzmusik und Verweilen bei munteren Gesprächen und natürlich das Abholen der Lospreise Programmpunkte dieses gemütlichen Abends, der sich für einige bis in die Morgenstunden hinzog.