Fridolin Walcher – sein Weg zum anerkannten Fotografen

Bringt man beeindruckendste, ausdrucksstarke Bergfotos mit Braunwald, der Gegend um den Tödi, dem Kraftwerk Linth-Limmern, dem Zug von Schafen vom Gleiter auf dem Weg zum Vorderglärnisch, dem Queren von abschüssigstem Gelände und ein unermesslich reichhaltiges Bilderlager mit Fridolin Walcher in Verbindung, liegt man goldrichtig. Und hat man die wertvolle, willkommene Gelegenheit mit dem unermüdlich suchenden und ausgestaltenden, hochsensibel erfassenden Siebzigjährigen in der kaum erfassbaren Reichhaltigkeit von Fotografien und Büchern aus aller Welt zu verweilen, ist man wie auf einer Reise durch unzählige Welten unterwegs.



Fridolin Walcher – sein Weg zum anerkannten Fotografen

Behutsam und zielorientiert wird man nach Afrika, Argentinien, in brasilianische Favelas, rumänische Fabrikbetriebe, balinesische Tempelanlagen, märchenhafte Urwälder, zu den Inuits in Grönland und deren Jagd- und Wohngebiete, an den Stausee Linth-Limmern, nach Belo Horizonte in Brasilien und anderswo hingeführt.

Fridolin Walcher verharrt an den einzelnen Stationen seines Erfahrens und Dokumentierens. Man hört ihm gerne zu und erfasst dabei, wie respektvoll und behutsam er sich vielem angenähert hat und es hoffentlich noch ganz lange in dermassen erfüllender, kenntnisreicher Weise tun kann. Man ist ganz weit weg von schrillen, farbigen Fotos, auf denen irgendein kleines, unbedeutendes Momentum festgehalten ist. Man erfasst, wie schwierig und mühsam und zugleich enorm fordernd es sein kann, als Fotograf Bedeutsames zu erfassen und in Form einer Dokumentation zu erstellen. Gleichzeitig staunt man, wie das Fridolin Walcher so oft schon gelungen ist.

Er zieht nicht mehr «auf gut Glück» los. Seit einigen Jahren kann er sich Aufträgen widmen, die ihn faszinieren, für deren Fertigen er von Buchverlagen, Galerien, Autoren, Forschern und Unternehmen angefragt worden ist. Er begleitet seine Editionbilder nicht selten bis zu dem Platz, wo sie aufgehängt und damit einsehbar sind. Das führt zu einer Ganzheit, die ihm sehr am Herzen liegt. Und während seines Erzählens wächst der Eindruck, dass er meistens mit grosser Ruhe, gesunder Neugierde, der Fähigkeit des Erfragens und Hinschauens unterwegs ist. Stimmt alles zusammen, wird fotografiert, nie mit 08/15-Kameras und mit riesigem «husch, husch».

Fridolin Walcher sucht sich den jeweiligen Standort sehr bewusst aus. Für Landschaftsfotografien stellt er zuweilen seine Ausrüstung auf und vermag auch geduldig zu warten. Es kann auch ganz anders, dann hektischer, fordernder werden; nämlich im Verlaufe von Sozialreportagen, wenn vorgegebene Termine einzuhalten sind, wenn weiterzureisen ist oder vieles gleichzeitig passiert. Im Laufe der vielen «Fotojahre» hat er gelernt, sich zu arrangieren. Zuweilen besteht ja für ihn fast die «Qual der Wahl» nach dem Motto «Was soll ich denn anpacken», «Was ist besonders reizvoll», «Wo bietet sich Neues», «Welches Angebot soll ich annehmen»? Mit derartigen Problemstellungen befindet er sich in einer fast privilegierten Situation.

Preise, Publikationen, Landschaften und die Kraft der Bilder

Blättert man durch eine Vielzahl von Seiten, die mit Fridolin Walchers «Fotoleben» in engem Zusammenhang stehen, fällt in überzeugender Weise auf, mit welch grosser Intensität und nicht selten berührenden Offenheit sein Auseinandersetzen mit der Natur und deren Veränderung und – auf einer ganz anderen Ebene – soziale Themen (Zusammenleben, Arbeitsbedingungen, Arbeitsabläufe, Familienleben, Lebensbedingungen) angegangen werden. Der Zeitraum dieses Dokumentierens erstreckt sich ab 1990 bis heute.

Es sind so etwas wie solide Leitfäden, die sich durch Walchers beharrliches Schaffen hindurchziehen. Ein Teil betrifft den Wandel unseres Lebensraums, wie er durch uns provoziert wird. «Pyramiden am Berg» betreffen das Bauen in den Hochalpen, «Der geteilte Himmel», und «Hunger nach Gerechtigkeit» sind bewegende Sozialreportagen.

«Des Gletschers Kern» hat mit Leben und Forschung zu tun. Es sind nicht einfach wuchtige Inhalte, Fridolin Walcher wendet sich bewusst auch den Feinheiten und stillen Schönheiten zu. Er fordert zum Verbleiben bei solch grossformatigen Bildern auf, ermuntert damit zum genauen Betrachten in der weiten Natur. Anderes betrifft den Kraftwerkbau hoch über Linthal, in sich ruhende verlassene Stallungen oder die Arbeit der «Schwefelträger am Ijen Vulkan in Java, Indonesien (2015).

In einem längeren, von Ursula Binggeli im Juli 2018 verfassten Text, der in 15 Tageszeitungen erschien, wird auf das umfassende Schaffen und Denken des Fotografen Fridolin Walcher hingewiesen. Er ist auf gute, nie aufdringliche Weise neugierig; spricht mit Respekt und Herzwärme von «seinem Tal», dem Glarnerland und verhehlt nicht, dass er leidenschaftlich gerne reist, verweilt und mit Gästen in seinem Linthaler Bilderlager wieder auf das hinweist, was ihm in ganz besonderer Erinnerung geblieben ist.

Man muss sich eine gehörige Zeitspanne einräumen, um verweilen zu können, dies sei Interessierten als «Betriebsgeheimnis» mitgegeben.