Fritz Bolliger erzählte aus seinem Leben als Blinder

An der letzten Veranstaltung des Seniorenverbandes vom 23. Oktober in Ennenda trafen sich rund 50 Interessierte, um Fritz Bolliger zuzuhören.



Fritz Bolliger steht mitten im Leben, als Unternehmer und Sportler (Bild: p.aebli)
Fritz Bolliger steht mitten im Leben, als Unternehmer und Sportler (Bild: p.aebli)

Der blinde dipl. Physiotherapeut FH aus Glarus war bei den Glarner Senioren zu Gast. Was er zu erzählen wusste, überraschte alle, die ihn nicht gekannt haben. Mit seiner positiven Einstellung trotz Behinderung «ich sehe immer das halb volle und nicht das halb leere Glas» beeindruckte Bolliger die Anwesenden.

Fritz Bolliger ist in Romanshorn mit drei Brüdern, davon zwei ebenfalls sehbehindert, auf einem Bauernhof aufgewachsen. Der Grund seiner Blindheit ist die Erbkrankheit retinopathia pigmentosa (RP).

Die Blindheit hat Fritz von Anfang an geprägt. Mit Beginn der 1. Klasse kam er in ein Internat für blinde Kinder in Zollikofen BE, weit von zu Hause. Trotz allem ist Fritz retrospektiv überzeugt, dass dieser Schritt für ihn die beste Lösung und ein Glücksfall war. Nebst den schulischen Sachen wie lesen, schreiben usw. hat er auch die lebenspraktischen Sachen wie Putzen, Betten, Kochen usw. gelernt. Er ist dezidiert nicht für den heutigen Trend, um jeden Preis Integration zu betreiben, d. h. Behinderte in den Regelklassen zu integrieren.

In der Blindenschule in Zollikofen hat Fritz vieles gelernt, was man zum Leben braucht: Kochen, Putzen, Aufräumen, sich orientieren und die Blindenschrift. Zudem war für ihn der Sport schon immer sehr wichtig. «Kinder sind stets in Bewegung, was die motorische Entwicklung fördert», so Bolliger. Diese Entwicklung wird nicht ohne Weiteres geschehen. Sie muss gefördert werden. Ein Aspekt, der oft in den Integrationsprogrammen sträflich vernachlässigt wird!

Sein grösster Berufwunsch hatte mit Fussball zu tun. Er wollte mit Berufsfussballern in der ganzen Welt herumreisen, um sie zu massieren. Aus diesem Grund absolvierte er am Universitätsspital in Zürich die Ausbildung zum dipl. Physiotherapeuten. Hier kreuzten sich die Wege mit dem blinden Bernhard Fasser. In der Folge liess er sich von Bernhard überzeugen, dass er zu ihm in die Praxis in Glarus kommen solle. Diesen Schritt hat er nie bereut. Vor 14 Jahren hat er diese gutgehende Praxis übernommen und ist im Glarnerland mit seiner vierköpfigen Familie heimisch geworden.

Fritz ist ein sehr engagierter Mensch. Er war mehrmaliger Schweizermeister im Blindenschach und Europameister im Blindentorball. Zudem ist er Präsident des Glarner Schachclubs und Mitglied im Kantonalen Sportverband.

Nebst den vielen Fragen, die Fritz kompetent und amüsant beantwortete, zeigte er einige Hilfsmittel, welche im Alltag und Beruf zur Anwendung kommen.