Fritz Zwicky – Gedenken, Film, Musik

Fritz Zwicky – wer war das? Weshalb gibt es eine Stiftung, die sich mit dem Schaffen dieses Mannes befasst und dafür besorgt ist, dass Ruf, Ansehen und Erkenntnisse der interessierten Nachwelt erhalten bleiben? Antworten ergeben sich beim Besuch der sehr sehenswerten Ausstellung, die bis Februar des kommenden Jahres im Ortsmuseum Mollis bestehen bleibt und aus den Erläuterungen anlässlich der Eröffnungsfeier zu dieser Ausstellung.



Zuhörende in der Mehrzweckhalle. (Bilder: p.meier) Die von Lorenz Stöckli geführte Hörälimaa-Streetband. Dr. Alfred Stöckli
Zuhörende in der Mehrzweckhalle. (Bilder: p.meier) Die von Lorenz Stöckli geführte Hörälimaa-Streetband. Dr. Alfred Stöckli

«Fritz Zwicky – das Glarner Universalgenie» stand auf der Einladung. In der Mehrzweckhalle Mollis fanden sich viele Gäste ein. Mit rassiger, mitreissend, munterer Musik wurden alle begrüsst. Lorenz Stöckli trat mit gar begabten Musikern auf, die in willkommener, vielseitiger Art zu interpretieren wussten. Zuhören war eine Freude! Die Formation nennt sich – aus welchen Gründen auch immer – Hörälimaa Streetband, obwohl auch junge Frauen dabei sind, die punkto Können und gestalterischem Reichtum den jungen Herren in nichts nachstehen. Man liess sich mit Klängen aus Zwickys Zeit gerne verwöhnen.

Dann war Zeit für ebenso willkommene Reden. Dr. Alfred Stöckli aus Mollis präsidiert die am 18. April 1973 gegründete Fritz-Zwicky-Stiftung Glarus. Er hatte in seiner Einleitung einige Gäste zu begrüssen. Vierzehn Personen zählt der Stiftungsrat. Die Gemeinde Glarus Nord trägt die Stiftung mit. Anwesend waren unter anderem die beiden Töchter von Fritz Zwicky, Marcel Benz, Gemeindepräsident von Weesen (als Vertreter der Casino-Fördergesellschaft Ragaz, Untergruppe Walensee), die beiden Professoren Marc Aurel Nicolet und Georges Meylan (EPUL Lausanne) und Martin Laupper, Präsident der Gemeinde Glarus Nord.

Alfred Stöckli wies zu Recht darauf hin, dass man Fritz Zwicky, dessen Leben, Forschen und Schaffen mit dem Besuch der Ausstellung im Ortsmuseum Mollis recht umfassend kennen lerne. Die Sonderausstellung wurde zum 120. Geburtstag des Astrophysikers aufgebaut. Fritz Zwicky lebte von 1898 bis 1974. Er war Bürger von Mollis. Seine Karriere als Physikprofessor und Astrophysiker machte er am California Institute of Technology, Caltech, in Kalifornien. Oft besuchte er die Schweiz und damit auch das Glarnerland. Er wurde einst als «sperriges Genie» tituliert. 1933 postulierte er die sogenannte «Dunkle Materie». Er eckte zuweilen an, hatte er doch eine hin und wieder recht schroffe Art. Er gab sich unbeirrbar, ging seinen eigenen Weg und leistete Bedeutendstes in den Gebieten der Astrophysik und Astronomie. Massgeblich beteiligt war er an der Entwicklung von Raketenantrieben. Ab 1925 wirkte er bis zu seiner Emeritierung in Pasadena. Das amerikanische Bürgerrecht lehnte er ab. Besonders am Herzen lagen ihm die Verbreitung seiner Denkmethoden für umfassende Analysen und Lösungen, damit sein morphologisches Denken.

Berühmt wurde er mit seinen aussergewöhnlichen Entdeckungen und den damit ausformulierten Erkenntnissen. Das sind die Supernovae, die Dunkle Materie und die Galaxien. Zwicky war überzeugt, dass er seine wissenschaftlichen Erfolge seinem spezifischen morphologischen Denken zu verdanken habe. Zwicky war nicht bloss leidenschaftlich, zuweilen eigensinnig Forschender. Zu seiner Persönlichkeit gehören die Liebe zu den Bergen, hohe Intelligenz, hin und wieder verletzende, abwertende Äusserungen gegenüber Andersdenkenden. Er war so vieles – auch Chemiker, Astronom, Morphologe, Ingenieur – ein kompetenter, hochintelligenter Wissenschafter. Jahre nach seinem Tod werden ausserordentliche Objekte und Programme nach ihm benannt, Mondkrater, Sterne, Galaxien, Cluster. Zwickys Denken und Forschen kommt in Dürrenmatts «Physiker» in der Person des Möbius zum Tragen.

Aktuellste Ehrung ist das im vergangenen Jahr auf dem Mount Palomar gestartete Programm «Zwicky Transient Facility». Das 48-Zoll Schmidt-Teleskop, mit dessen Hilfe Zwicky jahrelang beobachtete, wurde automatisiert und mit modernster Elektronik und Optik ausgerüstet.

Alfred Stöckli dankte den vielen Sponsoren und dem Ausstellungsmacher Hanspeter Paoli und seiner Assistentin Anne-Käthy Keller Mannhart. Ein weiterer Dank ging an die Museumskommission mit Marianne Nef und Hansruedi Gallati.

Martin Laupper,Gemeindepräsident von Glarus Nord, gratulierte und dankte zu Willkommenem, Sinnvollem. Da sei ein Juwel gefunden worden. Zwicky war Patriot, Weltenbürger, ein Aussergewöhnlicher. Glarus Nord dürfe gewiss auch ein bisschen stolz sein. Es ergebe Sinn, wenn Zwickys hohe Bedeutung gewürdigt, verbreitet und gepflegt werde.

Dr. Aurel Schneider von der ETH Zürich sprach zu «Fritz Zwicky und die heutige Astro-Physik». Vertiefend wird er am 16. März in der Aula unserer Kantonsschule referieren. Er gestand ein, anfänglich nicht eben viel über Zwicky gewusst zu haben, genau so sei es bei seinen Fachkollegen der Fall gewesen. Er äusserte sich zu den drei Bereichen Supernovae und Neutronensterne; Galaxien als Gravitationslinsen und die Dunkle Materie in Galaxienhafen. Mit Bildmaterial wurden die Aussagen verdeutlicht. Man erfuhr beispielsweise, welch ungeheure Energien freigesetzt werden. Zwicky beschrieb diesen Vorgang. Weitere Äusserungen betrafen den sogenannten Doppler-Effekt zu Intensität und Verblassen des sich bewegenden Lichts und die Gravitationslinse, womit die effektive Krümmung des Raumes mess- und beweisbar ist. Das kann anhand von Galaxien getestet werden. Zwicky untersuchte, wie schnell sich Galaxien bewegen. Die Dunkle Materie ist in derartigen Galaxienhaufen. Schneider zeigte auf, dass man nicht wisse, was die Dunkle Materie wirklich sei, da brauche es eine Erweiterung der Physik, ein breiteres Forschen, das Gewinnen von Erkenntnissen benötige viel Zeit, Aufwand und Vernetzung unter den Forschenden.

Zum Schluss wurden der Film «Das grosse Auge» mit dem Mount Palomar Teleskop und ein Gespräch zwischen Fritz Zwicky und Professor Heinz Haber gezeigt.

Dann war Zeit für Gespräche und kulinarischem Verwöhnen. Genügend Themen waren gewiss vorhanden.