Froschkönig, Prinz Heiri, Zeremonienmeisterin

Das Geschehen um den Froschkönig, die Goldkugel der verspielten Prinzessin und natürlich die Prinzessin selber weckt in wohl vielen Kindern Erwartungen und Freude. Und wenn dann noch Erwachsene, seien es Eltern, liebe Nachbarn oder Grosseltern oder sonstige Bekannte ankündigen, dass dieses Grimm`sche Märchen in Glarus, genauer in der Aula der Kantonsschule, aufgeführt werde, dass man sich das ansehen wolle, ist alles perfekt in die Wege geleitet.



in der Aula der Kanti in Glarus. (Bilder: p.meier)
in der Aula der Kanti in Glarus. (Bilder: p.meier)

Es bedarf dann noch eingängiger Melodien, ein mehr oder weniger üppiges Bühnenbild, kreative und leidenschaftliche Spielkunst bis sich alles so fügt, dass die Kinder intensiv und begeistert mitagieren, geniessen, einige hin und wieder spürbar Angst kriegen, warnend dazwischenrufen und die Hauptpersonen auf dem langen Weg bis hin zum richtigen Happy End einfühlend begleiten.

Man spürte bald, dass das Ensemble des Reisetheaters Zürich über eine enorme Routine verfügt, dass die Inszenierung von Fabio Romano ankommt, dank Pointen, zuweilen leicht affektiertem Getue und überzeichnenden Figuren, munterem und kindgerecht keckem Getue, klugem Einbezug des Publikums und dem geschickten Einladen zum Mitvollziehen.

Zuerst wird bei der Planung des royalen Menüs mitgeholfen. Die Zeremonienmeisterin, assistiert von der Hofdienerin, achtet pingelig darauf, dass alles schön der Reihe nach notiert wird, damit einem sorgsamen Vorbereiten aller Gänge nichts im Wege steht. Es taucht die Prinzessin auf, allein, leicht traurig, sich beklagend, dass einfach gar nie jemand Zeit für sie, fürs gemeinsame Spielen und Plaudern habe. Da muntern auch die Witze nicht auf.

Ritter Heiri betritt die Bühne, mit drei Metallreifen um die Herzgegend. Er ist riesig traurig, dass er seinen liebsten Spielgefährten – den Prinzen – verloren hat. Er ist derart betrübt, dass sein Herz zu zerspringen droht. Deshalb hat er sich drei schützende, das Zerspringen verhindernde starke Reifen umlegen lassen. Er erzählt von früher, von lichten, schönen und heiteren Tagen mit Streichen und spassigen Erlebnissen.

Da passiert etwas wirklich Blödes. Der spielenden Prinzessin entgleitet die wunderbar grosse, glänzende Goldkugel. Sie fällt in einen mehrere Knoten tiefen Brunnen und ist damit weg – für ewig? Es muss unbedingt zum Zurückholen der Kugel kommen. Die Zeremonienmeisterin und die Hofdienerin übernehmen diese Aktion in einer Art, die Erwachsene zuweilen leicht befremdet, bei Kindern bestens ankommt. Da wird mal die Unfallstelle gesichert und abgesperrt. Nachher probieren die beiden Damen auf verschiedenste Arten, die Kugel zu bergen, beim Verkünden des jeweiligen Plans schnell einsehend, dass das nicht gelingen kann. Tauchen bringt nichts, Fischen oder Bergen mit Magnet sind zum Scheitern ebenso verurteilt wie das Leersaugen mit überdimensionierten Trinkhalmen.

Da entsteigt der Frosch dem Brunnen, absolut trocken, munter, klug und ehrlich einherredend. Er weiss um den hohen Wert der Kugel, kennt die riesige Verzweiflung der Prinzessin, kokettiert schon mal ein wenig mit ihr und gibt dann bekannt, was es brauche, damit er die Kugel auch wirklich hole. Noch graust der Prinzessin ein klein wenig. Sie gewinnt den munter rumhüpfenden, spielbereiten Gesellen bald lieb. Der beherrscht sogar Gummitwist.

Aber nachdem sie die Wünsche vernommen hat, die es zu erfüllen gilt, wird ihr doch unheimlich. Der Frosch will mit der Prinzessin am gleichen Tische tafeln, aus dem goldenen Teller essen und dem kostbaren Kelch trinken, will in ihrem Bett sogar schlafen. Die Prinzessin schüttelt es zuerst richtig durch. Und doch – das Mahl wird aufgetischt, der Froschkönig darf sich auf Geheiss des Königs an den Tisch setzen, wird dann im Bett willkommen geheissen. Beim Umsetzen dieser trockenen Fakten wird drauflosgespielt, gesungen, verzweifelt geklagt, getröstet, hinterfragt. Das bietet viel szenischen Stoff.

Und als es dreimal geknallt hat, weiss man, dass die Metallreifen des Prinzen geborsten sind. Es setzt ein gar geheimnisvolles Bewegen der Daunendecken im Bett der Prinzessin ein und – schwuppdiwupp – taucht ein richtig schöner Prinz auf, der die höfischen Sitten bestens kennt, sofort um die Hand der schönen, glücklichen Prinzessin anhält und die Einwilligung des Papas bekommt, obwohl dem alles doch sehr rassig vorkommt.

Der Prinz als Froschkönig hat er sich wirklich in die Herzen der Kinder gespielt, erzählt, wie es zum Unglück gekommen war.

Aber nun hat sich alles so glückhaft zum Guten gewendet. Am Ausgang werden die Kinder mit Chips verwöhnt, es gibt CDs zu kaufen, es gilt mit andern noch ganz rasch zu reden, auf dem besonnten Vorplatz zu spielen und dann den Heimweg anzutreten.

Das Reisetheater Zürich gastierte auf Einladung der Kulturgesellschaft Glarus in der Kanti-Aula, zur Freude von mehr als 250 Besuchenden in fast allen Altersgruppen.

Es war die letzte Aufführung in der laufenden Saison, auf Neues darf man sich zu Recht freuen.