Fünfzig Jahre Glarner Musikschule – Jubiläumsfeier in Glarus

Würden alle Jubiläen zum jeweiligen 50. derart gefeiert, wie es am vergangenen Wochenende im Güterschuppen Glarus der Fall war, müsste in der «geneigten Presse» mit Superlativen berichtet werden. In Glarus fanden sich Jung und Alt, Prominenz, politische und musikalische Grössen, zusammen, um Angebotenes restlos geniessen zu können.



Fünfzig Jahre Glarner Musikschule – Jubiläumsfeier in Glarus

Dazu gehörten das Kinderkonzert von Billy und Benno, zahlreiche Reden – unter anderem von Ruedi Becker, Präsident des Musikschulvorstandes; Hans Brupbacher, ehemaliger Leiter der Glarner Musikschule; Markus Heer, Regierungsrat und Vorsteher des Departements Bildung und Kultur; Gesang, Instrumentalmusik, riesiges kulinarisches Verwöhnen; ganz langes Verweilen, Gastauftritte der Capri(c)horns, des Duos Ray Anderson und Felix Stüssi samt gekonnt mitwirkenden Special Guests, Fezziges der Traktorkestars und – weit, sehr weit über die Mitternachtssunde hinaus – der Auftritt der Fucking Thinking Butt-Hell Earshakers II Electric Boogaloo.

Und alle, einfach alle der Eingeladenen und zahlreichen «Zaungäste» konnten vorbehaltlos geniessen, sich mittragen lassen, da und dort verweilen, angeregt plaudern, konzentriert zuhören, alles war so bemerkenswert sorgsam vorbereitet, einstudiert, dargebracht. Wirbliges, Lautes standen neben Besinnlichem, musikgeschichtlichen Fakten und ganz viel Musik und Reden. Jürg Wickihalder, kreativer und wirbliger Leiter der Musikschule und seine Crew leisteten im Vorfeld des Anlasses und während dessen Durchführung einen immensen Einsatz, den es ohne irgendwelche Einschränkungen zu würdigen und zu verdanken gilt. Dieser Geburtstag wurde enorm stilvoll, bemerkenswert umfassend und mit grosser Kreativität gefeiert.

Es wurde – noch vor dem offiziellen Teil – in musikalisch willkommen vielseitiger Art verwöhnt. Das «Happy Birthday» samt Variationen eines Vokalensembles unter Leitung von Nicola Brügger und die Einstimmung durch die Kanti-Band unter Leitung von Randy Müller waren für die 250 geladenen Gäste ein harmonischer, fröhlicher, gar schwungvoller Beginn.

Und würden nun die Namen aller namentlich angekündigten, herzlich begrüssten Gäste angefügt, wäre die Gefahr des Auslassens einiger Namen doch zu gross. Sie kamen aus allen Teilen des Glarnerlandes angereist, waren festlich gekleidet, erwartungsfroh gestimmt.

Jürg Wickihalder wies auf einen Teil der langen Warterei hin – ein Virus hat es mit sich gebracht, dass nun viele neue Musikschülerinnen und -schüler im Haus «Insel» ein und ausgehen, sich mit viel Begeisterung und Eifer einem der vielen Angebote widmen. So könne man – mathematisch korrekt gesehen – den beinahe 52. Geburtstag feiern. Wickihalder hatte gar vielen mit herzlichen und anerkennenden Worten fürs riesige Engagement zu danken, beim Unterrichten, Mithelfen, Planen, Realisieren. Verdankt und gewürdigt wurden in diesem Zusammenhang auch das bereitwillige, verständnisvolle Mittragen durch Politik und Öffentlichkeit, Gönner, Eltern und weiteren Unterstützern.

Und wenn irgendwann das Projekt auf dem «Kartoni-Areal» ennet der Linth und in Sichtweite des Bahnhofs Glarus realisiert werden könne, sei das gewiss einzigartig.

Ruedi Becker, Präsident des Vorstandes der Musikschule, konnte sich diesem Votum vorbehaltlos anschliessen. Er dankte, wie später auch Hans Brupbacher, seiner Familie, die sein Engagement so verständnisvoll mittrage. Im November werde ein Buch zu den fünfzig Jahren der Musikschule Glarus im Handel erscheinen – bestellen könne man jetzt schon. In seinen «Rundum-Dank» schloss er Silvia Echsel und Jürg Wickihalder besonders ein. Sie hatten besonders grosse Vorarbeiten geleistet. Er wies auf sein musikalisches Highlight mit Taktorkestar hin. Becker erhielt, wie andere auch – ein kleines Geschenk samt Würdigung durch den amtierenden Leiter der Musikschule, der laut eigenem Bekenntnis den schönsten Job ausüben dürfe und der 600 begeisterte Kinder zu seiner riesigen Familie zähle.

Und dann traten unter Leitung von Leandra Dieffenbacher gar begeisternde Kinder auf, die mit viel Herzblut, einiger Aufregung und sorgsam Einstudiertem gar erfüllend zu überzeugend wussten.

Hans Brupbacher, bis zu seiner Pensionierung vor zehn Jahren Leiter der Musikschule, gab sich eine Minute pro Musikschuljahr. Vorangekündigtes schmolz dahin, er fasste Geschehnisse in gar konzentrierter Form zusammen. Am 18. Oktober 1971 sei der Unterricht an der Musikschule aufgenommen worden, damals mit 87 Jugendlichen und 11 Lehrkräften. Er rechnete vor, wieviel Geld umgesetzt worden sei, kam auf 300 Lehrkräfte, rund 5000 Kinder, gut 3000 Veranstaltungen, auf Gesetzliches, den 1975 gegründeten Verband der Musikschulen der Schweiz, den Kulturartikel, die Wege durch und mit politischen Instanzen. Er rückte sich in bescheidener Art in den Hintergrund, verschwieg, was durch ihn Grossartiges geleistet worden ist. Er würdigte die gekonnte Arbeit der aktuell Verantwortlichen in liebenswürdiger, sehr anerkennender Weise. Dass er mit seiner Ehegattin Patrizia mit der Ernennung zum Ehrenmitglied gewürdigt wurde, war hochverdient. Wieder traten beseelt aufspielende Ensembles auf, es waren Daniel Zbinden, (Klavier), Anita Jehli (Cello) und die Flötistin Katharina Brunner. Später wirkte das Quartett Notabene mit Swantje Kammerecker, Marianne Schönbächler, Peter Ferndriger und Andreas Kammerecker einfühlend und gekonnt mit.

Regierungsrat Markus Heer würdigte die Arbeit der Musikschulverantwortlichen, wies auf musikbezogene Arbeiten in seinem Departement hin, und zeigte einfühlend auf, welche bedeutsamen Werte Musik zu vermitteln vermag, im persönlichen Bereich, im Zusammensein mit anderen, beim Verweilen. Hinweise betrafen das Kulturprojekt in Ennetbühls und dessen mögliche Realisierung. Er wünschte der Musikschule viel Kreativität, Kraft, eine Fülle neuer Projekte und dankte für Geleistetes mit hoher Anerkennung.

«Mit Musig underwägs» war eine Herzensangelegenheit von Andreas Habert und seinem grossen Ensemble, das an vielen Orten zu begeistern wusste und stets viel Freude weckte.

Da stand Trauriges und Besinnliches neben Freudvollem, Frohem. Melancholisches und Beschwingtes wechselten sich ab.

Und David Beglinger hatte eine Hommage an die Musikschule verfasst, die mit viel Aufwand und Einfühlungsvermögen entstanden war. Er hatte eine riesige Fülle von Geräuschen im Haus Insel und dessen Park aufgenommen, sie vermengt und seine Eindrücke angefügt. Er schlug eine Brücke zwischen seinen Impressionen und real Existierendem.

Weiter ging es mit einer tollen Fülle musikalischer Auftritte, über die separat berichtet wird.