Im August 2011 wurde im Kanton Glarus, insbesondere im südlichen Kantonsteil, vermehrt das Auftreten der Gämsblindheit beobachtet. Diese Krankheit wird von einer einfachen Bakterienform ausgelöst. In Abhängigkeit von der Schwere der Infektion zeigen die erkrankten Tiere verschiedene Symptome vom Tränenausfluss, über milchig getrübte Augen bis zu Durchbrüchen der Hornhaut und damit dem Auslaufen der Augen.
Abschuss erkrankter Gämsen
Gämsen, bei denen die Hornhaut durchbrochen und somit die Erblindung irreversibel ist, werden von der Wildhut aus tierschützerischen Überlegungen erlegt, bevor sie entkräftet verenden oder abstürzen. Insgesamt hat die Wildhut bis Ende Dezember über 50 solcher Gämsen erlegt, wobei hierzu auch einige wenige Gämskitze gezählt werden, deren Mutter erblindet war. Gämskitze ohne Mutter werden vom Gämsrudel ausgestossen und haben keine Überlebenschance. Die erlegten Gämsen werden zugunsten des Kantons verwertet, sofern es die Fleischqualität zulässt. Die anderen nicht verwertbaren Gämsen werden in der Natur für die Aasfresser wie z.B. Füchse, Raben oder Bartgeier belassen. Zudem wurden einige Gämsen aufgefunden, deren Tod mit der Gämsblindheit in Verbindung steht. Die Abschüsse und Funde entsprechen nur einem Teil der effektiv irreversibel erkrankten Tiere, da sich erblindete Gämsen oft in unzugängliche Gebiete zurückziehen, wo sie unentdeckt verenden.
Gämsblindheit noch nicht vorbei
Auch fünf Monate nach dem Ausbruch der Krankheit werden weiterhin erblindete Gämsen beobachtet. Die Wildhut konnte aber auch Tiere mit bereits abklingenden Symptomen feststellen. Während zum Beginn des Seuchenzugs vornehmlich Geissen erkrankten, so werden jetzt vermehrt blinde Böcke festgestellt. Nebst dem erhöhten Ansteckungsrisiko für die im Rudel lebenden Geissen gegenüber den eher einzelgängerisch lebenden Böcken, stecken die Geissen ihre Energiereserven im Sommer in die Muttermilch für ihre Kitze. Die vorhandenen Energiereserven bestimmen aber die Abwehrstärke des Immunsystems. Nach der kräftezehrenden Brunft sind nun die Böcke anfälliger für die Krankheit geworden.
Ruhe ist wichtig
Erblindete Gämsen müssen unbedingt in Ruhe gelassen werden. Eine Annäherung, um zum Beispiel zu Fotografieren, ist zu unterlassen, denn aufgrund der Erblindung können sie nicht mehr fliehen oder stürzen hierbei ab. Auch wenn die Tiere kein Fluchtverhalten zeigen, so sind sie einem enormen Stress ausgesetzt, der sie wertvolle Kraft kostet, die dann ihrem Immunsystem im Kampf gegen den Erreger oder für den Winter fehlt. Hingegen muss der Wildhüter via Einsatzzentrale der Kantonspolizei (Tel. 055 645 66 66) über die Beobachtung so rasch wie möglich informiert werden. Er entscheidet dann vor Ort, ob das erkrankte Tier Aussicht auf eine Heilung hat oder ob es erlegt und so von seinem Leiden erlöst werden muss.
Gämsblindheit im Kanton Glarus noch nicht vorbei
Im letzten August ist im Kanton Glarus vermehrt Gämsblindheit aufgetreten. Bei einigen Tieren führt die Infektion zum Verlust der Augen während sie bei anderen Tieren zur vorübergehenden Erblindung führt. Die Wildhut hat bis Ende Dezember insgesamt über 60 Gämsen mit einem permanenten Verlust des Augenlichts erfasst, was nur einem Teil der effektiv erblindeten Gämsen entspricht. Auch vier Monate nach Ausbruch der Krankheit werden immer noch erblindete Gämsen beobachtet.