Galerie Gartenflügel in Ziegelbrücke

Es wäre verfehlt, die im kommenden Jahr offensichtlich bevorstehende Schliessung der Galerie Gartenflügel in Ziegelbrücke bereits jetzt zu bedauern. Zu stark, voller Leben, ist beispielsweise eine der letzten Ausstellungen, die unter dem Titel «Des Galeristen beste Freunde» noch bis zum 2. Juli angeboten ist.



(Bilder: pmeier)
(Bilder: pmeier)

Für einmal werden keine neuen Kreationen gezeigt. Vielmehr wurde im spürbar grossen Archiv und anderswo rumgestöbert. Es kam Erstaunliches an den Tag, eine Vielfalt, die das Präsentieren nicht eben leicht gemacht hat. Es kam schwerpunktmässig zum Zusammenstellen vieler, sorgsam ausgesuchter Werke, die im begleitenden Text mit «ab Glarus bis Katmandu» zusammengefasst sind. Die Faszination liegt für die Galeriebetreiber im Aufbau eines künstlerischen Dialogs zwischen ganz verschiedenen Schaffens- und Gestaltungsformen, zwischen Gemälden aus vergangenen Zeiten und dem Darstellen, wie es anderswo der Fall ist. Das fasziniert, erfreut, weckt Anteilnahme und Erstaunen. Auf eigentlich kleinem Raum – inmitten einer herrlichen Umgebung – sind für einmal Kulturformen vereint, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es ist eine Gegenüberstellung, die den Betrachtenden zum Verweilen geradezu einlädt. Das Staunen setzt ein, bleibt auch nach dem Verlassen des Ausstellungsortes in einem haften. Es ist ein packender Zugang zu künstlerischen Aussagen aus West und Ost, zu Gegenständlichem und Abstrakten, zu enorm Farbenfrohem und kunstvoller Bescheidenheit, ein Wechsel zwischen Altem und Neuem, durchaus Geheimnisvollem, leicht Kühnem, Traum und Klarheit. Das macht die inhaltliche Reichhaltigkeit aus, weckt Spannung und Neugierde gleichermassen.

In der kleinen Galerie sind ein Teil des Schaffens bedeutsamer Glarnerinnen – Christine Gallati, Greta Leuzinger, Lill Tschudi und der aus Schweden stammenden Ulla Killias – neben dem plastischen Steckenpferd, einem beliebten Motiv aus Java und naive Kunst aus Nepal ausgestellt. Der Reichtum dieser Aussagen ist fast erdrückend. In einem leicht verdunkelten Raum sind zeitgenössische Malereien neben sakralen Werken aus Asien vereint – mit dem Versuch eines Dialogs zwischen gar Wechselvollem.

Le Corbusier, Picasso, Caspar Jenny, Eva Oertly und andere fordern mit ihrem ausdrucksstarken Schaffen in Gang und Foyer zum Innehalten auf.

Im grossen Saal stösst man auf Gegenüberstellungen, die faszinieren. Beispielsweise sind das der liebevoll detaillierte Ahornwald im Richisau von Rudolf Koller neben einer Impression von Philippe Coignée, die sich mit der fortschreitenden Zerstörung des Waldes in verstörender Deutlichkeit befasst. Tinguely, Sadkowsky, Pizzi Cannella, Paladino, Hundertwasser und andere sind im gleichen Raum vertreten. Die Verschiedenartigkeit ist klug gewählt.

Im Dachgeschoss sind Einblicke in das kunstvolle, zuweilen riesig farbige, fröhliche Malen und die kühne Unbekümmertheit des naiven Schaffens – wie es in Afrika und Lateinamerika der Fall ist – angeboten. Die Schönheit fängt einen geradezu ein.

Joseph Egan, dessen Atelier in unmittelbarer Nähe des Gartenflügels liegt, hat das überzeugende Zustandekommen dieser Ausstellung mit grossem Einfühlungsvermögen realisiert. An der Vernissage vom 10. Juni wirkten Martina Joos (Blockflöte) und Guilherme Barroso (Laute) mit barocken Kompositionen und Improvisationen mit.