Geborgenheit als Grundlage für kinderorientierte Erziehung

Der bekannte Kinderarzt und Bestsellerautor Remo Largo vermochte das Publikum im übervollen Schützenhaus-Saal mit seinem beeindruckenden Vortrag zum Thema „Wie werden Kinder sozialisiert?“ zu begeistern. Gleichzeitig begann mit diesem Referat der Start zur schweizweit ausgerichteten Kampagne „Stark durch Erziehung“ im Glarnerland, die durch die Glarner- Interessengemeinschaft „Familie und Erziehung“ getragen wird.



Mit pointierten und engagierten Worten sprach der Kinderarzt und Autor Dr. Remo Largo in seinem Vortrag zum Start der Kampagne „Stark durch Erziehung“ zum zahlreich erschienen Publikum (Bild: rzw.)
Mit pointierten und engagierten Worten sprach der Kinderarzt und Autor Dr. Remo Largo in seinem Vortrag zum Start der Kampagne „Stark durch Erziehung“ zum zahlreich erschienen Publikum (Bild: rzw.)

Im Vergleich zur einstigen Grossfamilie, in der ein Kind zu vielen Menschen eine Beziehung aufbauen konnte, sind heute Eltern im Bild der allein Verantwortlichen für die Erziehung gefangen. Dass daraus eine Überforderung für Kind wie auch Eltern erwächst, auch Defizite auszumachen sind, ist für alle an der Erziehung Beteiligten eine schwierig zu bewältigende Herausforderung. Und oftmals ist in der heutigen Kleinfamilie die Verantwortlichkeit für die Kindererziehung den Müttern zugeordnet, was zu einem belastenden Leidensdruck führen kann, den Anforderungen nicht zu genügen. In der bisherigen menschheitsgeschichtlichen Entwicklung war noch nie auszumachen, dass wie heute ein Kind vergleichsweise alleine aufwächst.

Abkehr vom Wunsch nach „stromlinienförmigem“ Kind


Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten vierzig Jahren bewirkten durch die Abkehr von der autoritären zum direkten Gegenpol der antiautoritären Erziehung in den siebziger Jahren, dass heute nach einem kinderorientierten Mittelweg der beiden Extremwerte in der Erziehung gesucht werden muss. Remo Largo legte in überzeugender Weise dar, wie die kinderorientierte Entwicklung zu einer positiven Sozialisierung eines Kindes führen wird. In einem weiten Erklärungsbogen von der Geburt bis zum Erwachsenenleben zeigte Largo auf, dass das „stromlinienförmige“ Kind durch die Erblast des Gehorsams nach eltern- und gesellschaftsgerechten Vorstellungen geprägt wird, die jedoch den Bedürfnissen eines Menschen nicht entspricht. Für eine positive Entwicklung eines Kindes sind vertrauensvolle Beziehungen inner- wie auch ausserfamiliär enorm wichtig, denn die gesamte Entwicklung eines Kindes geschieht über ein vielfältiges Beziehungsmuster. Sei dies zu Geschwistern, Gleichaltrigen in Krippe, Kindergarten und Schule, zu Betreuungspersonen während der Abwesenheit der Eltern, zu Lehrern, wichtig ist, dass sich das Kind in seinem Umfeld geborgen fühlt, um als junge/-r Erwachsene/-r als emotional gefestigte, sozial kompetente und selbst bestimmte Persönlichkeit bereit für die beruflichen Anforderungen und gesellschaftlichen Herausforderungen ist.

Es zeigte sich durch die Worte von Remo Largo, dass nicht nur Eltern sondern die gesamte Gesellschaft heute an einem Schnittpunkt steht, weitergehende Veränderungen von grosser Bedeutung sind, denn „was Erwachsene in Familie und Schule prägen, hat Auswirkungen auf unsere Gesellschaft“.