(GE)DENKEN für die Zukunft

Der Regierungsrat des Kantons Glarus stellt das Bettagsmandat 2011 unter diesen Titel. Er nimmt das Gedenken an den grossen Band von Glarus vor 150 Jahren auf und zeigt, wie das Zurückbesinnen auch für die Zukunft prägend sein kann. (Die ausführliche Fassung wird im Amtsblatt vom 15. September veröffentlicht und am Sonntag vor dem Bettag in den Kirchen verlesen.)



(GE)DENKEN für die Zukunft

Die Katastrophe wurde 1861 zwar als Schicksalsschlag empfunden, aber auch als Chance betrachtet. Mithilfe einer beispiellosen Solidaritätswelle wurde der Wiederaufbau zu einem auf demokratische Entscheide abgestützten, städtebaulichen Ereignis. Schon drei Tage nach dem Brand stimmte die Gemeindeversammlung angesichts der rauchenden Trümmer dem Wiederaufbau in planmässiger und geordneter Weise zu. Die Glarner und Glarnerinnen packten die Möglichkeit, Neues entstehen zu lassen: «Glarus muss verjüngt aus seiner Asche auferstehen!» Sie rückten Eigeninteressen in den Hintergrund und setzten sich für gemeinsame Ziele ein. Sie durften aus allen Teilen der Welt und von allen Bevölkerungsschichten grosszügige Hilfe erfahren. So eröffnete sich ihnen ein Weg, um die Herausforderungen zu bestehen.

Die Einsicht, solches Elend dürfe nicht mehr durch eigenes Verhalten herausgefordert und fahrlässig heraufbeschworen werden, erneuerte Brandverhütung, Brandschutz und Versicherung: Ein Unglück kann die Möglichkeit eröffnen, sich zugunsten einer besseren Zukunft zu ändern.

So geschehen die Erinnerungsaktivitäten aus Dankbarkeit für Solidarität und Bewältigung. Das «Jubiläum» erinnert an das, was die Vorfahren leisteten und daran, dass den Nachfolgenden ebenfalls eine gute Grundlage für die Zukunft zu hinterlassen ist und Hilfsbereitschaft nicht erlöschen darf.

Überwundene Not ruft nach Dankbarkeit und Nächstenliebe

Das Hilfskomitee schrieb: «Die über uns hereingebrochene Not war gross, die teilnehmende Liebe aber grenzenlos.» Die Bevölkerung erfuhr viel Hilfe, auch zur Selbsthilfe. Tiefes Leiden kann einen Aufbruch vorbereiten; gerade Christen dürfen davon überzeugt sein. Ebenso dürfen wir dankbar sein für jene, die damals keine Halbheiten kannten, selbst wenn dies persönlichen Verzicht mit sich brachte. Beispiel mag die Stadtkirche sein. Sie wurde erkennbar von beiden Konfessionen gebaut. Mitfühlende Anteilnahme, weitsichtiger Einsatz, Verzichtsbereitschaft und Wille miteinander an der Zukunft zu bauen, bleibt wesentlich und unabdingbar. – Versuchen wir auf Gott zu vertrauen, dass er uns Schutz und Beistand gewähre und den Geist der Nächstenliebe wach halte!

Gedenken weckt Hoffnung

Ein Unglück oder eine Krise stellt immer auch eine Chance dar. Es ist angesichts unserer Herausforderungen richtig, sich dessen zu erinnern. Vergangene Ereignisse und christlicher Glaube sagen: Der Tod, sei es eine Katastrophe oder eine schwierige Krise, ist niemals das Ende, sondern eine Zwischenstation. Sich dessen zu erinnern bedeutet: Das Klagen in Grenzen halten, mit Mut und Vertrauen in die Zukunft schauen, die Aufgaben anpacken im Bewusstsein, dass wir nicht allein sind, sondern Hilfe erfahren von Weggefährten und von Gott. Aber auch, dass wir statt wegzuschauen das Unglück anderer wahrnehmen und tatkräftig helfen.