Gedrucktes und Verwobenes im Gartenflügel Ziegelbrücke – Begegnungen mit Martin Stützle

Martin Stützles Schaffen lässt sich nicht einer bestimmten Stilrichtung zuordnen. Da ist er zu stark unterwegs, suchend, Faszinierendes einfangend, kunstvoll umsetzend. Er lädt gegenwärtig in der Galerie Gartenflügel in Ziegelbrücke ein. Die Vernissage kam einem Bekennen zu Gegenwärtigem, aber auch dem Zurückbesinnen gleich.



Gedrucktes und Verwobenes im Gartenflügel Ziegelbrücke – Begegnungen mit Martin Stützle

Der Titel des farben- und nuancenreichen Präsentierens ist mit «gedruckt & gewoben» ausdrucksstark genug, um zu einem Besuch einzuladen. Ein starkes Auseinandersetzen mit Stützles künstlerischen Interpretationen der verwobenen Kunst und Karos aus Ennenda und Afrika ist auf beeindruckende Art in den verschiedenen Räumen dieser Galerie angeboten. Es kommen Installationen mit Eichenholzlamellen dazu, sie gliedern oder schliessen Räume.

Wenige Tage nach dem Empfang des diesjährigen Kulturpreises war Robert Jenny bereits wieder gastfreundlich empfangender Hausherr im Gartenflügel Ziegelbrücke, an einem Ort, den Professor Peter Jenny anlässlich seiner Laudatio als «Salon der Kultur» bezeichnet hatte.

Robert Jenny zeigte auf, wie präzise, kraftvoll und kunstreich Martin Stützle arbeitet. Er entstamme einem Ort der Kraft – damit ist die Villa im Friedberg Ennenda, etwas oberhalb der ehemaligen Textildruckerei Fröhlich/Brunnschweiler gemeint. Viele Inspirationen hat sich Martin Stützle beim Auseinandersetzen mit den verwobenen, farbenreichen Stoffen geholt, hat darüber sinniert, sich mit Weben und Bedrucken im afrikanischen Raum auseinandergesetzt. Stützle schreibt verständlicherweise vom «Rausch der Fantasie», den er einfängt und zuweilen in klar geordneten geometrischen Mustern wieder aufleben, erleben lässt. Robert Jenny erwähnte das Ästhetische in Stützles Schaffen und dessen handwerkliches Geschick. Die Installationen mit den Latten aus Eichenholz verglich er mit Fäden, die ineinandergreifen und zu Dreidimensionalem wachsen, im Gegensatz zu den bedruckten Flächen auf den Stoffen. Was es mit Martin Stützles Erklimmen des hohen Kamins im Areal der Jennys auf sich hatte, konnte nicht restlos erklärt werden. Die weithin sichtbaren, flatternden Tuchbahnen fingen für Momente die Bewegungen und den Fluss der Luftmassen ein – davon zeugen Aufnahmen im Rahmen der Ausstellung.

Martin Staub war es, der seine Fragen an Stützle richtete, an den Kunstschaffenden, der seit beinahe 15 Jahren in Ennenda wohnt. Die Suche nach Inspiration ist mit dem Fliessen einer Quelle zuweilen vergleichbar. Aus masslosem, dann wieder selektivem Erfassen und Erleben entsteht das kunstvolle Produkt mit Inhalten, die sich dann weiter entwickeln, wenn der Kunstschaffende den Prozess des Suchens und Gestaltens weiterführt. Stützle gibt sich diesem Prozess hin, er sprach von Urzustand, Natur und Kosmos, Ordnen, Transformationen, handwerklichem Umsetzen, Modisches und Kunsthistorisches einbeziehend. Das Gliedern dieser Vielfalt ist faszinierend, fordernd. Dass Martin Stützle auch leidenschaftlicher Ornithologe ist, fand durch Robert Jenny gebührend Erwähnung.

Dass Spuren von Vogelflügeln Auslöser fürs grafische Erfassen und Umsetzen sein können, wird mit Bildern in dieser Ausstellung dokumentiert.

Aus Martin Stützles Betrachtungen sind Sequenzen wie «Die Linien im Dunkeln sind Antworten des Stadtraumes» oder «Das vorläufige Ende eines Geschehens, einer Geschichte» vielleicht Teil einer Erläuterung zum Präsentierten, zum Gegenwärtigen.

Es ergab sich anlässlich der Vernissage die Gelegenheit des Verweilens, des Gesprächs, des Hinterfragens und Ergründens.

«gedruckt & gewoben» im Gartenflügel Ziegelbrücke bis Sonntag, 8. November

Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 16.00 – 18.30 Uhr oder nach Vereinbarung unter Tel. 055 640 99 82, E-Mail: [email protected]