Gehaltvolle Diskussionen am Podium Glarus-Nord

Das von der Staatsbürgerlichen Gesellschaft organisierte und von ihrem Präsidenten Fridolin Hauser, Näfels, geleitete Podium zu den Gemeinderatswahlen von Glarus-Nord vereinigte am vergangenen Donnerstagabend in der linth-arena sgu ein paar Dutzend Frauen und Männer. Platz hätte es weit mehr gehabt.



Conny Schmid
Conny Schmid

Das Gespräch war jedoch wesentlich lebhafter und auch gehaltvoller als am Montag zuvor beim Glarus-Mitte-Podium in Glarus, und auch das Publikum kam häufiger zum Wort. Vieles drehte sich um den Glaruspark.

Amts- und berufserfahrene Gemeinderatskandidaten

Man begann, schön dem Alphabet nach, mit seiner eigenen Vorstellung. Auf René Brandenberger (SVP, Mollis) folgten Hans Peter Hauser (parteilos, Näfels), Marco Kistler (SP/JUSO, Niederurnen), Hans Leuzinger (parteilos, Mollis), Ruedi Menzi (SVP, Filzbach), Rita Nigg (CVP, Bilten), Beat Noser (CVP, Oberurnen), Ann-Kristin Peterson (GP, Niederurnen), Conny Schmid (FDP, Bilten), Roger Schneider (FDP, Mollis), Ruedi Schwitter (CSP, Näfels) und Fridolin Staub (SVP, Bilten).

Sie alle haben politische oder Verbandserfahrung (oder gar beides), betonten ihre Weiterbildungsanstrengungen, ihre wirtschaftliche oder ihre Führungserfahrung, und selbstverständlich bekannten sie sich zu einer konstruktiven Mitarbeit in der neuen Gemeinde, die zu einer guten Gemeinschaft heranwachsen soll. Die „alten Hasen“ betonten die Kontinuität, welche sie durch ihre Wahl einbringen wollen. Die interessantesten Biographien hatten übrigens die drei Frauen. Fast alle betonten die Notwendigkeit einer vernünftigen Raumplanung, welche die jeweiligen Schwergewichte (Wohnen, Arbeit, auch Landwirtschaft) gut verteilt.

Arbeitsplätze

Die erste Frage aus dem Publikum betraf die Schaffung von Arbeitsplätzen, die eben auch schon verhindert worden sei (Lidl, Fischfarm). Es waren sich alle einig, dass mehr Arbeitsplätze geschaffen werden sollten, aber die vorgeschlagenen Massnahmen waren ordentlich verschieden. Hauser verlangte Rücksicht auf die Landwirtschaft; Kistler Arbeit „im grünen Bereich“; Noser sagte, man müsse Rücksicht auf die effektiven Möglichkeiten nehmen, es sei nicht einfach alles möglich; man habe bisher offensichtlich zu wenig miteinander geredet. Schneider forderte attraktive Rahmenbedingungen; wer bei uns arbeitet, sollte auch bei uns wohnen können oder wollen; zu einer guten Infrastruktur gehörten etwa gute Schulen. Menzi empfahl den Kerenzer fürs Wohnen. Staub bedauerte das bisherige teilweise Scheitern der Raumplanung. Leuzinger sieht für die neue Gemeinde eine „Superchance“ für die Raumplanung; Brandenberger warnte vor Verbandsbeschwerden, deren Möglichkeiten eingeschränkt werden sollten. Schmid verlangt eine familienfreundliche Infrastruktur, während Nigg unsere Lebensqualität als sehr hoch bezeichnete; sie müsste einfach besser vermarktet werden. Staub warnte: aus finanziellen Gründe könne man nicht alles Forderungen erfüllen.

Wie zusammenwachsen?

Die Frage von Moderator Fridolin Hauser, was für das Zusammenwachsen der neuen Gemeinde zu tun sei, beantwortete Brandenberger, unterstützt von Kistler, mit der Idee, die Tagungsorte der Gemeindeversammlung regelmässig zu wechseln. Schneider erwartet gemeinsam organisierte Feste. Leuzinger verwies aus bereits bestehendes Gemeinsames: sgu, Spitex und auch im Schulwesen; Nigg ergänzte um den Hinweis auf die Alters- und Pflegeheime, empfahl aber, sich Zeit zu lassen; das Zusammenwachsen könne nicht erzwungen werden.

Glaruspark

Auf die Frage aus dem Publikum, ob sie für oder gegen die Glaruspark seinen, antworteten mit Ja: Brandenberger, Leuzinger, Menzi, Noser, Schmid und Schneider, die andern mit Nein. Es stand also 6:6.

Die drei Präsidentschaftskandidaten

Den zweiten Teil des langen Abends bestritten die drei Kandidaten für das Gemeindepräsidium, Bruno Gallati (CVP, Näfels), Martin Laupper (FDP, Näfels) und Dirk van Vliet (FDP, Mollis). Das Kandidatengespräch profitierte stark von den erfrischenden Aussagen von van Vliet.

Bei der persönlichen Vorstellung unterstrich der amtierende Näfelser Gemeindepräsident Bruno Gallati das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Kontinuität und den Wissenstransfer.

Martin Laupper wünschte sich einen unbelasteten Neubeginn seiner politischen Tätigkeit nach seinem Rückzug aus dem Landrat im Jahre 2000. Er wolle einen neuen Tatbeweis erbringen.

Gemeinderat Dirk von Vliet - trotz seines holländischen Namens aus einer bereits alt eingesessenen Molliser Familie - will dem Kanton Glarus wieder etwas zurückgeben, nachdem ihm hier eine gute Ausbildung zuteil geworden ist.

Sodann betonte Gallati seine Mitarbeit an der Gemeindestrukturreform - er war schon bei der Erarbeitung des Zehnermodells dabei. Laupper forderte innovative(re) Gedanken und sieht sich als „Gestalter“. Van Vliet erklärte, er stehe mitten im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben. Es wäre falsch, alte Wege zu gehen, die Gemeinde müsse angenehmer gestaltet werden.

Gallati sprach sich sodann für eine Qualitätsverbesserung im Verwaltungswesen aus, wobei die Kosten nicht im Mittelpunkt sehen dürfen. Laupper sagte dazu, die neue Gemeinde müsse für die Bürger angenehm sein. Van Vliet lege Wert auf die Raumplanung.

Kritik am Fachmarkt

Als „kleinkariert“ bezeichnete Laupper den Bau des Fachmarktes an Südende von Näfels, womit der ganze Verkehr durchs Dorf rausche (Näfels habe seine Verkehrsprobleme bis heute überhaupt nicht gelöst); Gallati antwortete, die Mehrheit habe es so gewollt. Van Vliet warnte, sich hinter der Mehrheit zu verstecken; das Projekt Fachmarkt sei „ungut“.

Natürlich wurde den drei Kandidaten auch die Frage zum Glaruspark gestellt. Laupper sagte deutlich nein, denn der Parke schade auch den zwei andern neuen Glarner Gemeinden. Man sollte andere Unternehmen mit qualifizierten Arbeitsplätzen ansiedeln können. Van Vliet sagte Ja. Die Einkaufwege werden kürzer, und es wird im Park auch qualifizierte Arbeitsplätze geben. Gallati sagte nach einigem Zögern Ja zum Glaruspark.

Was habe ich heute für die Gemeinde getan?

Zur Frage aus dem Publikum nach dem Führungsstil in der Verwaltung antwortete van Vliet, alle Mitarbeiter müssten sich täglich fragen; „Was habe ich heute erreicht für die Gemeinde?“ Laupper möchte mit den Mitarbeitern auf gleicher Augenhöhe verkehr; Gallati erwähnte seine berufliche Führungserfahrung.

Rauchverbot

Zu dem angeblich im Altersheim Letz erlassenen Rauchverbot (samt Verbannung der Raucher auf die kalte Terrasse) sagte van Vliet klipp und klar, man sollte auf gute(!) Weise alt werden können in Glarus-Nord, sollte also auch eine angemessene Rauchmöglichkeit haben.