Gemeindefinanzen: Verschuldung steigt weiter

Der Regierungsrat nimmt das Finanzrating 2022 der Glarner Gemeinden zur Kenntnis. Diese haben zwar weniger Schulden gemacht als in den Jahren zuvor. Trotzdem erreicht die Verschuldung insgesamt einen neuen Höchststand.



Gemeindefinanzen: Verschuldung steigt weiter

Die Glarner Gemeinden haben ihre Rechnungen im Jahr 2022 mit Aufwandüberschüssen abgeschlossen. Die Eigenkapitalsituation ist jedoch trotz Defizit von 5,6 Millionen Franken gut. Eine höhere Selbstfinanzierung und insbesondere die nachlassende Investitionstätigkeit haben im Berichtsjahr zu einem deutlich niedrigeren Anstieg der Neuverschuldung als in den Vorjahren geführt. Dennoch erreicht die Verschuldung einen neuen Höchststand.

Weniger investiert

Die Gemeinden haben 2022 weniger investiert als in den Vorjahren. Zudem haben sie für ihre Investitionen mehr eigene Mittel verwendet. Dadurch ist die Selbstfinanzierung um 4,6 auf 16,4 Millionen Franken angestiegen, der Finanzierungsfehlbetrag hat sich auf 14,3 Millionen Franken halbiert und der Selbstfinanzierungsgrad ist von 28 Prozent auf über 53 Prozent gestiegen. Trotz dieser Verbesserungen stieg die Verschuldung insgesamt auf neue Höchststände – die Nettoschuld auf gut 16 Millionen und die Bruttoschuld auf gut 230 Millionen Franken.

Finanzrating ohne wesentliche Änderungen

Die Steuereinnahmen der Gemeinden sind zwar im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 5 Millionen Franken gestiegen. Sie konnten den finanziellen Verlust aber nicht ausgleichen. Das freie Eigenkapital wird mit gut 90 Millionen Franken ausgewiesen. 

Die Finanzlage der Gemeinden Glarus und Glarus Süd gilt mit einzelnen problematischen Finanzkennzahlen unverändert als gut, weil die Finanzierungslücken durch genügend Nettovermögen gedeckt sind. In der Gemeinde Glarus Nord bewirkt der Finanzierungsfehlbetrag erneut eine Zunahme der Nettoverschuldung. Die Finanzsituation von Glarus Nord muss weiterhin als angespannt bewertet werden.

Künftige Herausforderungen

Für die Gemeinden ist keine finanzielle Entspannung in Sicht. Die Budgets für 2024 und die Finanzplanungen zeigen, dass die Gesamtausgaben höher sind als die Gesamteinnahmen, was zu Finanzierungsfehlbeträgen führt. Dies liegt hauptsächlich an steigenden Personalkosten, höheren Energiepreisen und einer wachsenden Verschuldung, die zu höheren Zinszahlungen führt. Die Umstellung auf eine andere Abschreibungsmethode wird kurzfristig helfen, aber die Gemeinden müssen langfristig ihre Ausgaben besser kontrollieren. Die Finanzverantwortlichen der Gemeinden stehen vor der Herausforderung, in Zukunft ohne Entnahmen aus den Reserven auszukommen und Investitionen selbst zu finanzieren, um die Verschuldung nicht weiter zu erhöhen.

Vorgaben für Glarus Nord und Glarus Süd

Der Regierungsrat nimmt das Gemeindefinanzrating zur Kenntnis. Die Gemeinde Glarus Nord wird verpflichtet, bei der Finanzplanung die Zunahme ihrer Schulden für Investitionen zu begrenzen, wenn der Nettoverschuldungsquotient einen bestimmten Wert überschreitet. Der Selbstfinanzierungsgrad sollte dabei mindestens 80 Prozent betragen. Die Gemeinde Glarus Süd muss sicherstellen, dass sie die Finanzierungslücken in der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung schliesst und das Haushaltsgleichgewicht wiederherstellt.

Das Gemeindefinanzrating

Die Kantonsverfassung weist die Aufsicht über die Gemeinden dem Regierungsrat zu. Ziel der Gemeindeaufsicht ist die Sicherstellung der rechtmässigen Organisation sowie eines ordnungsgemässen Finanzhaushaltes. Die Gemeindefinanzstatistik bildet die Finanzhaushalte der Gemeinden und des Kantons in konsolidierter und vergleichbarer Form ab. Basierend auf der Gemeindefinanzstatistik beurteilt und kommentiert der Bericht die Finanzkennzahlen und stuft die Gemeinden entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit ein. Als Ampelsystem konzipiert, ist das Gemeindefinanzrating für den Kanton ein Frühwarnsystem, um finanzielle Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen. Für die Gemeinden sind die Auswertungen eine wertvolle Aussensicht zur Standortbestimmung. Mit der Veröffentlichung des Berichts zeigt der Regierungsrat den finanziellen Zustand der Glarner Gemeinden und deren Entwicklung offen und transparent auf.