Gemeinderichtplan (GRIP) Glarus Nord – Interview mit Bernhard Alpstaeg

Zurzeit ist der Gemeinderichtplan in aller Munde. Vor allem die neue Zonenplanung für die Eternit (Schweiz) AG gibt in der Bevölkerung Anlass zu Diskussionen. In einem persönlichen Gespräch äussert sich Bernhard Alpstaeg, Patron swisspor-Gruppe, zu diesem wichtigen Thema:



Bernhard Alpstaeg
Bernhard Alpstaeg

Edi Huber*:Was sind die Beweggründe für den Antrag zur Umzonung des Riets?

Bernhard Alpstaeg: Die Umzonung wird nicht nur der Eternit (Schweiz) AG zugutekommen, sondern der ganzen swisspor-Gruppe. In einem neuen gemeinsamen Werk wollen wir Innovationen entwickeln und auf den Markt bringen. Der alte Standort der Eternit (Schweiz) AG ist seit 1903 gewachsen und verschachtelt. Ein effizienter Produktionsablauf ist daher nicht möglich. Eine Studie der Universität Liechtenstein über den heutigen Standort kam zum Schluss, dass auf einen neuen Standort ausgewichen werden muss, wenn die Produktion optimiert und Innovationen geschaffen werden sollen. Diese Umzonung ist eine Chance für den Kanton und für Glarus Nord.

Was dürfen wir uns unter den genannten Innovationen vorstellen?

Es handelt sich dabei um Systemlösungen, eine Kombination von Fassadenplatten und Dämmstoffen.

Wie entwicklungsfähig ist der heutige Standort?

Es ist nicht möglich, den Betrieb zu optimieren und die Kapazität zu vergrössern, ohne die bestehende Produktion stillzulegen. Zu diesem Schluss kam ein Bericht der Universität Liechtenstein. Dadurch würden hohe Kosten entstehen.

Was spricht für den alternativen Standort Riet?

Wir haben den Standort eingehend geprüft. Um ein gemeinsames Werk zu erstellen, brauchen wir eine Fläche von mindestens 20 Hektaren. Ausserdem ist ein direkter Gleisanschluss erforderlich, was am Standort Riet gegeben ist. Dadurch, dass das Riet nah am heutigen Standort ist, sind keine grossen Verschiebungen notwendig. Müsste an einen anderen Standort gezügelt werden, würden über längere Zeit 15 bis 20 Lastwagen durch die Gemeinde fahren. Zudem übernehmen wir als Glarner Unternehmen die soziale Verantwortung für unsere Mitarbeitenden und ihre Familien, indem wir die Arbeits- und Ausbildungsplätze hier behalten und gerechte Löhne bezahlen.

Was passiert bei Annahme des Antrags mit dem alten Areal?

Genaue Pläne werden gemeinsam mit Kanton und Gemeinde nach dem Zügeln entwickelt. Das alte Areal könnte die beiden Dörfer Nieder- und Oberurnen verbinden und als neues Zentrum fungieren. Dabei soll es Platz für Wohnen und Gewerbe bieten. Das Areal hat das Potenzial für rund 300 Arbeitsplätze. Auch in Bilten besteht die Möglichkeit für andere Nutzungen des Areals, was wiederum neue Arbeitsplätze schafft. Allfällige Altlasten werden von der Eternit (Schweiz) AG übernommen.

Wie hoch sind die geplanten Investitionen?

Es handelt sich um zirka 300 Millionen Franken. Zum Vergleich: Die swisspor-Gruppe hat in den letzten drei Jahren rund 250 Millionen Franken an verschiedenen Standorten investiert.

Im Falle einer Bewilligung: Bis wann ist ins Riet gezügelt?

Wir sehen dies über einen Zeitraum von zehn Jahren. Es ist nicht möglich, das neue Werk von heute auf morgen zu bauen und wir würden das daher Schritt für Schritt realisieren.

Haben Sie einen Plan B bei einer Ablehnung?

Nein, wir haben keinen Plan B.

Was würde dies für das Glarnerland heissen?

Das bedeutet ganz einfach, dass die Investitionen von 300 Milionen Franken nicht hier im Glarnerland fliessen werden. Die angesprochenen Innovationen werden dann halt irgendwo anders hergestellt werden.

Für Ihre beiden Standorte hier wäre also die Zukunft hier verbaut?

Nein, nicht unbedingt. Es wird aber schwierig für uns, wenn wir keine Innovationen für die Zukunftssicherung herstellen können.

Wieso wollen Sie im Glarnerland ausbauen und nicht im Aargau?

Wir sind ein Glarner Unternehmen. In den 1970er-Jahren hatte ich die Wannerit AG in Bilten erworben. Dies war ein gutes Geschäft dank den tollen Mitarbeitern. Ich habe die Glarner schätzen gelernt. Deshalb hatte ich mich auch einmal um die Firma Netstal bemüht. 2003 habe ich die Eternit (Schweiz) AG übernommen. Dieser neue Schritt ist daher nur der nächste für die gemeinsame Zukunft der swisspor-Gruppe und dem Glarnerland.

Wir haben gehört, dass Sie einen Konzernchef als Nachfolger ernannt haben – wollen Sie kürzertreten?

Nein, überhaupt nicht. Ich will mich vielmehr auf wichtige Themen mehr konzentrieren können, wie beispielsweise dieses Interview. Die ganze Gruppe soll in den nächsten Jahren weiter wachsen. Die Firmen werden in eine Stiftung überführt. Somit ist die Zukunft der Gruppe klar geregelt, ganz nach unserem Motto: «Bescheiden bleiben und etwas mehr arbeiten als andere».

Wir danken Ihnen für das offene und sehr informative Gespräch.