Gemeindestube Schwanden – Gespräch mit Präsident Paul Aebli

Die Gemeindestube Schwanden steigt dieses Jahr bereits in die 90. Saison. Auch in diesem Jahr wieder mit einem umfangreichen und äusserst abwechslungsreichen Programm. Einen grossen Anteil dazu leistet jedes Jahr ihr Präsident Paul Aebli. glarus24 hatte Gelegenheit, mit ihm über dieses Amt zu sprechen.



Paul Aebli ist seit 25 Jahren Präsident der Gemeindestube Schwanden. (Bild: jhuber)
Paul Aebli ist seit 25 Jahren Präsident der Gemeindestube Schwanden. (Bild: jhuber)

glarus24: Paul Aebli, Sie sind Präsident der Gemeindestube Schwanden. Seit wann üben Sie dieses Amt aus und was hat Sie damals bewogen, diese sicher nicht leichte Aufgabe zu übernehmen?

Paul Aebli: Ich übe das Amt als Präsident schon seit 25 Jahren aus, wenn Sie wollen, ein kleines Jubiläum, das aber nicht gross gefeiert wird. Gewählt wurde ich als Nachfolger von Jürg Gönsch. In diesem Amt kann ich meine Fähigkeit als Organisator bestens einbringen, zudem bin ich kulturell sehr interessiert. Das waren damals die Hauptgründe für meinen Entschluss. Ich wusste aber auch, dass es mir mit dieser Amtsübernahme «eländ dr Ärmel inänimmt». Zu Beginn meines Amtes gab es Anlässe, bei denen fast mehr Interpreten als Zuschauer anwesend waren. Die Gesamtkosten für ein Jahr waren damals geringer als heute eine einzige Veranstaltung kostet. Also für mich zu jener Zeit eine gewaltige Herausforderung. Ich habe rasch einschneidende Änderungen und neue Ideen eingebracht, die rückblickend langfristig viel zum heutigen Erfolg der Gemeindestube beigetragen haben.

glarus24: Das Programm der Gemeindestube wird allgemein als sehr vielseitig und attraktiv bezeichnet. Wer ist für dieses Programm schliesslich verantwortlich?

Paul Aebli: Verantwortlich ist am Ende die Kommission mit 18 Mitgliedern – gleichzeitig auch der komplette Vorstand –, der das gesamte Programm jeweils absegnet. Die Vorschläge kommen in der Regel von mir, aber auch die Kommissionsmitglieder können ihre Anregungen und Ideen einbringen. Es kann aber durchaus sein, dass ein Vorschlag von mir abgelehnt wird oder auf Vorbehalte stösst. So zum Beispiel das Engagement von «Divertimento». Hier waren die etwas hohen Eintrittspreise fast ein Hinderungsgrund. Zum Glück haben wir uns noch anders entschieden, denn «Divertimento» wird zum zweiten Mal den Saal im Gemeindezentrum bis auf den letzten Platz füllen. Wir legen vor allem darauf Wert, dass das Programm vielseitig und ausgewogen ist. Der Kontakt mit den Künstlern und den Agenturen erfolgt aber stets über mich.

glarus24: Sie pflegen einen zum Teil sehr persönlichen Kontakt mit den Künstlern. Wie kommt es oder wie ist es dazu gekommen und haben diese Kontakte auch Einfluss auf das jeweilige Jahresprogramm?

Paul Aebli: Es stimmt, ich bin mit einer Vielzahl von Künstlern sehr gut bekannt und vereinzelt haben sich über die Jahre fast Freundschaften entwickelt. Eine für mich sehr wichtige Person ist sicher Annette Weisbrod, die mir im Laufe der Zeit viele Türen öffnete. So kam zum Beispiel das Engagement mit Gert Westphal oder mit Maria Becker zu unserem grossen Glück zustande. Aber auch mit Martin Studer, dem Organisator und Chef vom neun Zürcher Orchester, das sehr viele junge Talente fördert, pflege ich regen Kontakt. Unter den Talenten auch die Glarnerin Anita Jehle, die unter ihm auftreten konnte. Das ist übrigens auch unsere Philosophie in der Gemeindestube, wir möchten dem Nachwuchs von Zeit zu Zeit eine Möglichkeit bieten, vor Publikum aufzutreten. Im Zusammenhang mit dem jeweiligen Programm ist es mir ein Anliegen zu betonen, dass ich mit den Verantwortlichen von gl-event gmbh aus Glarus und mit Kultur 2012 von der lintharena näfels einen sehr guten Kontakt pflege und wir gegenseitig bei der jeweiligen Programmgestaltung aufeinander Rücksicht nehmen.
Zurück zur Frage des persönlichen Kontaktes. Dieser endet in der Regel nicht, wenn das Konzert oder die Veranstaltung zu Ende ist. Oft treffen wir uns anschliessend mit dem Künstler noch zu einem kleinen Imbiss. Ab und zu lade ich auch Interpreten zu einem «Nachplausch» mit nach Hause ein. Viele Künstler schätzen die Atmosphäre im Saal der Gemeindestube, die ihnen jeweils einen sehr guten Kontakt zum Publikum gibt. Sie kommen alle auf jeden Fall immer wieder gerne nach Schwanden.

glarus24: Sie üben das Amt als Präsident, wie wir erfahren durften, schon seit 25 Jahren aus. Was waren für Sie in den vielen Jahren die absoluten Höhepunkte und wie lange gedenken Sie das Amt, das Ihnen sichtlich Freude und Spass bereitet, noch auszuüben?

Paul Aebli: Solange ich gehen kann, werde ich das Amt als Präsident ausüben! (bei dieser Antwort musste Paul Aebli leicht schmunzeln und seine Gemahlin Gerrie im Hintergrund konnte ein lautes Lachen nicht unterdrücken).
Der absolute Höhepunkt war für mich die Begegnung mit Bertrand Piccard gewesen. Für mich die bisherige Krönung meiner Tätigkeit als Präsident. Weitere bleibende Erlebnisse sind die Kontakte mit den grossen Orchestern, zum Beispiel das Radio-Symphonieorchester Pilsen. Ein persönlicher Erfolg und auch eine Genugtuung sicher auch der Kulturpreis der Gemeinde Schwanden, der im Jahr 2000 an die Gemeindestube verliehen wurde.
Auf die Frage, wie lange ich noch im Amt bleiben möchte, kann ich sagen, dass mein Ziel das 100-Jahr-Jubiläum der Gemeindestube ist, also im Klartext – in zehn Jahren. In nächster Zeit werde ich dafür sicher einige meiner vielen Ämter langsam aufgeben.

glarus24.ch bedankt sich für dieses interessante und vor allem sehr unterhaltsame, lockere Gespräch und wünscht Ihnen und der Gemeindestube Schwanden für das kommende Programm möglichst viele Besucher und hoffentlich aus der ganzen Schweiz.