Gepäckausgabe und das Tagebuch des Offiziers

Dass Offiziere ein Tagebuch führen, ist absolut nachvollziehbar. Dass dies über 60 Jahre hinweg der Fall ist, lässt aufhorchen. Und wenn mit diesen Unterlagen ein Kunstprojekt wächst, werden Kunstinteressierte hellhörig. Es handelt sich, um konkreter zu werden, um Jakob Jenny und das künstlerische, eigenwillig, ungewohnte Umsetzen durch Pat Noser und Monsignore Dies.



Impressionen von der Ausstellung Tagebuch des Offiziers im Güterschuppen in Glarus (Bilder: p.meier)
Impressionen von der Ausstellung Tagebuch des Offiziers im Güterschuppen in Glarus (Bilder: p.meier)

Die Vernissage, angeboten in der Gepäckausgabe des Güterschuppens Glarus, gehört bereits der Vergangenheit an. Auf kleinem Raum ist eine Sammlung gewachsen, die ihresgleichen sucht. Der Glarner Jakob Jenny kam 1872 zur Welt. Im Alter von 17 Jahren begann er mit dem Füllen seiner Tagebücher. Er verstarb 1949 und füllte in dieser Zeitspanne 16 Bände. Er war vielseitig. Berufenen Quellen ist zu entnehmen, dass er im Ersten Weltkrieg als Oberst im Einsatz war, sich auch ausserhalb dieser Jahre als Rennfahrer bewährte, den Glarner Skiclub mitbegründete und sich als Besitzer des «Soolerbogens» in Glarus einsetzte. Die Tagebücher gelangten auf irgendwelchen Wegen und Umwegen ins Landesarchiv Glarus und gerieten mit ihren Inhalten, zu denen auch Fotos, Briefe, Texte und Militärrapporte gehören, unter die Augen von Pat Noser und Monsignore Dies. Damit war das Interesse der beiden Kunstschaffenden unwiederbringlich geweckt. Eine derartige Form von Zeitgeschichte ist eher selten, bietet eine Kompaktheit, die es zu präsentieren gilt.

Die beiden Kunstschaffenden machten sich an die Arbeit, eifrig, auf ganz persönliche Art engagiert, eigenwillig, kontraststark, die Besuchenden mit Fakten konfrontierend, die einer Auslegeordnung bedürfen. Zum ausgestellten Nachlass gehören auch Wandmalereien, Videoarbeiten und Fundstücke aller Art. Vieles ist zusammengetragen worden, ist nun als gar farbige, bunte und wunderliche Vielfalt ausgestellt.

Die Sichtung des gesamten Nachlasses wird noch einige Zeit beanspruchen, später wird alles dem Landesarchiv übergeben. Ob das Leben des Jakob Jenny so wild, farbig und enorm wechselvoll war, wie es in der «Gepäckausgabe» auf kleinstem Raum gezeigt ist, bleibt so etwas wie gut gehütetes Geheimnis.

Jakob Jenny ist Pat Nosers Urgrossvater. Sie (Jg. 1960, Absolventin der Schule für Gestaltung in Zürich, einst Mitglied der Kunstkommission der Stadt Biel, Publizistin) ist regelmässige Besucherin in Glarus und seit zwei Jahrzehnten an den Jahresausstellungen vertreten. Monsignore Dies (Jg. 1969, Kurator Aufbahrungsraum Biel, zahlreiche Ausstellungen und Aufführungen); Musiker, Künstler und DJ; zählt sich ebenso zu jenen, die regelmässig in unserem Kanton weilen.

Die Ausstellung ist bis zum 20. August geöffnet, von Dienstag bis Freitag von 12.00 bis 18.00 Uhr, am Samstag und Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr. Der Schlüssel kann im Kunsthaus Glarus (gegenüber dem Güterschuppen) abgeholt werden.