Gérard Wyss, Antonio Meneses und Martin Zimmermann Musik, Anekdoten und viel Anteilnahme

Wenn eine Veranstaltung als «Gesprächskonzert» mit Durchführung in der Aula unserer Kantonsschule angekündigt ist, macht das auf jeden Fall neugierig. Es braucht dann nur noch das aufmerksame Durchlesen der entsprechenden Unterlagen, bis man Näheres erfahren hat.



Gérard Wyss, Antonio Meneses und Martin Zimmermann (Bilder: p.meier)
Gérard Wyss, Antonio Meneses und Martin Zimmermann (Bilder: p.meier)

Gérard Wyss, Pianist mit Schweizer Wurzeln, feiert mit Beginn des kommenden Jahres seinen 80. Geburtstag. Mit der Kulturgesellschaft Glarus weiss er sich hochmusikalisch, freundschaftlich verbunden. Kein anderer Künstler sei – so war nachzulesen – im Glarnerland häufiger als er aufgetreten. Seit mehr als fünf Jahrzehnten gilt er als erste Adresse, wenn es um Klavierbegleitungen geht. Er wählte nicht den Weg zum anerkannten, gefragten Solisten, sondern widmete sich der Kammermusik, den Auftritten mit Gleichgesinnten, auch mit Sängerinnnen und Sängern und renommierten Orchestern. Es war dann Sache von Martin Zimmermann, die Vielzahl an Auftritten in knapper Form zu hinterfragen, sich nach besonderen Erfahrungen und Erlebnissen zu erkundigen und Namen der musikalischen Prominenz – wie Pierre Fournier, Arthur Grumiaux, Heinrich Schiff, Antonio Meneses (gleichzeitig liebenswürdiger Gast und Mitgestalter dieses echt besonderen Konzerts), Sol Gabetta, Cecilia Bartoli, Nicolai Gedda, Edith Mathis Wolfgang Holzmair – zahlreiche renommierte Festivals in vielen Teilen unserer Welt und CD-Einspielungen zu erwähnen.

Zimmermann, Vizepräsdident der Glarner Kulturgesellschaft, Organist, an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), gefragter Korrepetitor, einst langjähriger Student bei Gérard Wyss, wusste einiges über den liebenswürdigen Gast, dessen Vorlieben und ganz besonderen Erlebnissen – aber eben nicht alles.
Gut gelaunt und bereitwillig steuerte Gerard Wyss das eine oder andere bei. Sei es beispielsweise, dass mal ein Nachbarsbub mitten in ein Konzert reinrief, dass sich Gérard Wyss echt die Schuhe poliert habe, sei es, dass er während seiner Gymnasialzeit einen Prüfungsexperten echt überzeugen musste, dass er gewählte Stücke wirklich ab Blatt spiele, dass er auf Anfrage mit weltberühmten Stars zusammengespielt und rumgereist sei, dass er mal den Rocksänger Sting in St. Moritz getroffen habe und zum Leidwesen seiner Kinder nicht mal ein Autogramm nach Hause gebracht habe. Er erwähnte ein Konzert in zu grosser Hitze, kam auf schlechte Flügel zu reden, befasste sich mit den Launen des jeweiligen Publikums, berichtete von einer Anfrage, als Begleiter von Cecilia Bartoli aufzutreten – es purzelte ein Erlebnis nach dem andern raus. Man hörte riesig gerne, mit Hingabe zu. Gérard Wyss ist überzeugt, dass das Publikum bei kleineren Anlässen viel aufmerksamer und musikkundiger sei als bei irgendwelchen Festivals, wo man so viele Promis antreffe, die nicht wegen des jeweiligen Programms anwesend seien. Man glaubte ihm das gerne und freute sich über die Ehrlichkeit dieses hochkarätigen Mannes, der gewiss ganz viel erlebt hat. Wyss begrüsste so zwischendurch, dies mit viel Charme, Martina Jankowa, eine Sängerin im Publikum.
Er kam dann aufs zu erwartende Programm zu reden und stellte den Cellisten Antonio Meneses, in Brasilien geboren, Studien in Düsseldorf und Stuttgart, seit 30 Jahren mit ihm auf Tournee, gefragter Mitgestalter unter berühmten Dirigenten, passionierter Kammermusiker in herzlicher Weise vor.

Beim Anhören der ausgewählten Stücke von Beethoven, Mozart und lateinamerikanischen Komponisten spürte man die riesige gegenseitige Abgestimmtheit und den inhaltsstarken Ausdrucksreichtum, der – beinahe wie ein wertvolles Geschenk – aufklang. Es waren mannigfaltige Gefühle, stürmisches Enteilen, wirbliges Hindrängen, ruhiges Verharren, Kraft, enorm Besinnliches, die sich aneinanderfügten, Kurzweil und hohe Anteilnahme weckten. Es machte sich gar viel Abwechslung breit. Von diesem meisterlichen Interpretieren liess man sich bereitwillig mittragen, staunend, hohen Anteil nehmend. Es war meisterhaft schön, perfekt, kraftvoll, reich an mannigfaltigen Gefühlen.

Es schlossen zum Ende musikalischen Friandisen aus Brasilien an. Zum Entstehen dieser kurzweiligen spiel- und gestaltungstechnisch enorm fordernden Stücke sprach Antonio Meneses. Es gab verdient hohen, langen Beifall, es kam zu einer kurzen Zugabe und dann zum für viele wohl allzu raschen Abschied. Gerne und bereitwilligst hätte man noch lange hinhören und mitgeniessen können.