Geschichten, die das Leben schrieb – Bowling mit Clint Eastwood

Bowling ist in den USA eine sehr verbreitete Sportart und wird auch seriös betrieben. An jeder Ecke findet man kleine und grosse Hallen. Joe`s Bowl, Fillmore Bowling, Italian Bowl, 10 Pin Bowling und wie sie alle heissen.



Perferkte Ballabgabe
Perferkte Ballabgabe

Ich habe Bowling jedoch nicht in Amerika kennen gelernt, sondern in Wien. Ich war von Anfang an begeistert und habe diesen Sport viele Jahre seriös betrieben. In meiner besten Zeit schaffte ich es sogar unter die 10 Prozent der besten Spieler der Welt. Das waren gute Zeiten. Ist aber auch schon wieder eine ganze Weile her.

Amerika ist für alle Bowling-Liebhaber ein El Dorado. So war es das auch für mich. Kaum in San Francisco angekommen, machte ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Bowling-Halle. Und es musste auch eine neue Ausrüstung her. Bowling-Kugel ist ja nicht gleich Bowling-Kugel. Das gibt es kleine, aber feine Unterschiede. So liess ich mich professionell beraten und hinterliess im Geschäft ein kleines Vermögen. Aber ich wusste nun, das Beste vom Besten zu haben, da kann ja nichts mehr schiefgehen. Die Ausrüstung hatte ich. Auch die Bowling-Halle war schnell gefunden. Im Presidio Park in San Francisco. Einem ehemaligen US Army Camp. Klein, aber fein. Nur 12 Bahnen. Das war genau das Richtige für mich. Ich mochte die grossen Hallen nicht so. Die meisten hatten so an die 50 Bahnen nebeneinander. Die grösste Halle, in der ich mal gespielt habe, war in Las Vegas. 120 Bahnen. Alle schön nebeneinander aufgereiht. Eindrücklich, aber für mich zu gross. So war ich mit meiner Entdeckung sehr zufrieden.

Nun, Sie fragen sich bestimmt, was hat Clint Eastwood eigentlich damit zu tun. Also, das war so: Eines Morgens war ich wieder einmal in meiner Bowlinghalle beim Training. Morgens um 9 Uhr war ich der einzige Spieler in der Halle. Aus meinen Augenwinkeln sah ich, wie ein Mann in Flanellhemd und verwaschenen Jeans, zwei Bahnen neben mir, seinen Bowlingball aus einer Stofftüte nahm und sich zum Spielen bereitmachte. Das ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch irgendwie schien ich diesen Mann zu kennen. Also schaute ich etwas genauer hin. Und schaute wieder weg, Und schaute nochmals hin. Ist er es, oder ist er es nicht? Clint Eastwood, einer der bekanntesten Schauspieler der Welt. Spielt neben mir Bowling. Das kann doch fast nicht sein. Doch beim dritten Mal hinschauen war ich mir sicher. Er ist es. Na gut, auch er hat das Recht auf Freizeit und etwas Spass.

Ich bin kein Mensch, der sofort auf Promis zusteuert und Unterschriften möchte. Er hat sich entschieden in dieser, etwas versteckten Bowlinghalle zu spielen. Und so liess ich ihn auch. Meine Freude war natürlich gross. Ich kenne viele seiner Filme. Einer davon ist «Die Flucht von Alcatraz». Und diese Insel liegt nur wenige Hundert Meter von San Francisco entfernt. Übrigens habe ich einmal beim Besuch von Alcatraz einen echten Insassen kennen gelernt. Sein Name, Jim Quillen.

Aber nun zurück zum Spiel. Meine Resultate waren gut. Und immer wieder schielte ich zu Clint Eastwood hinüber. Bowling schien nicht seine ganz grosse Stärke zu sein. Doch plötzlich schlug mein Herz etwas höher. In einer Spielpause kam er auf mich zu, streckte seine Hand aus und sagte: «Hi, i`m Clint.» «Hallo, my Name ist Martin», sagte ich etwas stotternd. Keine Ahnung, was er von mir wollte. «Would we like a Beer»? Ob ich mit ihm ein Bier trinken wolle. Natürlich wollte ich. Und es begann eine angeregte Unterhaltung über Bowling. Wann und warum welche Kugel die beste ist. Welche Technik bevorzugt wird und so weiter. Er genoss es sichtlich. Und ich erwähnte mit keinem Wort seine Filme. Mir schien, als genoss er es sichtlich, einmal nicht über seine Karriere und Filme zu sprechen. Er erzählte mir, dass er in San Francisco noch eine Wohnung besitzt und er, wenn es seine Zeit erlaubt, ab und zu auch Bowling spielt.

Eine tolle Begegnung mit einem gefeierten Hollywood-Star, den ich vorher nur von der Leinwand kannte. Eindrücklich wie einfach und menschlich er sich verhielt. Keine Spur von Starallüren oder Hochnäsigkeit. Einfach ein Mensch, der zum Spass etwas Bowling spielen wollte und zufällig mich traf.