Geschüttelt, nicht gerührt

Die 122. Hauptversammlung von Gastro Glarnerland, dem Arbeitgeberverband der Restauration und Hotellerie im Kanton Glarus, ging am Montag, 24. April, über die Bühne, alles andere als langweilig.



Geschüttelt, nicht gerührt

«Gastro Glarnerland vertritt die Interessen des regionalen Gastgewerbes und pflegt den Kontakt zu Glarnerland Tourismus, zum Kantonalen Gewerbeverband sowie generell zu Politik und Wirtschaft, Behörden und Öffentlichkeit.» So steht es auf der Homepage. Präsident Hansjürg Rhyner kam in seinem Jahresrückblick auf Trends zu sprechen, die für das Gastgewerbe wichtig sind und denen man sich nicht verschliessen solle.

Trends, denen sich die Gastronomie nicht verschliessen darf

«Pflanzliche Speisen werden immer wichtiger, ob uns das gefällt oder nicht.» Auch verlangen die Gäste je länger, je mehr nachhaltig produzierte Menüs. Es sei auch eine Tatsache, dass deutlich weniger Alkohol konsumiert werde bei grossen Kundenanlässen. «Globale Küche wird schweizweit immer gefragter. Bei uns im Kanton ist der Trend vorhanden, aber nicht so stark, dass traditionelle Gerichte verdrängt werden.» Rhyner machte sich stark, Trends offen zu begegnen. Er nannte auch die steigende Nachfrage nach Erlebnisgastronomie wie Dinieren im Weinkeller an einer Tafel. Es sei wichtig, aus der Komfortzone zu kommen und den Gästen Überraschendes zu bieten.

Güterschuppen ist nicht gleich Güterschuppen

In Arosa gibt es, wie in Glarus, einen Güterschuppen. Jener von Arosa ist für Rhyner ein Vorzeigeprojekt, er sehe toll aus und biete echte Erlebnisgastronomie. Demgegenüber sei der hiesige Güterschuppen «der Schandfleck von Glarus», da die Bausubstanz langsam kaputt gehe und er von aussen wie eine Müllhalde wirke. Hier wünsche er sich ein neues Konzept wie die Integration der Rollbar.

Ramhapp und Rhyner rütteln auf

Gespannt war man auf die beiden Gäste Leopold Ramhapp und Roger Rhyner, die auf der HV-Einladung als «kreative Köpfe» angekündigt wurden, die der Versammlung Visionen zur «Förderung des Shopping-, Gewerbe- und Kulturangebots» von Glarus näherbringen wollten.

Sie präsentierten sich als Vermittler und Ideengeber, die durch ihre Arbeit bei VISIT Glarnerland in Kontakt mit Leistungs- und Entscheidungsträgern treten. «Wir sind richtig auf die Welt gekommen», sagte Ramhapp im Hinblick auf die Schwierigkeiten, die sich ihnen offenbarten. Es gebe unglaublich viel ungenutztes Potenzial, obwohl viele Behörden und Menschen bereit seien, etwas zu bewegen.

VISIT Glarnerland sei offen für alle, die Unterstützung für ihre Ideen brauchen und bereit sind, Ungewöhnliches zu wagen. Dafür müsse man sich aus der Komfortzone begeben. Dass damit nicht Änderungen auf der Speisekarte, sondern ein Umdenken gemeint ist, machte Roger Rhyner den Gastwirten klar: Er empfahl, eine Selbstversorgung mit Lebensmitteln anzustreben. Es sei möglich, mit Permakultur selbst hochwertige Lebensmittel zu produzieren, die sich rentabel verwenden lassen.

«Wir nehmen kein Blatt vor den Mund», sagte Ramhapp und sprach konsequent auch Unbequemes an. Dem Jahresbericht des Kassiers hatte er entnommen, dass Gastro Glarnerland ein Vermögen von 436 000 Franken hat. Damit müsse etwas unternommen werden, so Ramhapp, es könnten damit Workshops für die Mitglieder veranstaltet werden. Es reiche nicht, die üblichen Vereinsanlässe anzubieten. Im Saal waren verdutzte Gesichter zu sehen.

Gemischte Gefühle beim Apéro

Wie kam diese «Predigt» an bei den Mitgliedern von Gastro Glarnerland? Beim Apéro war Verschiedenes zu hören. Ein Wirt war begeistert von der Unterstützung, die er von VISIT Glarnerland bei der Gestaltung seiner Homepage erhalten hatte. Ein anderer fand, Ramhapp und Rhyner seien ja erst seit zwei Monaten in dieser neuen Position und da werde vieles wieder verpuffen, weil es unrealistisch sei. Die einen waren «geschüttelt», sprich: aufgerüttelt, die anderen blieben (un)«gerührt».