Gesellschaft Freunde des Freulerpalasts

Viele Vereinsverantwortliche verrichten ihre wertvolle Arbeit aus dem Hintergrund heraus, treten kaum an die Öffentlichkeit. Die Gesellschaft Freunde des Freulerpalasts, präsidiert von Martin Küng, gehört mit ihren gut 330 Mitgliedern zu diesen im Stillen wirkenden Vereinen. Gäbe es sie nicht, wären die letztjährige, stark besuchte Ausstellung «Käppi, Kutte, Krinoline» und anderes nicht realisiert worden.



Quästor; Martin Küng
Quästor; Martin Küng

Mit finanziellen Zuwendungen werden Aktivitäten des Freulerpalasts (Ausstellungen, Theater wie «Fridolin & Felicitas», eine von der Autorin und Regisseurin Danièle Florence Perrin geschrieben Glarner Liebesgeschichte) regelmässig und recht grosszügig unterstützt. Anlässlich der ordentlichen Hauptversammlung – natürlich «standesgemäss» im Rittersaal des Freulerpalasts – waren Wahlen vorzunehmen. Überraschungsgast war Richi Bertini, der zum Thema «Ziger» gar vieles zu erzählen wusste. Die Nachfolgerin der Museumsleiterin Susanne Grieder, Dr. Bettina Giersberg aus Schmerikon, stellte sich vor. Erfreulich angestiegen ist die Zahl der Besucher.

Die traktandierten Geschäfte wurden in bemerkenswertem Tempo behandelt. Das jeweilige Abstimmungsergebnis zeigte, dass das Vertrauen in den Vorstand mit Präsident Martin Küng; Jean-Claude Stricker, Rechnungsführung; und Gabriela Schiesser, Aktuarin, begrüssenswert gross ist.

Gewürdigt und verdankt wurden die Verdienste von Hermann Hess, der nach 30 Amtsjahren in den verdienten Ruhestand wechselte. Er stand am Empfang, war Aufsichtsperson, Hauswart und kundiger Referent bei Führungen; diese Vielfalt ist und bleibt einzigartig. Mit einem Pensum von 40 Stellenprozenten hat Ernst Gallati die Nachfolge im Sommer des vergangenen Jahres übernommen. Im Empfangsbereich sind vier Damen mit je 20-prozentigen Pensen tätig.

Zu Finanziellem äusserte sich Jean-Claude Stricker. Es sind ein Aufwand von rund 22 500 Franken, die Beitragsleistung von 9000 Franken ans Museum, Verwaltungskosten von leicht mehr als 2000 Franken und ein erfreulicher Gewinn ausgewiesen. Die Mitgliederbeiträge bleiben mit 30 Franken (Einzelpersonen / Ehepaare), 60 Franken (Kollektivmitglieder) und 1000 Franken (Mitgliedschaft auf Lebenszeit) unverändert.

Der Vorstand erhielt die Kompetenz, über 10 000 Franken zugunsten des Freulerpalasts entscheiden zu können. Der bisherige Beitrag wurde damit verdoppelt. Es wird somit möglich, zur jeweiligen Mitgliederversammlung in zweijährigem Turnus einladen zu können.

Als Revisor demissionierte Fredo Landolt, Nachfolger wurde der als Treuhänder tätige Marcel Häni.

Demissioniert hat die Kuratorin Susanne Grieder nach zehn Amtsjahren. Ihre sehr kreative und kompetente Arbeit wurde gewürdigt. Als Nachfolgerin wählte der Stiftungsrat Dr. Bettina Giersberg aus Schmerikon, dies aus 40 Bewerbungen. Die neu Gewählte ist Historikerin, wuchs in Potsdam auf, war unter anderem in einer grossen Schlossverwaltung und als Leiterin im Sächsischen Weinbaumuseum bei Dresden tätig. In Ebnat-Kappel hat sie das Museum Ackerhus kuratiert. Sie nimmt ihre Arbeit im Juni auf. Sie freue sich auf die neuen Aufgaben und habe sich bereits in gewissem Umfang einarbeiten können.

Im Jahre 2021 wird das Museum 75 Jahre bestehen, Grund genug für die Erneuerung des Textildruckmuseums und umfassende Restaurationsarbeiten im Nebenflügel. Zudem soll mit dem Einbau eines Lifts der behindertengerechte Zugang ermöglicht werden.

Der Stiftungsrat des Freulerpalasts weist zudem darauf hin, dass als Leiter der Museumskommission Frank Gross aus Netstal und Bernadette Epprecht aus Näfels, Direktorin Modeco Zürich, als weiteres Mitglied dieses Gremiums gewählt worden sind.

Martin Küng verdankte die Wertschätzng und das grosse Unterstützen aller Mitglieder, wünschte alles Gute und wies auf den offerierten Apéro und gewiss willkommene Gespräche hin.

Und dann kam Richi Bertin als Überraschungsgast. Er wusste so vieles über die Geschichte des Zigers, dass es dauerte, bis sein «Zigerchratte» leer war. Geschichtlich musste der kundige Erzähler ganz weit ausholen, bis er zum Hauptthema kam. Die grüne Köstlichkeit sei nicht im Glarnerland entstanden. Er sei nach wie vor ein Heilmittel, fördere geistige Fähigkeiten, sei anno 1463 das erste zertifizierte Produkt gewesen, durch den Molliser Fridolin Strub sogar in England angeboten worden. Er habe dann Saatkartoffeln zurückgebracht.

Den Bogen von Geschichtlichem spannte der gar kurzweilig und interessant Schildernde zum irischen Glaubensboten Fridolin, der gar nicht aus Irland, sondern aus der Bretagne stamme und den Heiligen Hilarius verehrt habe. Entstanden ist unter Fridolin das Kloster in Säckingen, die Christianisierung in den Vogesen, Süddeutschland und dem Elsass begann damit. Säckingen sei das erste, anno 512 gegründete Frauenkloster gewesen. Vieles sein in Chroniken in Konstanz nachzulesen. Bertini flocht Geschichten zu ausserehelichen Liebschaften, zu Hildegard von Bingen und deren riesigem Herbarium und Erforschen des grünen Steinklees samt wohltuendem Effekt bei Verdauungs- und Blutdruckproblemen ein. Und flugs kam es zu den Geschehnissen bei der Näfelser Schlacht samt handfestem Auseinandersetzen, der Loslösung von Säckingen und – den Erfolgen mit dem Ziger. Das wollte den Glarnern nicht so gelingen. Das Heil- und Genusskraut wuchs nur im Raume Lachen. Heute ist die Sache fest in glarnerischen Händen. Richi Bertini gab zum Abschluss preis, dass ein klein wenig Ziger beim Genuss eines Käsefondues «eebig raar» sei.